Todesakt: Thriller (German Edition)
ans Licht hielt. Die Pistole war in Arizona gekauft worden. Als Adresse war nichts weiter als eine Website vermerkt. Auch eine Telefonnummer fehlte, doch das Datum des Kaufs stach ihr ins Auge.
»Er hat die Pistole vor sechs Wochen gekauft«, sagte sie.
Carson nickte. Sein Gesicht war gerötet.
»Am Tag nach der Urteilsverkündung. Keine Wartefrist, keine Personenüberprüfung. Hight tippt seine Kreditkartennummer ein, und irgendein Arschloch schickt ihm eine Knarre, ohne Fragen zu stellen.«
»Wo war die Quittung?«
Street antwortete anstelle seines Partners.
»Er hat oben ein Arbeitszimmer. Dort haben wir sie in seinem Schreibtisch bei einigen anderen Belegen gefunden. Offenbar wollte er das Ding als Geschäftsausgabe von der Steuer absetzen.«
Lena spürte, dass jemand hinter ihr stand: Barrera. Er griff nach dem Asservatenbeutel und musterte die Quittung.
»Geschäft ist Geschäft«, sagte er. »Suchen Sie die Pistole. Nehmen Sie den Laden auseinander.«
11
Lena hatte Mifune gebeten, seine Utensilien vom Tisch zu entfernen und draußen zu warten. Barrera saß auf dem Wohnzimmersofa, er war zwar nicht zu sehen, aber in Hörweite. Hight blieb am Küchentisch zurück; mindestens eine halbe Stunde lang war er allein mit seinen Gedanken. Lena glaubte nicht, dass es Sinn hatte, ihn schmoren zu lassen. Schließlich wurde der Mann schon seit langem nur noch von seiner Wut getrieben. Als sie endlich hereinkam, starrte er auf das leere Zigarettenpäckchen.
»Was ist los?«, fragte er. »Warum dauert das so lang?«
Lena nahm eine Mappe aus ihrem Aktenkoffer und schlug sie auf.
»Haben Sie eine Taschenlampe im Auto, Mr Hight?«
»Ich glaube nicht. Warum?«
Sie suchte das Überwachungsfoto heraus und legte es auf den Tisch. Hight betrachtete die Aufnahme von sich am Steuer, offenbar überrascht, dass seine Heimfahrt dokumentiert worden war. Lena schob das Foto näher an ihn heran und zeigte auf den dunklen Gegenstand auf dem Beifahrersitz.
»Was, denken Sie, ist das?«, fragte sie.
»Wie soll ich das verstehen?«
»Da, auf dem Sitz neben Ihnen. Was ist das? Was denken Sie?«
Hight schwieg, offenbar verwirrt. Dann beugte er sich über den Tisch und musterte das Bild.
»Wir sprechen nicht über das, was vor sechs Tagen war«, sagte Lena, »sondern vor sechs Stunden. Sie haben gerade den Club 3 AM verlassen. Und Sie sagen, dass Sie keine Taschenlampe im Auto haben. Was ist das also, Mr Hight? Was liegt da auf dem Beifahrersitz Ihres Autos?«
Sein Blick wanderte wieder zu dem Foto.
»Keine Ahnung. Könnte ein Schatten sein. Da ist nichts.«
Lena warf die Quittung für die Pistole auf den Tisch.
»Ein Schatten?«, wiederholte sie.
Hight erstarrte, als er den Gegenstand in dem Asservatenbeutel erkannte. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Sein Mund zitterte. Lena zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. Weder ihre Körperhaltung noch ihr Tonfall waren bedrohlich.
»Wo ist die Pistole, Mr Hight?«
Hight holte tief Luft und atmete erschaudernd aus. Er sah ihr nicht in die Augen, und etwas schien ihm peinlich zu sein. Es wurde wieder still im Zimmer.
»Machen Sie es sich doch nicht so schwer«, sagte sie. »Fast haben Sie es geschafft. Erzählen Sie mir einfach, wo sie ist.«
Wieder herrschte eine Weile Schweigen.
»Ich erinnere mich nicht«, flüsterte er schließlich. »Ich weiß nicht, wo sie geblieben ist.«
»Das soll wohl heißen, dass Sie sie beseitigt haben. Nachdem Sie aus dem Club weg sind, haben Sie sie entsorgt.«
Er schüttelte den Kopf.
»Nein, ich meine, dass ich nicht mehr sagen kann, wo ich sie hingelegt habe. Sie kam mit der Post, und ich habe sie irgendwo hingeräumt. Keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht habe. Ich war völlig wirr.«
Lena lehnte sich zurück, nicht in der Lage, ihre Enttäuschung zu verhehlen.
»So wollen Sie sich also rausreden? Sie haben eine Pistole gekauft und vergessen, was Sie damit gemacht haben? Sie waren letzte Nacht im Club 3 AM. Zwei Männer wurden erschossen. Aber Sie haben nur Ihren Schatten mitgenommen.«
Seiner Miene war, wenn auch nur für einen Moment, anzumerken, dass ihm ihr zynischer Unterton nicht entgangen war.
»Ich glaube, ich sollte jetzt meine Anwälte anrufen.«
Anwälte . Er hatte also nicht nur einen Rechtsbeistand, sondern gleich mehrere.
»Ganz wie Sie meinen«, erwiderte Lena. »Und ich würde Ihnen raten, ihnen Folgendes zu sagen: So klappt es nicht, Mr Hight. Ihre Spielchen. Ihre Versuche, sich durchzuschummeln. Die
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