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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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An Garda Síochána.«
    Er verstaute ihre Tasche in seinem Wagen und fragte sie, wo sie untergebracht sei. Vom Flughafen in Swords war es nur eine kurze Fahrt nach Coolock. Wie sich herausstellte, handelte es sich dabei um eine Gegend im Norden von Dublin, die irgendwo zwischen der Stadtautobahn M1 und dem nördlichen Bogen der Dublin Bay lag.
    »Croke Park befindet sich gleich hier ein Stück die Straße runter«, erklärte Lenaghan. »Im Februar waren wir alle in Croke im Einsatz. Das Rugbymatch, wissen Sie? England gegen Irland. Ihre Jungs hatten vorher noch nie in Croke spielen dürfen, aus ersichtlichen Gründen.«
    Fry runzelte die Stirn, da sie glaubte, ihr sei irgendeine obskure Tatsache in Bezug auf Rugby entgangen.
    »Aus ersichtlichen Gründen?«
    »Wegen den Black and Tans.«
    Nach ein paar Sekunden interpretierte Lenaghan ihr Schweigen richtig.
    »Haben Sie schon mal was von den Black and Tans gehört? Von dem Massaker von 1920?«
    »Tut mir leid.«
    Lenaghan starrte Fry verwundert an. Genau genommen starrte er sie so lange an, dass sie sich Sorgen machte, weil sich sein Wagen dabei gefährlich dem Straßenrand näherte.
    »Bei einem Match zwischen Dublin und Tipperary wurden dreizehn Zuschauer getötet. Sie wurden von den Black and Tans erschossen. Das war das ursprüngliche Bloody-Sunday-Massaker. Aber das lernen Sie doch in England bestimmt in der Schule, Sergeant?«
    »Nein. Diese Black and Tans waren also Engländer?«
    Lenaghan schüttelte resigniert den Kopf. »Achthundert Jahre Unterdrückung, und Sie vergessen es einfach.«
    Man hatte ihr ein Zimmer in einer Pension namens Flyover B&B gebucht, in der es Anrichten aus Kiefernholz und schmiedeeiserne Kaminöfen gab. Der Name Flyover, »Überführung«, passte genau zu der Lage der Pension, unmittelbar unter der Anschlussstelle 1 der Autobahn, wo diese mit der Upper Drumcondra Road zusammentraf.
    Fry verabredete sich mit Lenaghan für den nächsten Morgen und packte in ihrem Zimmer aus. Dann schaltete sie den Fernseher ein, weniger, um sich irgendetwas anzusehen, sondern vielmehr als Hintergrundgeräusch.
    Schließlich griff sie zu ihrem Handy. Es hatte automatisch auf einen regionalen Netzanbieter in Irland umgeschaltet, und sie hatte keine Nachrichten verpasst. Sie legte es auf den Tisch neben dem Bett. Doch an diesem Abend klingelte es nicht mehr.
     
     
    Cooper saß in seiner Wohnung in der Welbeck Street und sah sich die Nachrichten im Fernsehen an, während sein Kater Randy auf seinem Schoß schnurrte und er sich sein Handy ans Ohr hielt.
    »Und was möchtest du heute Abend machen?«, fragte er.
    »Ich möchte einkaufen gehen«, erwiderte Liz. »Ich muss noch ein paar Sachen auf den letzten Drücker besorgen.«
    »Tatsächlich? Ich hätte gedacht, du wärst besser organisiert. Ich habe dich immer für jemanden gehalten, der alles schon vor Monaten erledigt hat. Schubladen voller sorgfältig eingewickelter und beschrifteter Geschenke für alle, die dir eingefallen sind.«
    »Geschenke, ja. Aber ich muss noch ein paar andere Sachen für den ersten Weihnachtsfeiertag besorgen.«
    »Und das möchtest du heute Abend machen?«
    »Ja, Ben.«
    Cooper tauschte einen Blick mit seinem Kater Randy. Er hatte noch nie verstanden, was den Reiz am Einkaufen ausmachte, doch an einem Montagabend einkaufen zu gehen, erschien ihm geradezu absurd.
    »Also gut. Wohin möchtest du gehen?«
    »Ins Meadowhall-Einkaufszentrum. Wir sind in einer guten halben Stunde dort, und es hat heute bis neun Uhr geöffnet.«
    »Meadowhall? Eine Woche vor Weihnachten? Du machst Scherze. Was meinst du, was dort los ist – da herrscht Chaos.«
    »Ist schon in Ordnung, wenn du nicht mitkommen willst, Ben.«
    Cooper seufzte. »Doch. Das wird sicher eine Erfahrung.«
     
    David Palfreyman öffnete den Schrank und holte die Whiskeyflasche heraus. Glenfiddich, und sie war noch halb voll. Er lächelte zum ersten Mal an diesem Tag.
    »Es gibt also doch einen Gott.«
    Der Tag war anstrengend gewesen, und er hatte sich einen Schluck verdient. Die Polizei hatte ihn noch einmal befragt, und Mel hatte ihn besucht. Eigentlich war die ganze Woche ziemlich anstrengend gewesen, mit den Neuigkeiten von der Pity Wood Farm, die sich im Ort wie ein Lauffeuer verbreitet hatten, und mit dem Mord an Tom Farnham. Doch er hatte der Flasche bislang widerstanden, hatte nicht einmal einen Blick in den Schrank geworfen. Jetzt war es allerdings Zeit für einen großen Whiskey. Für einen sehr großen Whiskey.

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