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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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breiteren Stellen und Einfahrten, die man im Sommer womöglich zu diesem Zweck benutzen konnte, waren zu matschig für normale Fahrzeuge, die mit Sicherheit steckengeblieben oder in den Straßengraben gerutscht wären. Ein Glück, dass er Allradantrieb hatte. Noch größeres Glück, dass Diane Fry damit einverstanden gewesen war, seinen Wagen zu nehmen. Ihr Peugeot hätte es wahrscheinlich nicht einmal den Hügel hinaufgeschafft.
    »Warum fährst du so schnell auf einer solchen Straße?«, fragte Fry.
    »Weil es keine Ausweichstellen gibt. Wenn uns auf den geraden Abschnitten jemand entgegenkommt, muss einer von beiden ein langes Stück rückwärtsfahren.«
    Fry seufzte. »Ich nehme an, das ist ein Argument.«
    Was alle als Ortschaft bezeichneten, war im Grunde genommen nicht mehr als eine Einmündung, wo die Nebenstraße von Pity Wood auf die B5012 stieß. Auf beiden Seiten der Straße befanden sich Farmen, und die Einfahrt zu einem alten Steinbruch war abgezäunt und mit Kalkstein-Felsbrocken verbarrikadiert. Auf der südwestlichen Seite der Einmündung bot ein Zaunübertritt Zugang zu einem Fußweg, der sich zwischen Trockensteinmauern über die Felder schlängelte und vermutlich zum High Peak Trail führte, der alten Bahnlinie nach Buxton. Hier war das Gras am Straßenrand flachgedrückt und abgefahren – ein Anzeichen für eine inoffizielle Parkbucht, in der Wanderer ihre Autos stehen ließen. Im Dezember war sie vermutlich weniger begehrt, da der zerfurchte Matsch den Straßenrand zu einem tückischen Parkplatz machte.
    Der Hauptteil der Ortschaft schmiegte sich unmittelbar unterhalb einer Hügelkuppe an den Hang. Doch es gab auch etliche weit verstreute Farmen, deren Besitzer sich seit Generationen mühsam mit Schafzucht ihren Lebensunterhalt verdienten. Drei oder vier Farmen, die sich um eine S-Kurve gruppierten, bildeten das Zentrum von Rakedale. Es waren mehr Kuhställe als Häuser zu sehen, mehr Anhängerrampen und Viehgatter als Eingangstüren. Der einzige Beobachter, an dem sie vorbeifuhren, war ein schwarz-weißes Kalb, das sie aus einem Pferch in der Ecke eines Hofs beäugte. Das Kalb blickte sie jämmerlich an und scharrte dabei mit den Hufen im Stroh.
    Straßenmarkierungen suchte man hier vergeblich – es gab keine weißen Linien und auch keine gelben, keine Pfeile und keine Rüttelstreifen. Selbst der Straßenrand war nicht eindeutig zu erkennen. Die Einmündung am oberen Ende der Ortschaft, wo sie scharf nach rechts abbiegen mussten, war kaum auszumachen. Die Fahrbahn glich in jeder Richtung einem Feldweg.
    Cooper parkte vor der Methodisten-Kapelle der Ortschaft. Sie stiegen alle aus, zogen ihre Jacken an, verstauten ihre Befragungsformulare zum Schutz vor der Nässe in Plastikhüllen und teilten die Ortschaft in drei Sektionen auf. Fry betrachtete die riesige Pfütze zwischen dem Auto und der Straße.
    »Und jetzt erzählst du mir wahrscheinlich, dass bald ganz Derbyshire versinken wird, weil der Meeresspiegel ansteigt.«
    »Nein, aber Teile von Lincolnshire werden verschwinden«, erwiderte Cooper. »Wir werden das vielleicht nicht mehr erleben, aber...«
    »Oh, verschone mich.«
    »Du hast damit angefangen.«
    Fry marschierte los, und Murfin stieß Cooper mit dem Ellbogen an, als sie ihr nachsahen. »Ich würde sagen, eins zu null für dich, Ben.«
    »Das ist kein Wettkampf, Gavin. Man sollte sich über solche Dinge Gedanken machen.«
    Murfin holte zwei Schokoriegel aus der Tasche und reichte Cooper einen davon.
    »Was soll’s? Solange wir noch was zu essen haben, ist doch alles halb so wild.«
     
     
    Befragung an der Haustür. Das war nicht immer der beliebteste Job bei größeren Ermittlungsverfahren. Vor allem, wenn es regnete.
    Und heute, in Rakedale, bestand kein Zweifel daran, dass es regnete. Wenn man den Zustand der Straßen und der Einfahrten zu den Farmen betrachtete, hätte man meinen können, es habe schon das ganze Jahr lang ununterbrochen geregnet. Es kam einem vor, als habe sich eine schwarze Wolke über der Ortschaft festgehängt, aus der es unablässig tröpfelte wie aus einem porösen Schlauch.
    Cooper überquerte die Straße und ging auf eine Reihe von vier Cottages zu. Er klopfte an die Tür des ersten Hauses, schlug seinen Kragen hoch und zückte sein Klemmbrett. Bei Befragungen an der Haustür erwies sich schlechtes Wetter als ein gutes Barometer dafür, mit welcher Sorte Menschen man es zu tun hatte. Die Bewohner mancher Viertel von Edendale ließen einen ohne Skrupel

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