Todesakt: Thriller (German Edition)
gleichzeitig die Türen aufrissen. Der Mann, der erst jetzt merkte, dass Lena nicht allein war, geriet in Panik und begann, wild um sich zu schlagen. Während Rhodes ihn nach hinten zog, schob Lena seine Beine durchs Auto, und sie rangen ihn gemeinsam zu Boden. Der Mann strampelte, zerrte und trat zwar noch immer, aber wenigstens hatten sie ihn erwischt. Rhodes wälzte ihn auf den Bauch, drückte ihm das Knie in die Schulter und presste sein Gesicht gegen den Asphalt. Nachdem Lena ihm Handschellen angelegt hatte, drehten sie ihn wieder um und betrachteten ihn.
Der Mann sah seltsam weich und schwabbelig aus. Sein Anzug und seine Krawatte waren zerknittert und voller Schweißflecken, und seiner Kleidung haftete ein durchdringender Körpergeruch an. Außerdem warf er sich ständig auf dem Boden hin und her. Lena hatte so etwas schon öfter erlebt, und zwar bei Drogenkonsumenten, insbesondere unter dem Einfluß von Ecstasy. Wenn ihre Körpertemperatur anstieg, benahmen sie sich wie lebendige Fische in einer heißen Bratpfanne. Lena beobachtete den Mann, nicht sicher, ob er unter Drogeneinfluss stand oder nur vor Wut schäumte. Jedenfalls war der Boden hart, weshalb seine Kapriolen schmerzhaft sein mussten.
Als Lena die Hand ausstreckte, um ihm die Stirn zu fühlen, versuchte er, sie zu beißen, worauf sie die Hand wieder wegzog und sich über ihn beugte.
»Haben Sie auch einen Namen, Mister?«, schrie sie ihn an.
Aber er schüttelte nur wieder den Kopf und stieß unartikulierte Geräusche aus. Es klang verdächtig nach einer Aufforderung, sie solle sich verpissen.
Lena warf Rhodes einen Blick zu.
»Für so was haben wir jetzt keine Zeit, Stan.«
Rhodes stimmte zu, und so fingen sie an, die Taschen des Mannes zu durchsuchen, wobei sie seine Sachen so schnell wie möglich beiseitewarfen. Als Lena seine Brieftasche entdeckte, die dicker zu sein schien als gewöhnlich, klappte sie sie auf und stieß auf eine Reihe von Presseausweisen. Nachdem sie die Papiere überprüft hatte, verglich sie das Gesicht des Mannes mit dem auf den Fotos. Mit Baseballkappe und Brille hatte sie ihn nicht erkannt, konnte nun jedoch eine Ähnlichkeit feststellen.
»Wer ist er?«, fragte Rhodes.
Als sie den Ausweis hochhielt, huschte ein furchtsamer und unsicherer Ausdruck über das Gesicht des Mannes. Rhodes warf einen Blick auf das Dokument und fing zu lachen an.
Der Mann, der sich vor ihnen auf dem Boden wand, war Dick Harvey, ein abgewrackter Klatschreporter von Bettgeflüster aus Hollywood . Sieben Abende die Woche suhlte sich Bettgeflüster aus Hollywood im Dreck und verhieß seinen Zuschauern weitere dreißig Minuten im Schlafzimmer ihrer Lieblingsstars. Vermutlich führte die Fernsehsendung in Kombination mit der dazugehörigen Website auf Dauer zum Absterben von Gehirnzellen.
»Dick Harvey«, stellte Rhodes mit vor Sarkasmus triefendem Tonfall fest. »Ignoriert eine Polizeiabsperrung und bricht während laufender Mordermittlungen in ein Dienstfahrzeug ein. Mann, Sie sind mir echt eine Nummer.«
Inzwischen hatte Harvey sich beruhigt und die Sprache wiedergefunden. Allerdings verlief seine Genesung so reibungslos, dass Lena sich fragte, ob sein Krampfanfall von vorhin nicht nur schlechte Schauspielerei gewesen war.
»Aber Leute«, flehte er sie nun an. »Sie müssen doch verstehen, in welcher Lage ich bin.«
Rhodes lachte wieder auf.
»Schon kapiert, Harvey. Sie sind in geheimer Mission unterwegs und arbeiten verdeckt. Trotzdem hätte ich nur zu gerne ein Autogramm von Ihnen. Ich kann es kaum erwarten, es unter Ihren Fingerabdrücken zu sehen, nachdem Sie erkennungsdienstlich behandelt worden sind. Vergessen Sie nicht, beim Fotografieren zu lächeln. Ich wette, das wird sich rumsprechen wie ein Lauffeuer.«
»Aber ich muss meinen Redaktionsschluss schaffen. So haben Sie doch Nachsicht. Ich bin ja nur hinter einer Story her.«
Lena war mit ihrer Geduld am Ende.
»Sie waren «, entgegnete sie. »Was hatten Sie in meinem Auto zu suchen? Was führen Sie im Schilde?«
Inzwischen hatte Harvey einen Quengelton angeschlagen.
»Das war nur eine Verwechslung. Es war schon spät, und ich hatte mich total verfranzt. Warum machen Sie so einen Aufstand? Ich arbeite doch nur an einer Story, Leute. Jacob Gant ist tot, richtig? Lily Hights alter Herr hat ihm die Rübe weggepustet. Es ist doch Ihr Fall, oder, Lena?«
Während Lena ihn musterte, rastete etwas in ihrem Verstand ein. Die Mütze und die Brille. Das plötzliche
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