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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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darüber, dass sein Haus verflucht gewesen sei, hatte ihn stark an seine eigene Mutter auf dem Höhepunkt ihrer Krankheit erinnert.
    Vor allem aber hatte es ihn an einen traumatischen Zwischenfall erinnert, der sich ereignet hatte, kurz bevor der Familie bewusst geworden war, dass Isabel Coopers Zustand einen Punkt erreicht hatte, an dem sie sie nicht mehr zu Hause behalten konnten.
    Allem voran aber erinnerte sich Cooper an den Gestank. Es kam ihm vor, als sei dieser lautlos und schnell in seinen Wagen eingedrungen wie tödliche Abgase aus einem Loch im Auspuff.
    Im Zimmer hatte ein Gestank geherrscht, der schlimmer war als alles, was er jemals auf einer Farm gerochen hatte. Keine Jauchegrube, kein Absetzbecken, kein frisch ausgenommener Hase oder Fasan hatte jemals so entsetzlich gerochen wie der gänzlich menschliche Gestank, der im Zimmer hing. Die Tapeten und die Bettwäsche, die auf einem Haufen am Boden lag, waren mit Exkrementen beschmiert. Eine Pfütze Urin trocknete zu einem klebrigen Fleck auf dem Teppich, wo bereits früher ähnliche Pfützen mit Desinfektionsmittel weggeschrubbt worden waren und blasse Stellen hinterlassen hatten, die an die Relikte einer bösartigen Hautkrankheit erinnerten. Auf dem Läufer lag ein Stuhl, dem ein Bein fehlte. Ein Vorhang war von der Stange gerissen worden, und auf allen Oberflächen lagen die Seiten von Büchern und Zeitschriften wie Laub verstreut. Ein rosafarbener Pantoffel lag grotesk in einer hölzernen Obstschale auf der Kommode, und an der obersten Schublade lief ein Rinnsal Blut hinab, das sich an dem Holzgriff gabelte. Der Inhalt der Schubladen und des Schranks war ausgeleert worden und lag in einem chaotischen Haufen auf dem Bett.
    Unter diesem Haufen ertönte ein Geräusch, monoton und unmenschlich, ein tiefes, verzweifeltes Klagen. Als er auf das Bett zuging, bewegte sich der Haufen, und das Klagen verwandelte sich in ein ängstliches Wimmern. Cooper wusste, dass die Krise überwunden war, für den Augenblick. Doch diese Krise war die bislang schlimmste gewesen, daran bestand kein Zweifel. Die Beweise dafür waren allgegenwärtig.
    Er beugte sich über einen Mantel mit künstlichem Pelzkragen, achtete jedoch darauf, das Bett nicht zu berühren, aus Angst, eine heftige Reaktion auszulösen. Der Mantel war mit einem vertrauten Geruch durchtränkt, der einen schmerzhaften Kloß in seinem Hals her vorrief. Eine blasse Hand war kurz sichtbar, als sie nach einem Ärmel und nach einem Rocksaum griff, um diese zur Tarnung näher heranzuziehen. Die Finger verschwanden wieder in der Dunkelheit wie ein Krebs, der sich in seine Schale zurückzieht. Das Wimmern verstummte.
    »Das war der Teufel«, sagte eine dünne Stimme tief unter dem Haufen von Kleidungsstücken. »Der Teufel hat mich dazu angestiftet.«
    Die Mischung aus verbrauchter Luft, Schweiß, Exkrementen und Urin sorgte dafür, dass Cooper glaubte, sich übergeben zu müssen. Er schluckte und zwang sich, sich zu beruhigen.
    »Der Teufel ist wieder weg. Du kannst jetzt rauskommen, Mum. Der Teufel ist weg.«
     
    Als Fry erneut den Vernehmungsraum betrat, um Martin Rourke ein zweites Mal zu befragen, war ihm gestattet worden, einen Anwalt zu konsultieren. Sie rechnete mit einer Serie von »Kein-Kommentar«-Antworten und einem frustrierenden Ausgang ihrer Reise nach Dublin. Aber vielleicht war hier alles anders.
    »Natürlich erinnere ich mich an sie«, sagte Rourke ohne Umschweife. »Ich möchte ehrlich zu Ihnen sein.«
    »Sie erinnern sich an wen?«
    »An Nadezda, die Slowakin. Sie konnte nicht widerstehen, das Crystal Meth selber auszuprobieren, die blöde Kuh. Das hat sie fahrlässig gemacht. Es war klar, dass sie sich früher oder später umbringen würde.«
    »Sich umbringen? Wollen Sie damit sagen, dass Nadezda Halak bei einem Unfall ums Leben gekommen ist?«
    »Genau so war es. Es war ein Unfalltod, verursacht durch ihre eigene Fahrlässigkeit. Die hat zumindest dazu beigetragen.«
    Fry warf Lenaghan einen Blick zu, der ihr mit einem Nicken zu verstehen gab, dass sie fortfahren solle.
    »Mr Rourke, bitte beschreiben Sie genau, was passiert ist – in Ihren eigenen Worten.«
    »Tja, da gibt es nicht viel zu erzählen. Eines Tages gab es in einem der Schuppen eine Explosion. Keiner von uns wusste, dass die Chemikalien so gefährlich sind. Nada hatte am nächsten an dem Zeug gestanden, als es in die Luft flog.«
    »Nada ist...?«
    »Die Frau, von der Sie gesprochen haben. Nadezda Halak. Wir haben sie immer

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