Todesakt: Thriller (German Edition)
Mühe können Sie sich sparen.«
»Ich versuche nicht, mich durchzuschummeln.«
»Aber klar doch. Sie wollen in einem Mordfall straffrei ausgehen. Doch das funktioniert nur, wenn Sie die Tat als Tat im Affekt hinstellen. Und dazu brauchen Sie die Unterstützung der Öffentlichkeit.«
»Wenn ich Jacob Gant umgebracht hätte, wäre es eine Tat im Affekt gewesen.«
»Nur dass das, was letzte Nacht geschehen ist, keine Tat im Affekt war«, entgegnete sie. »Und genau das ist Ihr Problem. Es weist nichts darauf hin. Und es fühlt sich auch nicht so an. Wie also sollen Ihre Anwälte die Tat verkaufen?«
»Wenn ich Jacob Gant ermordet hätte, wäre es eine Tat im Affekt gewesen«, wiederholte er, allerdings mit weniger Nachdruck.
»Ich kann nur für mich selbst und die Leute sprechen, mit denen ich zusammenarbeite, Mr Hight. Und in meinen Augen sieht die ganze Sache geplant aus. Jeder Ihrer Schritte scheint einem Drehbuch zu folgen, so als hätten Sie viel Zeit in Ihrem Lehnsessel im Wintergarten damit verbracht, sich alles genau zu überlegen. Sie haben die Gants durchs Fenster beobachtet und sich von Ihrem Hass zerfressen lassen. Und dabei haben Sie sich ausgemalt, wie Sie Jacob Gant umbringen. Sie haben doch selbst gesagt, dass Sie ihm immer wieder den Tod gewünscht haben.«
Einen Moment lang geschah nichts. Dann brach Hight, von seinen Erinnerungen überwältigt, in Tränen aus.
»Aber Jake hat Lily ermordet«, flüsterte er, die Hände vors Gesicht geschlagen. »Meine Tochter. So entsteht eine Tat im Affekt.«
Lena holte eine Schachtel Papiertaschentücher von der Anrichte und legte sie auf den Tisch.
»Sie haben alles geplant, Mr Hight. Vor sechs Wochen haben Sie sich eine Pistole gekauft. Das haben wir überprüft. Die Waffe ist nicht registriert. Und letzte Nacht sind Sie Gant zum Club gefolgt. Sie kennen den Grundriss und haben Gant auf der Feuertreppe aufgelauert.«
»Ich habe ihn seit dem Prozess nicht zu Gesicht bekommen. Wie oft soll ich Ihnen das noch sagen?«
»Sie haben einen Unschuldigen erschossen, nämlich Johnny Bosco.«
»Nein, das hätte ich nie übers Herz gebracht. Ich mochte Johnny. Er war nett zu mir.«
Lena senkte die Stimme.
»Sie haben ihn in den Rücken geschossen. Das müssen Sie Ihren Anwälten auch erzählen, denn genau das ist der springende Punkt. Das, worauf es ankommt. Sie haben einen Unschuldigen hinterrücks abgeknallt.«
Er erschauderte am ganzen Körper, ein Beben, das tief aus seinem Innersten aufstieg und wieder verschwand.
»Warum hacken Sie ständig darauf herum?«
»Weil Sie uns an der Nase herumführen wollen. Weil Sie versuchen, es der ganzen Polizeibehörde heimzuzahlen. Und sosehr ich Ihre Trauer auch verstehen kann, Sie schaden mit Ihrem Verhalten inzwischen anderen Menschen. Sie haben Bosco ermordet und dann Gant getötet, wie Sie es sich so lange ausgemalt hatten. Das Problem wurde aus der Welt geschafft. Sie haben ihn umgelegt und ihn bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Genau so, wie Sie es sich immer gewünscht haben. Genau nach Plan.«
»Nein.«
»Wenn Sie mit Ihren Anwälten besprechen, wie man den Mord am besten als Tat im Affekt verkauft, vergessen Sie diese Details nicht und lassen Sie nichts unter den Tisch fallen. Sie haben sich sogar die Zeit genommen, die Geschosshülsen einzusammeln, Mr Gant. Sie haben in aller Seelenruhe die Brieftaschen der Opfer durchwühlt, um einen Raubüberfall vorzutäuschen. Sie kannten Bosco, und alle wussten, dass er stets viel Bargeld mit sich herumtrug. Also haben Sie das Geld an sich genommen, damit wir ein anderes Motiv hinter den Morden vermuten. Sie haben versucht, Ihre Spuren zu verwischen. Und dann?«
»Ich habe nichts von alldem getan.«
»Und dann?«, wiederholte sie. »Dann sind Sie geblieben, um zu gaffen. Sie haben sich in der Menschentraube vor dem Club versteckt, weil Sie sich an dem Tohuwabohu weiden wollten. Davor haben Sie noch zu Hause angerufen und Ihre Frau nach Bakersfield geschickt. Anschließend sind Sie nach Hause gefahren und haben die Wunde an Ihrer Hand verbunden, die Sie uns lieber verheimlichen wollen. Sie haben sich einen Drink eingeschenkt und es sich in Ihrem Sessel am Fenster gemütlich gemacht. Und dann haben Sie gewartet. Sie haben darauf gewartet, dass Ihre Nachbarn die Hiobsbotschaft bekamen. Ihr Traum ist in Erfüllung gegangen. Sie haben selbst dafür gesorgt. Jacob Gant ist tot.«
Lena hielt inne, damit ihre Worte wirken konnten.
»Das ist keine Tat im Affekt«, fuhr
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