Todesakt: Thriller (German Edition)
ihre Wut noch mehr, und der Tag erschien ihr auf einmal noch düsterer.
Am liebsten hätte sie auf etwas eingeschlagen.
Auf dem Sunset Boulevard bog sie rechts ab und fuhr durch die hufeisenförmige Kurve und den Hügel hinauf und an der Rockingham wieder links. Inzwischen waren die Streifenwagen fort. Eine Frau kam in einem mit Kindern beladenen Land Rover vorbei. Die Ereignisse der letzten Nacht schienen vergessen – oder noch schlimmer: Die meisten hatten offenbar gar nichts davon bemerkt. Vaughan und Hu waren zwar noch nicht da, doch ein Transporter parkte vor Bennetts Haus. Wahrscheinlich waren bereits Handwerker mit der Reparatur der Wohnzimmerfenster beschäftigt. Doch als Lena an dem Wagen vorbeifuhr und einen Blick zurück aufs Haus warf, trat sie ruckartig auf die Bremse.
Bennett war zu Hause. Sein BMW stand mit offenem Kofferraum rückwärts in der Garage. Auch die Tür zwischen Haus und Garage war offen.
Lena parkte so in der Einfahrt, dass sie dem BMW den Weg versperrte, und entsicherte die .45er. Dann stieg sie aus, zog noch ein letztes Mal an der Zigarette, zertrat die Kippe mit der Schuhspitze und setzte sich in Bewegung. Eine Kugel in der Kammer – der Rest würde sich zeigen.
Als sie die Garage betrat, dachte sie kurz daran, dass es ein wahrhaft symbolischer Akt gewesen wäre, Cobbs Sig Sauer zu benutzen. Aber sie hatte keine Munition. Cobb hatte eine Neun-Millimeter besessen, während Lena Kaliber .45er bevorzugte – insbesondere dann, wenn sie es mit einem Ungeheuer zu tun hatte. Einem Außerirdischen.
Sie hatte schon Menschen getötet.
Im Dienst, doch obwohl der Tote schuldig gewesen war, forderte es seinen Tribut, einem Menschen das Leben zu nehmen. Es verfolgte Lena jeden Tag. Sie hatte einen Preis dafür bezahlt, und diese Tat würde sie nicht mehr loslassen bis ans Ende ihrer Tage.
Doch wie würde es bei Bennett sein? Sicherlich nicht so schlimm.
Lena warf einen raschen Blick in den Kofferraum, in dem ein Koffer lag. An der Tür zwischen Garage und Haus spähte sie den langen Flur entlang zu den Terrassentüren, die auf einen Garten hinausgingen. Es war totenstill im Haus … Sie bekam ein mulmiges Gefühl. Lena drehte sich um und schaute hinüber zu dem Transporter auf der Straße. Sie brauchte einen Moment, bis bei ihr der Groschen fiel: Es war dieselbe Marke, dasselbe Modell und dieselbe Farbe wie Dick Harveys fahrbarer Untersatz.
Irgendetwas war da im Busch.
Lena ging ins Haus und schlich den Flur entlang. Sie kam an einem Wäscheraum, einer großen Speisekammer voller Vorräte, einer Gästetoilette und schließlich einer Küchentür vorbei. Der Raum war riesig und wirkte, als sei er erst neu gestaltet worden. Lena erinnerte sich an Cobbs Worte, kein Mensch könne sich mit Bennetts Gehalt so ein Haus leisten. Entweder hatte er reich geheiratet – oder er hatte noch mehr auf dem Kerbholz als …
Sie erstarrte.
Am Küchentisch saß ein Mann vor einer Tasse Kaffee. Er hatte den Kopf in Richtung Panoramafenster gewandt und betrachtete offenbar den Pool. Lena holte tief Luft und sammelte sich. Ihre Hände waren ruhig. Sie hob die .45er und trat ein.
Der Mann schien sie nicht wahrzunehmen; er rührte sich nicht. Lena pirschte sich heran, um sein Gesicht zu betrachten. Als sie den Küchentresen umrundete, bemerkte sie die Blutspritzer an der Wand hinter seinem Kopf. Auf dem Boden war eine große Blutlache.
Es war Dick Harvey von Bettgeflüster aus Hollywood , der nun niemandem mehr aus Mutwillen oder Geldgier das Leben ruinieren würde. Er schielte, sein Mund stand offen, und er hatte ein Einschussloch mitten auf der Stirn. Erstaunlicherweise schien er unter seinem zerknitterten Anzug noch immer zu schwitzen.
Lena stützte sich auf den Tisch. Ihre Augen glitten zum Fenster, wo sie Bennett im Garten entdeckte. Er hatte eine Schaufel in der Hand und grub ein Loch in den Rasen am rückwärtigen Zaun.
Lena stürmte zur Tür hinaus und durch den Garten. Als sie auf ihn zulief, hob er den Kopf und stieß einen Schreckensschrei aus. Seine Stimme ging in ein hysterisches Kreischen über.
»Oh, mein Gott«, wiederholte er immer wieder. »Oh, mein Gott, ich war es nicht, Gamble, ich war es nicht.«
Lenas Blick fiel auf die Pistole im Gras, die er gerade vergraben wollte. Die Neun-Millimeter Smith.
»Gütiger Himmel, Sie müssen mir glauben. Es ist nicht so, wie es aussieht.«
Er warf die Schaufel hin und machte einen Satz hin zu der Pistole. Als er sie aufhob, stand Lena vor
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