Todesakt: Thriller (German Edition)
wussten Sie, dass wir kommen? Und das schon um drei Uhr morgens?«
»Ich habe im Polizeifunk gehört, was passiert ist.«
Hight wies auf den Wintergarten hinter der Glastür. Lena spähte durch die Scheibe und verglich die Gegenstände mit letzter Nacht. Ein Lehnsessel stand mit Blick auf das Haus der Gants am Fenster. Hights fast leeres Glas befand sich auf dem Fensterbrett. Auf einem Regal in Reichweite des Sessels erkannte sie den Polizeifunkempfänger und einen von aufgerauchten Kippen überquellenden Aschenbecher. Die LED-Anzeige des Empfängers blinkte, was hieß, dass er noch eingeschaltet war.
Lena wusste zwar, dass die Namen der Opfer nicht im Funk gefallen waren, erwähnte es jedoch nicht.
»Wir brauchen Ihren Autoschlüssel«, sagte sie.
»Ich war es nicht.«
»Das behaupten alle, Mr Hight. Wir brauchen Ihren Schlüssel.«
Hight verzog das Gesicht und kramte den Schlüssel aus der Hosentasche. Während er mit zitternden Fingern am Schlüsselring herumnestelte, versuchte Lena, sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren.
Es war nicht leicht.
Ganz gleich, was sie von diesem Mann halten und was er getan haben mochte, sie konnte nicht vergessen, dass er seine Tochter verloren hatte. Barrera stand dicht neben der Tür im Wohnzimmer, und sie merkte ihm an, dass es ihm genauso erging. Dass sich auf dem Stutzflügel gerahmte Fotos der Tochter drängten, machte die Sache auch nicht einfacher. Lily Hights sanftes Gesicht und ihre strahlenden Augen waren mehr als eindrucksvoll, und ihre unbändige Lebenslust ließ ihr grausiges Schicksal noch drastischer erscheinen. Fast war es, als beobachte das Mädchen, wie die Polizei seinen Vater des Mordes überführen wollte – so als habe es aus dem Jenseits ein Auge auf alles.
Lena wandte sich ab. Tosh Mifune, ein Kriminaltechniker, stand in der Küchentür.
»Wir erledigen es hier«, sagte er. »Das Licht ist gut.«
Sie winkte Hight zu sich. Mifune zog einen Stuhl vom Frühstückstisch weg. High wollte protestieren, setzte sich aber schließlich, was auch an Mifunes geduldiger, einfühlsamer Art liegen mochte. Während der Kriminaltechniker, ein Mann mittleren Alters, seinen Tatortkoffer auspackte und seine Gerätschaften sorgfältig auf dem Tisch anordnete, sah Tim Hight zunehmend besorgt aus. Mifunes Instrumente schienen besser in eine Arztpraxis zu passen als in ein kriminaltechnisches Labor.
Hight begann, auf seinem Stuhl herumzurutschen, und blickte zwischen Barrera, der am Herd lehnte, und Lena hin und her.
»Wollen Sie mir nicht meine Rechte vorlesen?«
»Sie sind nicht festgenommen«, entgegnete Lena. »Aber natürlich hätte ich nichts dagegen.«
Sie hoffte, dass sie nicht zu aggressiv klang und es ihr dennoch gelang, den Mann aus der Reserve zu locken. Doch sobald sie den Satz beendet hatte, machte Hight Anstalten aufzustehen.
»Also darf ich meinen Anwalt anrufen?«, fragte er.
»Sie können tun, was Sie wollen, solange Sie sitzen bleiben.«
»Soll das heißen, Sie halten mich hier auf dem Stuhl fest?«
»Wir haben die richterliche Genehmigung, Sie körperlich zu untersuchen. Also werden wir eine Haarprobe und eine Speichelprobe und außerdem Ihre Fingerabdrücke sichern.«
»Die Fingerabdrücke haben Sie doch bereits. Das haben Sie nach Lilys Tod gemacht.«
»Dann machen wir es eben noch einmal. Hatten Sie gestern Nacht diese Sachen an?«
Er nickte.
»Dann nehmen wir sie ebenfalls mit«, erwiderte Lena. »Ihr Anwalt hat nicht die Möglichkeit, uns daran zu hindern.«
Kopfschüttelnd sank Hight auf seinen Stuhl zurück und wollte die Zigaretten aus der Brusttasche holen. Zu seinem Pech war das Päckchen leer. Zornig knüllte er es zusammen. Lena nickte Barrera schweigend zu. Sie hatten es vor ihrer Ankunft so abgesprochen. Barrera, der mehr Erfahrung hatte als seine Untergebenen, besaß einen geschulten Blick und übernahm die Rolle des unbeteiligten Beobachters.
Lena wandte sich wieder zu Hight um und setzte eine teilnahmsvolle Miene auf.
»Sie könnten sich die Sache sehr erleichtern«, sagte sie. »Und allen anderen auch.«
»Wie?«
»Verraten Sie uns, was Sie mit der Pistole gemacht haben.«
»Welcher Pistole? Ich habe Jacob Gant nicht erschossen.«
»Wären Sie bereit, sich einem Lügendetektortest zu unterziehen?«
Er fuhr sich über den Kopf und antwortete nicht. Sein blondes Haar war grau meliert und so kurz, dass es senkrecht abstand.
»Warum fürchten Sie sich vor einem Lügendetektortest, wenn Sie ihn nicht erschossen
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