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Todesakt: Thriller (German Edition)

Todesakt: Thriller (German Edition)

Titel: Todesakt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis
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Aufruhr gewesen. Also hatten sie die Pressemeute ordentlich bearbeitet. Der Richter hatte Interviews zwar verboten, doch die Botschaft der drei war allgegenwärtig und blieb Thema zahlreicher Nachrichtenmeldungen in Zeitungen, Radio und Fernsehen.
    Nun aber standen sie vor dem Problem, zugeben zu müssen, dass sie den Mist des Jahrhunderts gebaut hatten. Gant war gar nicht der Täter. Sie hatten den Falschen vor Gericht gestellt. Falls ein Chronist die größten Patzer in der an Pleiten, Pech und Pannen nicht armen Geschichte der Stadt festgehalten hätte, hätten die drei es sicher mit Bravour ganz oben auf die Liste geschafft – als aussichtsreichste Anwärter für die Heldengalerie der peinlichen Versager.
    Lena sah deutlich vor sich, wie es nun in den Hirnen des Trios ratterte. Wie Higgins und seine Berater hinterhältige Pläne schmiedeten. Die drei standen am Rand einer Klippe und schauten hinunter auf die Felsen. Zum Abschuss freigegeben.
    Es war zu spät, um sich noch aus der Affäre zu ziehen und den Gang nach Canossa anzutreten.
    Lena bemerkte, dass die Zigarette ihr die Finger verbrannte, zog noch einmal daran und warf den Stummel hinaus auf die Straße. Dann rief sie Vaughan im Büro an. Er hob beim ersten Läuten ab. Doch als sie ihm das Neueste erzählen wollte, unterbrach er sie. Er klang merkwürdig.
    »Ich kann jetzt nicht reden«, erwiderte er. »Ich rufe Sie zurück. In fünf Minuten.«
    Er legte auf, ehe sie antworten konnte.
    Lena saß im Auto und versuchte, ihre Phantasie zu zügeln. Sie stand an einer Parkuhr in der West Fifth Street und wollte eigentlich nach Malibu zu Johnny Boscos Haus fahren, um sich dort einmal umzuschauen, was sie schon gestern hätte erledigen sollen. Es wurde spät. Allerdings wollte sie sich nicht von der Stelle rühren, ehe Vaughan sich nicht gemeldet hatte. Bis auf den Drogeriemarkt an der Ecke und das mexikanische Lokal gegenüber hatten die meisten Läden hier bereits ihre Sicherheitsgitter heruntergelassen. Die Sonne war längst untergegangen und die Stadt im Wandel begriffen: Nicht mehr die arbeitende Bevölkerung war auf den Straßen anzutreffen, sondern Menschen, die ihre Einkaufswagen vor sich her schiebend nachts durch die Gegend streiften.
    Lena wartete, trank Wasser aus einer Flasche und versuchte, nicht ständig auf die Uhr am Armaturenbrett zu starren. Als Vaughan endlich anrief, hörte seine Stimme sich noch immer seltsam an, und ihr wurde klar, dass er Angst hatte.
    »Es ist etwas passiert, Lena. Während ich in der Kriminaltechnik war, wurde mein Büro durchsucht. Die haben alles durchwühlt.«
    Lena schloss die Augen.
    »Was fehlt?«
    »Genau das ist das Problem«, erwiderte er. »Ich kann es nicht feststellen. Ich habe die Prozessvideos, die Mitschriften, die Notizen, einige von Bennetts Akten und auch den Prozessverlauf und die Liste der Beweisstücke noch hier. Doch in welchem Zustand? Ich hatte noch keine Zeit, die Sachen zu überprüfen. Wenn die einen Brief oder einen Bericht mitgenommen haben, merke ich es wahrscheinlich gar nicht.«
    Lena hörte Hintergrundgeräusche. Ein Bus rumpelte die Straße entlang. Offenbar hatte Vaughan sein Büro verlassen und rief sie vom Mobiltelefon aus an.
    »Wo sind Sie?«, fragte sie.
    »Vor dem Gebäude. Mit dem Telefon in meinem Büro stimmt etwas nicht.«
    »Glauben Sie, Sie werden abgehört?«
    Er schwieg kurz, und sie erkannte, dass er von einem vorbeigehenden Bekannten gegrüßt wurde. Als Vaughan weitersprach, schwang in seinem Tonfall noch immer Angst mit.
    »Ich habe im Hörer etwas entdeckt. Aber ich habe es nicht angerührt. Ich bin zwar kein Profi, doch ich bin sicher, dass die nicht nur eine Wanze bei mir versteckt haben. Bin ich vielleicht schwer von Begriff, Lena? Offenbar geht es hier um mehr als um zwei stellvertretende Staatsanwälte, die einen Prozess vermasselt haben.«
    Lena schwieg, während sie sich überlegte, wie sie Vaughan am besten klarmachen sollte, was sie dachte. Eigentlich war die Sache ganz einfach. Zuerst einmal war da Cobb mit seiner zusammengeschusterten Fallakte und den Informationen, die er ihr absichtlich vorenthielt. Und sie erinnerte sich, wie Watson sie im Konferenzraum angeschaut hatte. Inzwischen erkannte Lena, dass sie das Verhalten der Frau falsch gedeutet hatte. Hinzu kamen Bennetts heutiger Tobsuchtsanfall in Vaughans Büro und die Wanze im Telefon. Und dann war da noch der Typ mit der Verbrechervisage, den sie am Nachmittag in der Kriminaltechnik gesehen hatten,

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