Todesacker
ein paar Jahre auseinander.«
»Uns wurde gesagt, dass Derek vier Jahre jünger war.«
»Ist er derjenige, der gestorben ist?«
»So ist es.«
»Verdammt.«
Die Männer im Pub unterhielten sich inzwischen über die Krise im Mittleren Osten und darüber, ob irgendjemand am Abend zuvor Darts im Fernsehen gesehen hätte.
»Können Sie mir sonst noch irgendetwas über die beiden erzählen?«
»Sie haben sich immer ziemlich abseits gehalten«, sagte Dain. »Aber in der Regel gibt es hier immer jemanden, der etwas weiß. Was wollen Sie denn wissen?«
»War einer der beiden verheiratet, zum Beispiel?«
»Moment mal. Hey, Jack!«
Der Mann mit dem langen grauen Bart blickte auf. »Ja?«
»Die Brüder Sutton von Pity Wood – war einer von denen verheiratet?«
Jack warf Fry einen verschlagenen Blick zu, ehe er antwortete. »Ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Schon möglich. Wenn ja, dann ist das lange her.«
»Da hast du recht«, stimmte Dain ihm zu. »Ich kann mich auch nicht erinnern, dass einer von den beiden verheiratet war. Zwei alte Junggesellen, nehme ich an. Wir haben die Brüder meistens zusammen gesehen, wenn wir sie überhaupt zu Gesicht bekommen haben. Wenn es jemals eine Ehefrau gegeben hat, muss sie ebenfalls gestorben sein – oder abgehauen, wer weiß?«
»Tja, wer könnte es denn wissen?«
Dain schien nicht in der Lage zu sein, eine direkte Frage zu beantworten.
»Derek«, sagte er nachdenklich. »Und dann war da noch, wie hieß er gleich wieder... Billy? Nein, so hieß er nicht. Da bringe ich was durcheinander. Ich habe in letzter Zeit ein schreckliches Namensgedächtnis.«
»Billy?« Der Mann namens Jack hustete und lachte in seinen Bart. »Einen Billy hat es nie gegeben. Da täuschst du dich, Ned.«
»Raymond?«, schlug Fry vor.
»Raymond, genau. Derek, Raymond …?«
»Ja, Derek und Raymond. Das sind ihre Namen.«
Dain sah sie forschend an. »Na gut, wenn Sie das sagen. Tja, also Raymond – er hat die Orgel in der Kapelle gespielt. Sie könnten den Pastor nach ihm fragen. Er ist natürlich nur ab und zu hier, weil er seinen Pfarrbezirk eigentlich in Monyash hat. Und dann wäre da noch Ellis Bland, der Hausmeister.«
Jack meldete sich erneut zu Wort. »Ned, sie hatten doch einen Trauergottesdienst in der Kapelle, nicht wahr? Die Suttons?«
»Der muss für Derek gewesen sein«, sagte Fry.
»Ja, Derek. Komischer Kauz – abergläubisch bis zum Gehtnichtmehr. Elstern, schwarze Katzen, was weiß ich nicht alles. Er glaubte von allem, was er sah, dass es ihm Unglück bringen würde.«
»Jetzt ist er tot, also muss er recht gehabt haben«, sagte Dain.
»Tja, hoffen wir mal, dass er auch wirklich tot war, als sie ihn begraben haben.«
Jack lachte gackernd und widmete sich wieder seinem Tabak. Fry versuchte, die Aufmerksamkeit wiederzuerlangen.
»Sind außer den Suttons auch irgendwelche Farmarbeiter hier in den Pub gekommen?«, fragte sie.
»Nein, aber vielleicht würde mein Dad sich an sie erinnern, wenn sie regelmäßig hier waren.«
»Hat Ihr Vater den Pub vor Ihnen geführt?«
»Der doch nicht«, erwiderte Dain mit einem Lachen. »Tja, sein Name stand zwar über der Tür, aber einen Pub zu führen wäre dem versoffenen alten Mistkerl viel zu anstrengend gewesen. Nein, man sah ihn an den meisten Abenden auf dieser Seite der Theke sitzen. Er kannte hier allerdings jeden. Wenn Fremde hereinkamen und zum Tresen gingen, hat er sie von Kopf bis Fuß gemustert, und wenn sie den Pub wieder verließen, wusste er alles über sie. Typen wie meinen alten Dad könnten Sie bei der Polizei gut gebrauchen, wenn Sie Auskünfte wollen.«
»Ich nehme an, er ist nicht mehr hier?«, sagte Fry.
»Tja, hier Gott sei Dank nicht mehr«, entgegnete Dain. »Wir haben ihn in ein Heim gesteckt, als es zu schlimm wurde. Am Schluss hatte er nicht mehr alle Tassen im Schrank. Die Sauferei hat seinem Hirn geschadet. Aber letzten Endes war es seine Leber, die ihm den Rest gegeben hat.«
»Oh.«
»Mir wird das nicht passieren. Ich bin gesund wie ein Fisch im Wasser.«
Dain rieb mit der Handfläche über den Tresen, als habe er einen Fleck auf dem polierten Holz entdeckt.
»Wenn ich mich recht erinnere«, sagte er, »hat die Polizei meinen Dad tatsächlich hin und wieder als Informationsquelle benutzt. Damals ist der Polizist aus dem Ort persönlich hierhergekommen, in Uniform und so. Und er hat Freigetränke erwartet. Das waren einfach andere Zeiten, nehme ich an. Manchmal brachte er sogar seinen
Weitere Kostenlose Bücher