Todesakt: Thriller (German Edition)
heranwinkte. Bennett war umzingelt.
Lena pirschte sich vorwärts, bis sie freie Sicht hatte. Bennett saß, die Neun-Millimeter-Smith auf dem Schoß, auf dem Boden und weinte. Murmelte vor sich hin. War völlig durch den Wind.
»Kommen Sie, Bennett. Bringen wir es hinter uns. Gehen wir, bevor noch ein Unglück passiert.«
»Ich will nicht.«
Lena sah wieder Vaughan an und wandte sich wieder an Bennett.
»Manchmal muss man auch Dinge tun, die man nicht will.«
»Ich nicht, Gamble. Ich tue nur, was ich will.«
»Aber es gibt keinen Ausweg«, entgegnete sie. »Kein Versteck. Sie haben jetzt ein Problem.«
In seinem Gehirn arbeitete es. Und mit einem Mal brach alles zusammen: Seine Seele kam stotternd zum Stehen, nichts ging mehr, Sprit alle, kein Plan B. Sein Blick wanderte über den Boden, dann hob er langsam den Kopf und sah Lena an, die etwa drei Meter vor ihm kniete. Als er bemerkte, dass sie mit der Pistole mitten auf seine Brust zielte, lächelte er.
»Scheiß drauf«, sagte er.
Bennett hob die Waffe, schloss den Mund um den Lauf und drückte ab. Lena sah, wie sein Kopf rückwärts gegen die Wand schnellte und Blut herausspritzte. Doch die Pistole feuerte immer weiter.
Hu und Vaughan liefen hinüber. Auch die bewaffneten Polizisten kamen näher.
Offenbar hatte sich Bennetts Finger mit dem Abzug verklemmt. Noch während sein Körper im Todeskampf zuckte, gab die Neun-Millimeter-Smith eine Kugel nach der anderen ab, dass kleine Stücke von Bennetts Kopf abgesprengt wurden. Die Waffe verstummte erst, als das Magazin leer war.
Im nächsten Moment verstummten die Geräusche. Der Pulverdampf verflog. Ein Polizist ging zu Bennetts Leiche hinüber, nahm die Pistole und warf sie zu Boden. Als der Kollege dem Toten einen kräftigen Tritt mit dem Stiefel versetzte, erhob niemand Einspruch.
56
Cobb brauchte saubere Sachen für die Beerdigung.
Lena erinnerte sich an den neuen grauen Anzug, den er in Jacob Gants Prozessvideo getragen hatte. Vaughan erbot sich, mit ihr hinzufahren und ihn zu holen.
In den letzten drei Tagen hatten sie viel Zeit miteinander verbracht, unter anderem im Bett, damit sie nicht allein mit sich und ihren Gedanken waren.
Lena verließ das Parkhaus des Parker Center und bemerkte, wie die Kameras sich in ihre Richtung wandten. Sie kehrte den rings ums Gebäude campierenden Reportern den Rücken zu und ignorierte die rote Ampel. Anstatt sich den Mittagspausenverkehr auf dem Freeway 110 anzutun, beschloss sie, erst Nebenstraßen rings um das Dodger Stadion und auf der anderen Seite des Hügels den Golden State Freeway zu nehmen.
Die Medienvertreter schwärmten wieder aus. Der Mord an Lily Hight war aktueller denn je, es gab frische Schlagzeilen und inzwischen sieben Opfer, ins Jenseits befördert vom übelsten Massenmörder aller Zeiten, Bennett, dem Finsterling – einem Staatsanwalt, der sich durch Selbstmord der Verhaftung und Strafverfolgung und der damit einhergehenden öffentlichen Demütigung entzogen hatte.
Am Samstagabend war der Oberstaatsanwalt wegen seines fragwürdigen Verhaltens zur Rede gestellt worden. Ein Schlagabtausch, angeordnet vom stellvertretenden Polizeichef Ramsey, der wissen wollte, was Higgins und Spadell an den Überwachungsaufnahmen aus dem Club 3 AM so brennend interessiert hatte und warum Higgins in Johnny Boscos Haus eingebrochen und davongelaufen war, als Lena sich als Polizistin zu erkennen gegeben hatte. Spadell war nicht zu dieser Debatte erschienen, und es hieß, er habe die Stadt fluchtartig verlassen. Als Higgins sich weigerte zu reden und zuerst mit seinen politischen Beratern sprechen wollte, wies Ramsey den Staatsanwalt darauf hin, dass Einbruch in Los Angeles noch immer als Straftat gelte, weshalb er ihm empfehle, sich lieber an seinen Anwalt anstatt an diese Schießbudenfiguren zu wenden.
Doch falls Jimmy J. Higgins das Video gesucht hatte, das ihn beim Kokainkonsum zeigte, spielte das kaum noch eine Rolle.
Bennett war, wie allgemein bekannt, Higgins’ Ziehkind gewesen. Higgins hatte Bennett und Watson bei den Vorbereitungen des Prozesses gegen Jacob Gant über die Schulter geschaut, in der Hoffnung, dass dabei so viele Schlagzeilen wie möglich für ihn herausspringen würden. Obwohl Buddy Paladino ihm, Bennett und Watson eine Kopie des Berichts von Gants Lügendetektortest zugestellt hatte, hatte Jimmy J. Higgins geschwiegen und – als Vertreter des Rechtsstaats – damit dem wahren Mörder gewissermaßen den Weg geebnet, einen
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