Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesangst

Todesangst

Titel: Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
lachte wieder. »Ich würde einen monoklonalen Antikörper nicht mal erkennen, wenn man ihn mir direkt vor die Nase hält!«
    »Bösartige Geschwülste?« sagte der Arzt aufs Geratewohl in der Hoffnung, auf irgendeinen Erinnerungsfetzen des Rechtsanwalts zu stoßen. »Könnte das Produkt irgend etwas mit Krebsbekämpfung zu tun gehabt haben?«
    Der fette Mann zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht - vielleicht.«
    »Hayes versicherte jemandem, das Produkt würde seiner Schönheit nützen. Sagt Ihnen das irgend etwas?«
    »Hören Sie, Dr. Howard - Hayes hat mir über das Produkt absolut gar nichts erzählt. Ich habe einfach die Firma für ihn gegründet.«
    »Sie haben sich aber auch um eine Patenterteilung bemüht.«
    »Das hatte nichts mit der Firma zu tun. Das betraf Hayes ganz persönlich.«
    Der Piepser des Arztes erschreckte beide Männer. Howard blickte auf das Schriftfeld. Dort leuchtete zweimal das Wort DRINGEND auf, gefolgt von einer Telefonnummer des GHP-Krankenhauses. »Darf ich bitte mal Ihr Telefon benutzen?« fragte der Arzt.
    Samuel Schwartz schob es ihm hinüber. »Bitte bedienen Sie sich.«
    Der Anruf galt der Station, auf der Madaline Krammer lag. Sie hatte einen Herzstillstand erlitten, man war gerade mit Wiederbelebungsversuchen beschäftigt. Dr. Howard sagte, er werde bald dort sein. Er bedankte sich bei dem Rechtsanwalt, verabschiedete sich rasch und wartete dann ungeduldig auf den Aufzug.
    Als er das Krankenzimmer betrat, bot sich ihm eine Szene, die ihm leider schon geläufig war. Die Patientin war ohne Bewußtsein und sprach auf nichts an. Ihr Herz ließ sich durch keine der angewandten Maßnahmen, auch nicht durch einen Schrittmacher, dazu bewegen, seine Tätigkeit wieder aufzunehmen. Dr. Howard spornte seine Mitarbeiter an, in ihren Bemühungen nicht nachzulassen, während er sich den Kopf darüber zerbrach, was an Medikamenten oder Methoden man noch anwenden könnte. Doch alle Bemühungen waren vergeblich - ein weiteres Mal mußte er sich im Kampf mit dem Tod geschlagen geben.
    Er blieb, als schon alle anderen gegangen waren, noch für einen Augenblick am Bett von Madaline Krammer stehen. Sie war eine alte Bekannte, fast eine Freundin; sie zählte zu den ersten Patienten, die damals in seine Privatpraxis gekommen waren. Eine der Schwestern hatte ihr ein Tuch über den Kopf gezogen. Über der Nase ragte es auf wie ein kleiner schneebedeckter Gipfel. Sanft schlug der Arzt das Tuch zurück. Auch diesmal wieder war er erschrocken darüber, wie alt ihr Gesicht wirkte - sie stand doch erst in den Sechzigern. Seit sie ins Krankenhaus eingeliefert worden war, hatte ihr Gesicht alle fröhliche Pummeligkeit verloren und war knöchern, faltig, totenkopfartig geworden.
    Dr. Howard brauchte einen Augenblick Ruhe, um sich zu sammeln, und schlüpfte, Claudia und Sally sorgsam meidend (die bestimmt noch einen Haufen Fragen wegen der bevorstehenden Sitzung und der vielen Patienten hatten, deren Termine verschoben werden mußten), in sein Büro. Er schloß die Tür ab und setzte sich an seinen Schreibtisch. Mit Madaline Krammers Tod war ein weiteres Band zu seinem früheren Leben zerschnitten. Er fühlte sich beklemmend einsam und fürchtete, seine endlich überwundenen qualvollen Erinnerungen an Danielles Tod könnten ihm wieder zu schaffen machen.
    Das Telefon klingelte, doch er kümmerte sich nicht darum. Auf seinem Schreibtisch stapelten sich die erbetenen Unterlagen über die verstorbenen Patienten, darunter auch die über Hayes. Und schon wanderten seine Gedanken unabsichtlich zur Angelegenheit Hayes zurück. Es war so enttäuschend, daß das von Carol Donner aufbewahrte Päckchen, in das er soviel Hoffnung gesetzt hatte, so wenig an Informationen erbracht hatte. Es hatte lediglich die Wahrscheinlichkeit verstärkt, daß Hayes tatsächlich eine Entdeckung gemacht hatte, die zumindest verblüffend war. Er verfluchte Hayes’ Geheimniskrämerei.
    Jason Howard lehnte sich im Stuhl zurück, verschränkte die Hände im Nacken und starrte zur Decke. So allmählich fiel ihm zu dieser Sache nichts mehr ein. Doch da erinnerte er sich plötzlich an die Bemerkung des Mitarbeiters der Gene Incorporated, Hayes hätte irgend etwas von der Küste mitgebracht - womit er wohl Seattle gemeint hatte. Es mußte eine Probe von irgendwas sein, denn Hayes hatte sie einem komplizierten Extraktionsverfahren unterworfen. Aufgrund dessen, was Hong darüber gesagt hatte, schien es Howard, daß Hayes wahrscheinlich

Weitere Kostenlose Bücher