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Todesakt: Thriller (German Edition)

Todesakt: Thriller (German Edition)

Titel: Todesakt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis
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die nächste Frage zu warten.
    Ihre Stimmen klangen inzwischen so schrill wie in einer aufgewiegelten Menschenmenge, und ihr Tonfall triefte von Zynismus, ja, sogar von unverhohlener Verachtung. Noch ehe Vaughan Gelegenheit hatte, sich wieder zu fassen, wurde schon die nächste Frage herausgeschrien.
    Hätten Sie Fred Goldman angeklagt, wenn er O. J. Simpson eine Kugel in den Kopf verpasst hätte, nachdem der seinen Sohn erstochen hatte? Hätten Sie Fred Goldman ins Gefängnis gesteckt ?
    Lena hatte das Radio ausgeschaltet, ohne auf Vaughans Antwort abzuwarten. Sie versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen, indem sie sich auf die Straße konzentrierte. Sie wäre jede Wette eingegangen, dass Higgins, Bennett und Watson angesichts des Verlaufs der Pressekonferenz in ihrem Versteck Luftsprünge machten. Ihr guter Ruf hatte zwar Schaden genommen, doch die Presse hatte nur einen einzigen Tag gebraucht, um ein neues Gesicht, ein neues Opfer zu finden und für alle, die die Ereignisse verfolgten, die Geschichte neu zu schreiben.
    Lena griff nach ihrem Aktenkoffer. Als sie ihn auf den Stuhl neben sich stellte, ließ sie die Furcht, dass Dan Cobb die Ermittlungen in den Sand gesetzt und den Falschen verhaftet haben könnte, erschaudern wie ein eiskalter Windhauch. Ihre Finger zitterten, und sie zwang sich, sie ruhig zu halten und den Gedanken wegzuschieben. Die Panik.
    Wenn die Presse erst einmal Lunte roch und ahnte, was Vaughan und sie wirklich vermuteten, war die Hölle los.
    Sie trank einen Schluck Kaffee und dann noch einen, während sie Cobbs Fallakte herausholte und sie auf den Tisch legte. Der Ringordner, mit dem Cobb doch eigentlich schon seit über einem Jahr arbeitete, wirkte beinahe wie neu. Obwohl sie vor ihrem Aufbruch aus der Westside bereits hineingeschaut hatte, warf sie noch einen zweiten Blick ins Inhaltsverzeichnis, um sicherzugehen, dass es auch der richtige war. Lily Hights Name stand in blauer Tinte in der obersten Zeile. Cobb und sein Partner waren unter dem Datum des Mordes vermerkt. Lena hatte den Namen von Cobbs Partner noch nie gehört und konnte sich aus der Fernsehübertragung auch an keinen Kollegen von Cobb erinnern, der beim Prozess ausgesagt hatte.
    Die Fallakte war in sechsundzwanzig Abschnitte unterteilt. Häufig wurden bei einer Ermittlung zwei oder mehr Ringordner benötigt – der erste enthielt die chronologische Aufstellung, verschiedene kriminaltechnische Berichte und Fotos, die anderen ausschließlich Vernehmungsprotokollen und Zeugenaussagen. Die von Cobb zusammengestellte Akte nahm hingegen nur einen einzigen Ordner ein. Als Lena die Berichte durchblätterte, stieß sie immer wieder auf die Initialen DC. Anscheinend hatte Cobb den Großteil der Arbeit ohne seinen Partner erledigt und auch die Akte selbst zusammengestellt.
    Lena hielt kurz inne und ließ den Blick über die Nachbartische schweifen. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass niemand mitlesen konnte, blätterte sie zu den Tatortfotos weiter, um zu sehen, wie der Täter Lily zurückgelassen hatte. Sie verbrachte nicht viel Zeit mit den einzelnen Fotos, denn es interessierte sie nur, in welchem Zustand Cobb und sein Partner das Opfer vorgefunden hatten.
    Keines dieser Tatortfotos war veröffentlicht worden. Einzig die Geschworenen hatten Gelegenheit gehabt, sie zu sichten, da sie bei Gericht als Beweisstücke gedient hatten.
    Als Lena die Serie durchsah, verdüsterte sich ihre Stimmung angesichts der Schwere dieses Verbrechens. Lily Hight war um einiges brutaler ermordet worden, als Lena es sich vorgestellt hatte. Die Kamera hatte die Gewalttat detailgetreu festgehalten.
    Die Tote lag ausgestreckt auf dem Teppich neben dem Bett. Ihre linke Hand umklammerte die Spitze und den Schaft des Schraubenziehers, den man ihr von hinten in die Brust gerammt hatte. Doch ihr rechter Arm war es, der den Anblick des Fotos besonders unerträglich machte. Lily hatte im Sterben noch versucht, den Griff zu erreichen, der gegen ihr linkes Schulterblatt drückte. Nach dem Blut auf T-Shirt, Bluse und Teppich zu urteilen, hatte sie lange Zeit die Hand danach ausgestreckt.
    Lena nahm sich einen Moment Zeit, um sich wieder zu fassen, und wandte sich erneut den Fotos zu. Die Stiefel und die Jeans des Mädchens lagen in einem Haufen vor dem Nachttisch. Ihr Höschen war beiseite- und über die Hüften geschoben. Ihr rechter Fuß stand in einem unnatürlichen Winkel ab, und Lena blätterte zum Bericht des Leichenbeschauers weiter.
    Lily Hight hatte

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