Todesakt: Thriller (German Edition)
Jerry Spadell, angeblich mit dem Auftrag, eine Suchaktion nach den verlorenen DNA-Proben zu starten. Wenn man all diese eigentlich voneinander unabhängigen Ereignisse gemeinsam vor dem Hintergrund betrachtete, dass alle Beteiligten von Jacob Gants erfolgreich bestandenem Lügendetektortest gewusst hatten, hätte der Fall nie vor Gericht verhandelt werden dürfen.
Lena konnte sich schon denken, was daraus folgte.
Mittlerweile ging es nur noch darum, die wahren Zusammenhänge zu verschleiern und Nebelkerzen zu werfen, bis Gras über die Sache gewachsen war. Und ums nackte Überleben. Also beschloss Lena, Vaughan alles anzuvertrauen, was sie wusste.
32
Als Cobb einen großen Bissen von seinem zweiten Taco mit Hühnerfleisch nahm, spritzten Guacamole und Tacosauce über die Bud-Light-Neonreklame im Fenster. Nachdem er den Taco mit dem vielleicht leckersten süßen Tee seines Lebens hinuntergespült hatte, wischte er mit dem Daumen die Saucenreste vom Reklameschild und spähte durch die Fensterscheibe.
Die Füße taten ihm weh. Er war in einem winzigen mexikanischen Imbiss namens El Rancho und versteckte sich hinter der Bud-Reklame.
Gamble telefonierte. Seit über zwanzig Minuten parkte sie nun schon vor der Rite-Aid-Drogerie und verbrauchte Benzin, ohne irgendwo hinzufahren. Cobb verfolgte sie, seit sie das Parker Center verlassen hatte. Obwohl er keine Ahnung hatte, was in Buddy Paladinos Kanzlei vorgefallen war, musste es etwas Schwerwiegendes gewesen sein; sonst hätte sich Gamble sicher nicht als Erstes eine Schachtel Zigaretten gekauft.
Cobb lauerte auf der anderen Straßenseite. Er war so nah, dass er ihre Wimpern hätte zählen können – oder ihr aus Teeblättern die Zukunft vorhersagen.
Jedenfalls zündete sie sich die Camel an, als ob sie sie bitter nötig hätte. Cobb deutete das als ein Zeichen, dass sie unter Stress stand. Die blöde Tussi hatte offenbar einen schlechten Tag und kam mit ihrem Problem nicht weiter. Anscheinend hatte er sie richtig eingeschätzt und auf den ersten Blick gewusst, wen er vor sich hatte.
Er aß den Taco auf und warf die Verpackung in den Müll. Als das Mädchen an der Kasse fragte, ob er noch einen wolle, warf er einen prüfenden Blick auf Gamble und bestellte zwei zum Mitnehmen. Dann kehrte er auf seinen Beobachtungsposten hinter der Bud-Light-Reklame zurück und spähte auf die Straße hinaus.
Nervensäge Nummer zwei saß in einem weißen Transporter etwa einen Häuserblock entfernt auf der anderen Straßenseite am Broadway. Auch er war Gamble seit dem Parker Center auf den Fersen, hatte Cobb jedoch nicht bemerkt und machte einen so zurückgebliebenen Eindruck, dass es ihm vermutlich auch niemals gelingen würde.
Allerdings hatte der Mann Cobbs Neugier geweckt. Er war ein hektischer kleiner Kerl, dessen Anzug völlig durchgeschwitzt war. Er beobachtete Gamble nämlich nicht nur, sondern nahm sie außerdem auf Video auf. Sie telefonierte noch immer und warf wieder einen Blick auf den Transporter. Hin und wieder erkannte er ein Aufblitzen im Heckfenster, wie wenn die Scheinwerfer eines vorbeifahrenden Autos das Objektiv treffen, das hinter einer getönten Scheibe verborgen ist.
Beim Einparken des Transporters vor Paladinos Kanzlei hatte Cobb kurz das Gesicht des kleinen Kerls gesehen. Er kam ihm bekannt vor, doch obwohl Cobb die Abschürfungen und Blutergüsse auf seiner linken Wange deutlich hatte sehen können, klingelte es bei ihm nicht. Wie dem auch sei, Nervensäge Nummer zwei war anscheinend dümmer, als die Polizei erlaubt.
Cobb hörte, wie das Mädchen an der Kasse ihm etwas zurief. Nachdem er zwei Dollar und Kleingeld auf die Theke geworfen hatte, griff er nach seiner Tüte und ging zur Tür. Als sein Blick wieder auf Gamble fiel, schaltete sie gerade die Scheinwerfer ein, um loszufahren.
Alles in Ordnung, sagte er sich. Solange seine Knie nicht wieder streikten, hatte er Zeit in rauen Mengen.
Er wartete ab, bis sie sich in den Verkehr eingefädelt hatte, und ging dann so schnell er konnte zu seinem zwei Parklücken entfernt abgestellten Lincoln. Bevor er hineinsprang, hielt er Ausschau nach ihrem Wagen und entdeckte ihn zwischen den anderen Autos. Die West Fifth war eine Einbahnstraße, die zum Freeway 110 führte. Sie wechselte die Spur und steuerte auf die Auffahrt zu, etwa vier Häuserblocks entfernt. Auch der weiße Transporter folgte ihr.
Cobb legte die Tüte mit den Tacos auf den Beifahrersitz, lenkte ruckartig auf die Straße und schaffte gerade
Weitere Kostenlose Bücher