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Todesangst

Todesangst

Titel: Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Sarnoff erklärte außerdem, er hätte noch nie eine derart rasche Entwicklung der Arteriosklerose gesehen und wolle das gern schriftlich festhalten. Er bat um Howards Einwilligung, und der sagte ihm, das sei ganz in seinem Sinne.
    Nach Dr. Sarnoffs Anruf schloß sich Jason Howard für ein paar Minuten in seinem Zimmer ein. Als er seine Gefühle wieder im Griff hatte, rief er die diensthabende Schwester an, die auf der Herzstation für Brian Lennox zuständig war. Er besprach mit ihr das Ergebnis seiner Koronararterien-Untersuchung und teilte ihr dann mit, daß man seine Körperfunktionen nicht künstlich aufrechterhalten solle. Nachdem es keine Hoffnung gab, war es sinnlos, das Leiden des Mannes zu verlängern. Sie teilte seine Meinung. Nachdem er aufgelegt hatte, starrte er das Telefon an. In solchen Situationen fragte er sich, ob es vernünftig gewesen sei, sich für die Laufbahn als praktischer Arzt zu entscheiden.
    Als die Mittagspause herannahte, entschloß sich Dr. Howard, sich an Ort und Stelle über das Ergebnis der Obduktion von Hayes’ Leiche zu informieren. Bei Tageslicht war das Leichenschauhaus nicht mehr ganz so schreckenerregend - es war vielmehr ein unmodernes, heruntergekommenes, nicht allzu sauberes Gebäude wie manch andere auch. Sogar die ägyptisch wirkenden Ausstattungsdetails machten jetzt eher einen komischen als einen bedeutenden Eindruck. Trotzdem vermied es Dr. Howard, den Aufbewahrungsraum für die Leichen zu betreten, und begab sich unmittelbar in das kleine Büro von Dr. Danforth neben der Bibliothek. Sie saß dort, über ihren Schreibtisch gebeugt, und schlang etwas hinunter, was wie ein Hamburger aussah. Sie lud ihn mit einer Geste zum Hereinkommen ein und begrüßte ihn mit einem Lächeln.
    »Bitte entschuldigen Sie die Störung«, sagte Dr. Howard und nahm auf ihre auffordernde Geste hin Platz. Aufs neue fiel ihm auf, wie zierlich und weiblich sie doch wirkte angesichts ihrer beruflichen Position.
    »Sie stören keineswegs«, sagte sie. »Ich habe die Autopsie an Dr. Hayes gleich heute morgen durchgeführt.« Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, der ein leichtes Quietschen von sich gab. »Ich war ein wenig überrascht - er hatte mitnichten Krebs.«
    »Was war es dann?«
    »Ein Aneurysma. Aorten-Aneurysma, das zu einem Durchbruch im Tracheobronchialbereich führte. Der Mann hatte doch niemals Syphilis, oder?«
    »Nicht daß ich wüßte«, sagte Dr. Howard und schüttelte den Kopf. »Genau weiß ich das natürlich nicht - aber es würde mich sehr wundern.«
    »Nun, es war irgendwie merkwürdig«, fuhr Dr. Danforth fort. »Stört es Sie, wenn ich weiteresse? Ich muß in ein paar Minuten noch eine Autopsie machen.«
    »Aber überhaupt nicht«, antwortete Jason Howard und wunderte sich erneut, daß sie jetzt essen konnte. Schon bei dem Gedanken an eine Obduktion krampfte sich sein Magen zusammen. Das ganze Gemäuer war irgendwie von einem Geruch nach faulem Fisch erfüllt. »Was war denn merkwürdig?«
    Dr. Danforth kaute noch ein wenig, schluckte dann den Bissen hinunter und sagte: »Die ganze Aorta wirkte irgendwie käsig, bröckelig. Und für die Luftröhre gilt genau das gleiche. Ich habe so etwas niemals vorher gesehen - mit einer Ausnahme: bei dem hundertvierzehnjährigen Burschen, den ich einmal obduziert hatte. Können Sie sich das vorstellen? Man hat im Globe darüber geschrieben - der Kerl war beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs vierundvierzig. Unglaublich.«
    »Wann können Sie mir einen Bericht mit Mikroskoppräparaten liefern?« fragte Dr. Howard.
    »Frühestens in vierzehn Tagen«, gab sie mit einer Geste des Bedauerns zurück. »Wir sind einfach personell nicht ausreichend ausgestattet dafür. Es dauert immer eine ganze Weile mit den entsprechenden Präparaten.«
    »Wenn Sie mir ein paar Proben geben, könnte ich bei uns in der Pathologie die Schnittpräparate machen lassen.«
    »Es tut mir leid, aber das muß hier bei uns gemacht werden. Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür.«
    »Ich nehme Ihnen das ja nicht übel. Ich dachte nur, wenn wir es machen würden, wäre es eben eine Zeitersparnis.«
    »Na ja, eigentlich haben Sie ja recht«, gab Dr. Danforth zu. Dann stand sie, nochmals einen kräftigen Bissen von ihrem Hamburger nehmend, auf und winkte Dr. Howard, ihr zu folgen. Sie nahmen die Treppe und stiegen einen Stock höher zum Autopsieraum hinauf.
    Es war ein langer rechteckiger Raum, in dem vier Tische mit einem Belag aus poliertem Stahl quer zur

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