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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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Betrogenen. Das Ding musste weg.«
    »Das hat doch bestimmt Auseinandersetzungen ausgelöst.«
    »Auseinandersetzungen, jawohl. Fürchterliche Streitereien. Derek wollte nichts davon wissen, und nach einer Weile haben wir dann überhaupt nicht mehr über das Ding gesprochen. Eines Nachts, während er schlief, habe ich es von der Wand genommen, in Stücke geschlagen und im Ofen verbrannt. Anschließend habe ich die Asche herausgekratzt, bin zum Carsington-Stausee gefahren und habe sie ins Wasser geschüttet. Und Billy war weg. Denn wer gestorben ist, der ist gerechtfertigt und frei von der Sünde .«
    »Wie hat Ihr Bruder reagiert, als er es herausfand?«
    »Er hat getobt. Derek war immer labil, er ist nie Gott gefolgt. Er ist vom Pfad abgekommen. Gott habe ihn selig, aber er war ein hoffungsloser Fall.«
    »Wir haben in Ihrer Küche Spuren von Kaliumnitrat gefunden – das ist Salpeter. Und andere Zutaten eines Rezepts für eine Hand des Ruhms. Sagt Ihnen das etwas?«
    »Ah, er hat immer herumgemurkst. Mit Sachen herumhantiert, von denen er nichts verstand. Den Teufel herausfordern, habe ich es genannt. Ich hatte nichts dafür übrig. Ich habe sein Zeug immer weggeworfen, wenn ich es fand, oder es ins Spülbecken geschüttet. Irgendwann fing er an, Sachen vor mir zu verstecken, aber ich habe es gerochen. Den Gestank des Bösen vergisst man nie.«
    Cooper erinnerte sich an die Küche auf der Pity Wood Farm, an den tropfenden Wasserhahn und an die undefinierbaren Behälter, die im Kühlschrank neben der Milch der Bauarbeiter gestanden hatten. Den Gestank würde er vielleicht tatsächlich nie mehr vergessen. Ob es sich dabei um den Gestank des Bösen gehandelt hatte, war jedoch vermutlich Interpretationssache.
    »Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen«, sagte Sutton und wirkte plötzlich erregt. »Was wollen Sie denn von mir?«
    »Mr Sutton, es war der Kopf, nicht wahr? Es hatte nichts mit einer Hand des Ruhms zu tun. Nachdem Sie Billy hinausgeworfen hatten, wollte Ihr Bruder einen Kopf haben.«
    Sutton fixierte ihn nervös mit seinen mittlerweile wässrigen Augen, und Cooper glaubte, er würde ihm jeden Moment völlig entgleiten.
    »Ich glaube, woran ich glaube. Aber Dereks Glaube war anders. Wenn man an etwas glaubt – wirklich daran glaubt -, dann ist man auch bereit, bis zum Äußersten zu gehen.«
    »Was soll das heißen, Sir?«
    »Sie war bereits tot. So tot, wie man sein kann. Derek hat gesagt, es würde ihr nicht mehr wehtun. Der Körper ist nur noch eine Hülle, nachdem die Seele an einen besseren Ort gewandert ist.«
    »Und deshalb haben Sie sie ausgegraben und ihr den Kopf abgetrennt?«, sagte Hitchens entsetzt. »Ich fasse es nicht.«
    »Nein, nein. Na ja, er war bereits... lose, mehr oder weniger.«
    Cooper fielen Geschichten über Ausschreitungen an Galgen ein, wo die Angehörigen gehängter Verbrecher mit den Helfern von Anatomen um die Leiche gekämpft hatten. Die Leute hatten unterschiedliche Gründe, weshalb sie einen Leichnam oder Teile davon besitzen wollten.
    »Derek hat gemeint, wir bräuchten einen anderen Kopf«, sagte der alte Mann schließlich. »Aber er hat sich getäuscht. Es hat nie etwas gebracht, oder?«
    Cooper lehnte sich zurück und fühlte sich plötzlich ausgelaugt. Er hatte nicht bemerkt, wie angespannt er gewesen war, wie viel Energie er aufgewendet hatte, um den alten Mann zum Sprechen zu bewegen und um so lange wie nötig seine Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten.
    »Nein, Mr Sutton«, sagte er erschöpft. »Es hat nichts gebracht.«
    Raymond Sutton blickte sich im Zimmer um, und der Ausdruck in seinen Augen wurde verschwommen, als durch das Fenster Licht in sie fiel. Tränen glitzerten zwischen seinen Wimpern und liefen ihm langsam über die Wangen.
    »Ich möchte, dass Sie jetzt gehen«, sagte er. »Ich möchte, dass alle gehen.«
     
    Als Cooper den Vernehmungsraum verließ, ertappte er sich dabei, dass er unkontrolliert zitterte. Er konnte sich nicht vorstellen, vom Verwahrungstrakt über den Parkplatz zur Einsatzzentrale zurückzugehen, um seine Notizen zu transkribieren, als sei nichts geschehen. Deshalb setzte er sich stattdessen ein paar Minuten lang in seinen Wagen.
    Er konnte die Tatsache nicht verbergen, dass er die Befragung von Raymond Sutton als unerträglich schwierig empfunden hatte. Doch zumindest wusste er, weshalb – und es hatte nicht nur an seiner Neigung gelegen, mit Außenseitern zu sympathisieren, wie Diane Fry gesagt hätte. Raymond Suttons Gerede

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