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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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alle im Voraus gewarnt worden.
    Deshalb war es eine Erleichterung, als Fry auf das Dog Inn stieß, einen kleinen Pub, der so weit von der Straße entfernt war, dass sie ihn fast übersehen hätte. Hier musste sie ausnahmsweise einmal nicht damit rechnen, dass ihr eine missmutig dreinblickende Frau im ausgeleierten Pullover den Weg versperrte. Ein Pub war ein öffentlicher Ort, und sie war eine Vertreterin der Öffentlichkeit. Also musste sie willkommen sein, nicht wahr?
    Das Dog Inn betrat man durch einen winzigen Windfang, dessen Tür sich im rechten Winkel zum Haupteingang befand, damit sie von der vorherrschenden Windrichtung abgewandt war. Die Tür des Windfangs war rot gestrichen, farblich passend zum Schlingknöterich, der an den Außenwänden und an den drei Schornsteinen auf dem Dach hochrankte, und an das mittlere Holzsegment war ein Hufeisen genagelt.
    Im Inneren fand Fry eine L-förmige Theke mit einer Bank an einer Wand und einen offenen Kamin mit steinernem Kaminsims, in dem echte Holzscheite brannten. In einem winzigen Nebenzimmer befanden sich ein Billardtisch und eine ramponierte Dartscheibe. Ein Mann mit langem grauem Bart drehte Zigaretten aus einer verbeulten Tabakdose und wischte die Krümel seines Tabaks von der Pferderennen-Seite des Daily Mirror . Ein paar andere Männer saßen weiter hinten bei der Theke an Tischen, ohne ein Wort zu sagen. Sie war sich sicher, dass es nicht ganz so still gewesen war, bevor sie den Raum betreten hatte.
    An den Bierzapfhähnen hing ein Schild mit der Aufschrift »Frohe Weihnachten«, und über dem Tresen waren verschiedene Weihnachtsfiguren aufgereiht – ein paar zusammengewürfelte Weihnachtsmänner und ein Schneemann. Fry war einer Spur von schlammigen Pfotenabdrücken in den Pub gefolgt, die vermutlich von dem Collie stammten, der am Boden lag.
    Auf der Jukebox sah sie unter anderem Now That’s What I Call Music – 1964 , mehrere Songs von Elvis Presley sowie die Greatest Hits der Eagles. Die Auswahl war auf der einen Seite von oben nach unten von eins bis zwölf durchnummeriert, auf der anderen von vierzehn bis fünfundzwanzig. Achtundzwanzig geschmacklose Pophits aus den Sechzigern und Siebzigern. Einem Schild zufolge kostete die Übernachtung mit Frühstück im Dog Inn nur fünfundzwanzig Pfund. Sie geriet nicht in Versuchung.
    Ein paar Minuten lang wunderte Fry sich darüber, dass anscheinend niemand sie beachtete, als sei sie von allen ohne Neugier zur Kenntnis genommen worden. Doch dann wurde ihr bewusst, dass sie doch beobachtet wurde. Die anwesenden Gästen gaben sich größte Mühe, so zu tun, als schenkten sie ihr keinerlei Beachtung, beobachteten sie jedoch aus dem Augenwinkel oder ließen den Blick beiläufig über sie wandern, als sei sie gar nicht da, und verzeichneten mit jeder Kopfdrehung mehr Details ihrer Erscheinung. Unbeteiligte Zuschauer konnten sich bekanntermaßen nur schlecht erinnern, wenn es darum ging, Personen zu beschreiben, doch diese Leute würden sie mit Sicherheit genau aus dem Gedächtnis zeichnen können, und zwar jeder Einzelne von ihnen. Alle beobachteten sie.
    Während sie wartete, kam eine halbherzige Unterhaltung über das Wetter in Gang. Nass und kalt und windig sei es draußen, sagten sie. Nasser und kälter und windiger als normalerweise um diese Jahreszeit.Wahrscheinlich würde es über Weihnachten noch nasser und kälter werden, so ein Pech. Anscheinend hatte irgendjemand nicht aufgegessen.
    Schließlich bekam Fry etwas Aufmerksamkeit, als ein Mann mittleren Alters durch eine Tür hinter der Theke auftauchte. Er trug eine alte Strickjacke und hatte eine Teetasse mit der Aufschrift »Dad ist der Beste« in der Hand. Er stellte sich als Ned Dain vor und war der Wirt.
    »Die Suttons?«, sagte er. »Ich erinnere mich an die beiden alten Männer. Aber die wohnen doch nicht mehr auf der Farm, oder?«
    »Nein.«
    »Das dachte ich mir. Wir haben sie hier schon seit Ewigkeiten nicht mehr zu Gesicht bekommen. Sie sind gestorben, oder?«
    »Einer von beiden.«
    »Verdammt.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Na ja, ich wette, das muss für den anderen ziemlich hart gewesen sein«, sagte Dain. »Die beiden waren fast so unzertrennlich wie Zwillinge. Sie haben dieselben Sachen gesagt und waren sich auch sonst ziemlich ähnlich. Trotzdem hat mir mal jemand erzählt, sie wären sich bei vielen Dingen nicht einig gewesen. Wenn das stimmt, haben sie es gut verheimlicht.« Er nippte an seinem Tee. »Ich glaube, sie waren altersmäßig

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