Todesangst
in Besitz hatten, sind wir doch dankbar, daß wir nun auch das Verfahrensprotokoll wieder in Händen haben. Ich darf Ihnen im Namen unserer Gesellschaft herzlich danken. Ich hoffe sehr, daß auch wir Ihnen ein wenig weiterhelfen konnten.«
»Vielleicht«, meinte Howard unbestimmt. Es schien ihm, als ob er ganz überraschend herausbekommen hätte, auf wessen Veranlassung Wohnung und Labor von Hayes durchsucht worden waren. Aber warum sollten die Leute von Gene Incorporated die Tiere getötet haben? Waren sie vielleicht mit diesem Somatomedin behandelt worden? »Vielen Dank, daß Sie mir Ihre Zeit geopfert haben«, sagte er zu Dawen. »Sie haben eine tolle Anlage hier.«
»Danke; ja, es läuft gut. Demnächst werden wir wohl entsprechendes Material auch für Zuchttiere liefern können.«
»Sie meinen, für Kühe und Schweine und so?«
»Ganz recht. Wir können durch Einsatz der Gentechnologie magerere Schweine erzeugen, Kühe, die mehr Milch geben, und Hühner, die proteinreicheres Fleisch liefern - um Ihnen nur einmal ein paar Beispiele zu geben.«
»Faszinierend«, sagte Dr. Howard, doch ohne echte Begeisterung. Wie lange würde es wohl noch dauern, bis sie durch Genmanipulation Ingenieure züchten würden? Es schüttelte ihn innerlich, und er sah die riesigen Ratten und Mäuse in Hayes’ Labor vor sich, vor allem die mit den zusätzlichen Augen.
Als er wieder im Auto saß, warf Dr. Howard einen Blick auf die Uhr. Es blieb ihm noch reichlich Zeit bis zum Beginn der von ihm einberufenen Ärztesitzung, und so beschloß er, Samuel Schwartz, den Anwalt von Alvin Hayes, aufzusuchen.
Er startete den Wagen, verließ den Parkplatz vor der Gene Incorporated und fuhr zunächst zum Memorial Drive hinüber. Dann überquerte er den Charles River und hielt wenig später, in doppelter Reihe mit eingeschalteten Warnleuchten parkend, kurz vor einem Drugstore am Charles Circle an, um dort im Telefonbuch die Adresse von Schwartz nachzuschlagen. Zehn Minuten später saß er im Wartezimmer des Rechtsanwalts und blätterte in einer alten Ausgabe der Newsweek, Samuel Schwartz war ein gewaltiger, fetter Mensch mit einem glänzenden kahlen Schädel. Er lud mit ausladenden Gesten, als ob es um Verkehrsregelung gehe, seinen Besucher zum Eintreten in sein Büro ein. Nachdem er sich in seinen Sessel hinter dem ausladenden Mahagonischreibtisch hatte plumpsen lassen, rückte er seine schmal gefaßte Brille zurecht und schaute aufmerksam Dr. Howard an, der ihm gegenüber Platz genommen hatte.
»Sie sind also ein Freund des verblichenen Dr. Alvin Hayes…«
»Wir waren eigentlich mehr Kollegen als Freunde«, schwächte Howard ab.
»Nun, wie auch immer«, meinte Schwartz mit einer erneuten ausholenden Bewegung seiner fülligen Hand. »Was kann ich also für Sie tun?«
Dr. Howard erzählte ihm die Geschichte von der behaupteten, aber bisher ungeklärten Entdeckung von Hayes und erläuterte, daß er bemüht sei, herauszubekommen, woran Hayes eigentlich gearbeitet habe; er ergänzte, daß er aufgrund der aufgefundenen Korrespondenz auf Schwartz gestoßen sei.
»Er war ein Kunde - was soll es also?«
»Sie brauchen sich doch nicht zu verteidigen!«
»Tu ich auch gar nicht - ich bin lediglich sauer. Ich habe einen Haufen Arbeit in die Sache gesteckt, und ich kann das alles in den Kamin schreiben!«
»Er hat nie bezahlt?«
»Niemals. Er hat mich beschissen, indem er mir statt dessen Anteile an seiner neuen Firma überschrieb.«
»Anteile?«
Samuel Schwartz lachte, aber ohne jede Spur von Humor. »Da Hayes jetzt tot ist, sind leider alle Anteile wertlos. Vielleicht waren sie dies sogar schon zu seinen Lebzeiten. Ich hätte meinen Grips besser einsetzen sollen.«
»Sollte diese neue Firma denn ein Produkt oder eine Dienstleistung verkaufen?«
»Ein Produkt. Hayes versicherte mir, er stehe kurz vor der Entwicklung des wertvollsten Produkts auf dem Gesundheitssektor, das man je gekannt hätte. Und ich habe ihm das geglaubt. Ich war überzeugt, daß ein Bursche, dessen Gesicht mal die Titelseite der Time geschmückt hatte, wirklich was auf dem Kasten haben müsse.«
»Und haben Sie irgendeine Vorstellung, was das für ein Produkt sein sollte?« fragte der Arzt, darum bemüht, seiner Stimme seine Erregung nicht anmerken zu lassen.
»Keinen blassen Dunst. Hayes wollte es mir nicht sagen.«
»Wissen Sie vielleicht, ob es was mit monoklonalen Antikörpern zu tun hatte?« bohrte Howard weiter, der noch nicht bereit war aufzugeben.
Schwartz
Weitere Kostenlose Bücher