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Todesangst

Todesangst

Titel: Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Längsrichtung standen. Der Geruch von Desinfektionsmitteln und weitere unaussprechliche Düfte erfüllten den Raum auf fast unerträgliche Weise. Zwei der Seziertische waren belegt, und die beiden anderen wurden gerade gesäubert. Margaret Danforth fühlte sich offensichtlich wie zu Hause in dieser Umgebung, kaute weiter an ihrem letzten Bissen und führte Jason Howard zu der Waschgelegenheit in einer Ecke des Raumes. Dann fischte sie aus einem Haufen von Behältern mit Plastikverschlüssen einige bestimmte heraus, nahm sich einen nach dem anderen vor und entnahm ihnen typische Stücke. Sie legte sie auf einen Zertrenntisch und säbelte davon jeweils ein Teil ab, wobei sie ein Messer benutzte, das einem ganz normalen Küchenmesser stark ähnelte. Dann holte sie neue Behälter, füllte sie mit Formaldehyd und legte die entsprechenden Proben hinein. Als sie damit fertig war, packte sie alles in eine braune Papiertüte und überreichte diese ihrem Kollegen. All das war nüchtern und eindrucksvoll zügig abgelaufen.
    Sofort nach seiner Rückkehr in die Klinik eilte Dr. Howard in die dortige pathologische Abteilung, wo er auf Dr. Jackson Madsen traf, der über sein Mikroskop gebeugt war. Madsen war ein großer, magerer Mann, der mit seinen sechzig Jahren noch Marathonläufe bestritt und entsprechend stolz darauf war. Kaum war er Howards ansichtig geworden, als er ihm schon sein Bedauern über den Vorfall mit Hayes ausdrückte.
    »Geheimnisse lassen sich hier wohl schwerlich wahren«, meinte Howard etwas säuerlich.
    »Natürlich nicht«, antwortete ihm Dr. Madsen. »In dieser Hinsicht ist es hier am GHP wie in einer Kleinstadt. Der Klatsch blüht.« Dann fügte er, mit einem Blick auf die braune Papiertüte, hinzu: »Sie haben da wohl etwas für mich?«
    »In gewisser Weise schon«, gab Dr. Howard zurück. Dann erläuterte er seinem Kollegen, worum es sich handle und daß es im städtischen Leichenschauhaus zwei Wochen dauern würde, bis die Schnittpräparate fertig wären. Schließlich fragte er, ob Dr. Madsen sie wohl hier am GHP machen lassen könne.
    »Aber gar kein Problem«, antwortete ihm dieser. »Interessiert Sie übrigens das Untersuchungsergebnis im Fall Harring?«
    Dr. Howard mußte kurz schlucken und sagte dann: »Aber natürlich!«
    »Herzwandruptur. Der erste Fall, den ich seit Jahren gesehen habe. Die linke Herzkammer ist richtiggehend aufgeplatzt. Es schien, als ob der größte Teil des Herzens vom Infarkt betroffen wäre, und als ich das Herz sezierte, hatte ich den Eindruck, daß alle Koronargefäße gleichermaßen betroffen waren. Dieser Mann hatte die schlimmste Koronarinsuffizienz, die mir je begegnet ist.«
    Da sieht man, was unsere großartigen Vorsorgetests wirklich wert sind, dachte Dr. Howard. Er fühlte sich so schuldbewußt, daß er Dr. Madsen versicherte, er habe sich ausdrücklich die Untersuchungsergebnisse von Harring nochmals angesehen und hätte bei der Überprüfung der EKG-Aufzeichnung, die erst vor einem Monat gemacht worden sei, nicht den geringsten Hinweis auf ein derartiges Problem finden können.
    »Vielleicht müssen Sie einfach mal Ihre Geräte überprüfen«, sagte Dr. Madsen. »Ich kann Ihnen nur versichern, daß das Herz dieses Mannes in sehr schlechtem Zustand war. Ihre Präparate werden übrigens schon morgen vorliegen.«
    Beim Verlassen des Pathologieraumes dachte Dr. Howard über die Bemerkung seines Kollegen nach. Auf die Idee, daß sein EKG-Gerät defekt sein könne, war er noch nicht gekommen. Aber als er in seinem Zimmer angelangt war, hatte er diesen Gedanken schon wieder verworfen. Das wäre längst irgendwie aufgefallen, wenn das EKG-Gerät tatsächlich nicht richtig funktionierte; dafür gab es eine ganze Reihe von Erkennungsmerkmalen. Außerdem wurden zwei verschiedene Geräte für das EKG im Ruhezustand und das EKG im Belastungszustand benutzt. Doch während er noch darüber nachdachte, fiel ihm etwas anderes ein. So wie er selbst mußte doch Alvin Hayes bei Aufnahme seiner Tätigkeit für GHP einer gründlichen Untersuchung unterzogen worden sein - das galt schließlich für jeden.
    Nachdem Claudia ihn über die eingegangenen Anrufe informiert hatte, bat Dr. Howard sie nachzuprüfen, ob eine Patientenkarte für Dr. Alvin Hayes vorhanden sei, und wenn ja, sie ihm zu besorgen. In der Zwischenzeit ging er Sally aus dem Weg und begab sich direkt in die Röntgenabteilung. Mit Hilfe einer der dortigen Arzthelferinnen machte er die Unterlagen von Hayes ausfindig und

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