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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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Mantel, der in einem Schrank unter der Treppe hing.
    Im Obergeschoss gab es drei Zimmer. Es war schwierig zu sagen, welche davon zuletzt bewohnt worden waren, da sich in allen gleich viel Müll und alte Kleidungsstücke befanden. Das mittlere Zimmer blickte zum Hof und wirkte dunkler und kälter als die anderen beiden.Wenn Cooper sich ein Zimmer hätte aussuchen können, wäre seine Wahl auf keinen Fall auf dieses gefallen.
    Die Küche schien der Teil des Hauses zu sein, der sich im besten Zustand befand. Ein schwarzer schmiedeeiserner Kochherd beherrschte ein Ende des Raumes, und in seiner Nähe tropfte noch immer ein Wasserhahn in ein eckiges Keramikspülbecken, als hätte ihn gerade jemand nicht richtig zugedreht. Das gesamte Mobiliar war ebenfalls noch da: ein großer Tisch aus Kiefernholz mit verschrammten und geschwärzten Beinen, zwei uralte Sessel und eine Anrichte mit Geschirr und Besteck.
    In einer Ecke und entlang der hinteren Wand stöberte Cooper eine Anzahl von undefinierbareren Gegenständen auf. Er zählte ein Dutzend aufeinandergestapelte Pappschachteln, wobei sich die unterste unter ihrer Last leicht verformt hatte. Auf einem Stuhl in der Nähe des Kochherds lag ein Stapel Kleidungsstücke, und hinter der Außentür hingen weitere Jacken und Overalls. In dieser Küche schien die Zeit stehen geblieben zu sein, als sei sie in dem Augenblick erstarrt, als die Eigentümer ihr eines Tages den Rücken gekehrt hatten.
    Selbst der Kühlschrank stand noch da, ein altes Electrolux-Modell mit eingerissener Gummidichtung. Der funktionierte doch bestimmt nicht mehr, oder? Als Cooper die Tür öffnete, stellte er überrascht fest, dass die Innenbeleuchtung anging, und spürte einen kühlen Luftzug im Gesicht. Doch dann sah er, warum der Kühlschrank eingeschaltet war: Die Bauarbeiter bewahrten Milch für ihre Teepausen darin auf. Ein Tetrapack mit fettarmer Milch stand zwischen zweifelhafteren Dingen – Gefäßen ohne Etikett, Dosen, die geöffnet und stehen gelassen worden waren, bis sie zu schimmeln begonnen hatten, als habe jemand versucht, Penicillin herzustellen. Der Inhalt eines Gefäßes in vorderster Reihe war bereits auf dessen Boden kristallisiert, sodass Cooper nicht mehr erkennen konnte, worum es sich ursprünglich gehandelt hatte.
    Der Geruch war penetrant, und Cooper machte die Tür schnell wieder zu. Der Kühlschrank reagierte darauf mit einem ungleichmäßigen Brummen und klapperte auf dem gefliesten Fußboden leise vor sich hin.
    Als Cooper durchs Haus ging, spürte er, wie seine Haut am Nacken zu kribbeln begann. Die Umgebung wirkte völlig harmlos, wenn auch deprimierend. Doch die Atmosphäre war irgendwie beklemmend. Sein Instinkt sagte ihm, dass hier auf der Pity Wood Farm etwas Schreckliches geschehen war. Schmerzhafte Erinnerungen hatten sich in den Wänden verewigt, und das Nachbeben irgendeines traumatischen Ereignisses ließ die Luft noch immer erzittern.
    Cooper schauderte und versuchte, diesen Eindruck zu verdrängen. Es handelte sich um die Art von Gefühl, über die er mit niemandem sprechen konnte, vor allen nicht mit Diane Fry. Ihm war bereits so oft vorgeworfen worden, er besäße zu viel Phantasie, dass er keine erneute Abfuhr riskieren wollte. Alle waren nur an Beweisen interessiert, und davon hatte er keinen einzigen.
    Vielleicht würde er Liz seine Empfindung beschreiben, wenn er sie das nächste Mal sah – sie würde verstehen, was er meinte. Cooper warf einen Blick auf seine Uhr. Wenn er Glück hatte, würde das vielleicht sogar schon heute Abend sein. Die Atmosphäre von Dringlichkeit, die an den meisten Schauplätzen von Schwerverbrechen herrschte, fehlte auf der Pity Wood Farm – vermutlich lag das daran, dass die Leiche dafür bereits zu alt war. Die übliche Vierundzwanzigstundenregel galt in diesem Fall nicht. Wichtiges Beweismaterial, das binnen eines Tages nach einem Mord verschwinden konnte, war in diesem Fall schon lange nicht mehr vorhanden. Alles, was übrig war, würde dort unten zu finden sein, im Schlamm bei der Leiche – oder hier im Haus. Also war es das Beste, die Sache langsam und gründlich anzugehen, damit nichts von dem, was noch erhalten war, übersehen wurde.
    So hätte er zumindest gedacht, wenn er der Ermittlungsleiter gewesen wäre. Nicht dass er es für wahrscheinlich hielt, diese Position jemals zu erreichen – man musste in regelmäßigen Abständen befördert werden, um dorthin zu gelangen. Er war vermutlich bereits damals zu weit ins

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