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Todesakt: Thriller (German Edition)

Todesakt: Thriller (German Edition)

Titel: Todesakt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis
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die Achseln, als sei es ihm scheißegal.
    »Das sind nichts als Machtspielchen, richtig?«, hakte sie nach. »Macht und Einschüchterung. Das ist Ihre Methode, andere unter Druck zu setzen, weil Sie glauben, so im Vorteil zu sein. Sind Sie mit Jacob Gant auch so umgesprungen? Haben Sie ihn geschlagen? Ihn misshandelt?«
    Die Augen musterten sie durch die Brillengläser. Die Augäpfel glitten noch immer hinter der getönten Brille hin und her, und Lena sah etwas aufblitzen, einen Funken, der ins Wasser fiel und dort mit einem Zischen verlosch.
    Aber Cobb schwieg weiter. Und als ihm eine Vierteldollarmünze aus der Tasche fiel und über den Boden rollte, rührte er sich nicht von der Stelle.
    Lena erhob sich und riss die Tür auf. »Holen Sie mir die Fallakte, Cobb. Es ist spät, und ich will hier raus.«
    Nach einer Weile wuchtete er seinen steifen Körper vom Stuhl hoch. Wieder eine Verzögerungstaktik, als er quälend langsam vor ihr hertrottete. Allerdings kochte er vor Wut. Als er endlich an der Tür angelangt war, schenkte er ihr ein Lächeln, das eher ein Zähnefletschen war.

17
    Dan Cobb, alias Mad Dog Dan, alias »Ey, du!«, geboren und aufgewachsen in Wichita, Kansas, holte die heimlich aufgenommene Tonbandkassette aus dem Gerät, steckte sie ein und hastete aus dem Techniklabor. Er würde sie sich anhören, wenn er mehr Zeit und Muße hatte. Heute Abend zu Hause zum Beispiel. Und dann würde er sich auch ein paar Notizen machen.
    Seine Knie waren im Arsch. So schnell er konnte, eilte er durch das Großraumbüro und warf die grässliche Brille auf den Schreibtisch. Als er am Fenster ankam, sah er die Welt endlich wieder klar und konnte beobachten, wie Gamble über den Parkplatz auf einen grünmetallic lackierten Crown Vic zuging. Sie hatte die Fallakte unter dem Arm. Die Akte, die Cobb redaktionell bearbeitet hatte – nicht etwa die echte, die bei ihm zu Hause lag. Er hatte sie eigens für den Tag X vorbereitet, der sicher eines Tages kommen würde.
    Cobb war völlig klar, dass sein Schicksal auf Messers Schneide stand. Die Katastrophe war nicht mehr fern. Er sah sein ganzes Leben an sich vorbeiziehen.
    Es lief als Film in seinem Kopf ab. So scharf und wirklichkeitsgetreu wie in einem dieser neuen Kinos in Hollywood. Als er das Gebäude durch die Hintertür verließ und in seinen Lincoln stieg, versuchte er, die Bilder auszublenden. Doch sosehr er sich bemühte, wenigstens den Sender zu wechseln, blieben die Szenen immer dieselben und spulten sich ab wie in Endlosschleife. Vor etwa einem Jahr hatten sie angefangen, ihn zu verfolgen. Seit er neben Lilys Leiche in ihrem Zimmer gesessen hatte. Während des Prozesses waren diese Szenen schneller abgespielt worden und in den letzten sechs Wochen zunehmend verblasst. Doch nun war es aus und vorbei mit dem Frieden. Nach der letzten Nacht hatte sich der Film wieder in seinen Kopf eingeschlichen, und zwar so realistisch, dass er vor einem Richter und Geschworenen einen Eid hätte ablegen können, der verdammte Mist sei in 3-D-Technik gedreht worden.
    Er sah, wie die Leichen immer mehr wurden. Im Dämmerlicht erkannte er ihre Gesichter, die ihn anstarrten und ihn verhöhnten.
    Eins, zwei, drei.
    Cobb nahm sich mühsam zusammen und rollte im Schritttempo über den Parkplatz, bis er einen Blick auf das Hinterteil von Gambles Crown Vic erhaschte. Da seine Autofenster im richtigen Winkel zur Ecke des Gebäudes standen, konnte er durch die Scheibe sehen, dass sie neben ihrem Wagen stand. Sie telefonierte und machte sich dabei Notizen auf einem Block.
    Er hasste diese blöde Schlampe. Das ganze politisch korrekte Gedöns.
    Doch zuerst brauchte er einen Plan. Eine Landkarte, die ihm den Weg wies. Inzwischen sogar nötiger denn je – er hatte bereits zu viel verloren.
    Sein Haus, sein Vermögen, seine Altersvorsorge – sein gesamtes Hab und Gut, mit Ausnahme des Autos, war von der Geldvernichtungsmaschine an der Wall Street verschlungen worden. Und dann hatte der Moloch das Ganze auf der anderen Seite wieder ausgeschieden, damit sich die großen Tiere dank ihrer unrechtmäßig zusammengerafften Reichtümer ein schönes Leben machen konnten, während man Cobb mit einem Fußtritt zu den Habenichtsen befördert hatte. Er hatte deutlich vor Augen, wie sein Alter aussehen würde. Ein klassischer Rentnerjob: Mit gebeugtem Rücken, die Knie steif von der Arthtritis, die bereits in seinen Schultern saß, hielt er, einen Smiley-Anstecker an der Schürze, bei Walmart den Kunden die

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