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Todesblueten

Todesblueten

Titel: Todesblueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Rylance
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aus der Tür. Er trug nichts als ein Paar Boardshorts.
    »Morgen«, sagte ich.
    Er streckte sich, gähnte   – und sprang plötzlich ins Wasser. Der Aufprall klang unglaublich laut in der morgendlichen Stille. Prustend tauchte David auf und schüttelte Wasserperlen von sich.
    »Machst du mal Kaffee?« Er grinste.
    »Cappuccino oder Latte macchiato?« Ich grinste zurück.
     
    Es gab weder zu essen noch zu trinken in unserer Bude, denn wir hatten gestern Abend alles Mitgebrachte in uns reingeschlungen. Es gab ja nicht mal ein zweites Ruderboot.
    »Dann holt ihr was zu futtern«, befahl Alex. »Melanie und ich haben hier noch was zu tun.« Er rekelte sich auf dem Steg und patschte mit der flachen Hand auf den Boden neben sich.
Komm her, Schatzi
, hieß das wohl.
    Aber da kannte er Melanie schlecht. »Ich bleib nicht hier. Ich sterbe gleich vor Hunger. Ich willMineralwasser und Brötchen kaufen und ich brauche Zigaretten. Und Eis essen gehen will ich auch. Und du willst dein Handy aufladen, oder nicht?«
    Das wirkte. Alex zog sich in Windeseile an und kurz darauf paddelten David und ich in dem kleinen Boot los, während Melanie und Alex sich den Weg von gestern Abend entlangkämpften, um den Wasserbus zu nehmen.
    »Bis später, wir holen uns dann auch ein Paddelboot«, rief Melanie. Sie klang leicht genervt. Und ich war erst mal froh, dass David mitgekommen war, denn von Tobi hatte ich immer noch nichts gehört. Der hüllte sich in vornehmes Schweigen, obwohl ich ihm noch drei SMS geschickt hatte. Was sollte das? Konnte er mir nicht wenigstens antworten?
    »Ich bin so froh, dass du mit dabei bist«, platzte ich heraus. »Ich hatte ja keine Ahnung, wie einsam das an dem See hier ist.«
    »Wieso? Sind doch noch andere Leute dort.«
    »Ja, klar. Aber ich meine   – so mit nur einem Paddelboot und den ganzen Schlafverhältnissen . . .« Ich brach ab. Die Wände im Hausboot waren ziemlich dünn.
    Er verzog keine Miene. »Guck mal, ein Frosch«, sagte er.
    Der Frosch hatte erstaunte Glupschaugen und sprang bei meinem Anblick weg. Wir glitten weiter.
    David war ein geschickter Paddler, der meine wüsten Fuchteleien mit schlafwandlerischer Sicherheitausglich. Er sagte nicht mal was dazu. Wie er überhaupt ziemlich schweigsam war.
    »Gehst du noch zur Schule?«
    »Nee.«
    »Was machst du denn dann?«
    »Hab 'ne Lehre abgebrochen.«
    »Und was war das?«
    »Koch.«
    »Du hast Koch gelernt? Echt? Macht das nicht Spaß?«
    »Nee.«
    Und so weiter. Ich gab es bald auf. Außerdem waren wir mittlerweile endlich wieder in Lübbenau, wo wir auf Alex und Melanie warteten und dann gemeinsam in ein Café gingen. Die beiden waren nicht gut drauf. Alex war hungrig und reizbar wie ein Monarch und Melanie kratzte dauernd an ihren Armen und Beinen herum. Sie hatte überall rote, aufgeriebene Mückenstiche.
    »Hör doch mal auf mit dem Gekratze!«, schnauzte Alex. »Du benimmst dich ja wie eine Leprakranke!«
    »Ach ja? Dann kann ich ja gehen.« Sie stand beleidigt auf.
    »Ist doch gut, Mellie, setz dich«, versuchte ich zu vermitteln. »Wir holen dir was aus der Apotheke.«
    Davids Handy spuckte jetzt wieder jingelnde SM S-Nachrichten aus.
    »Wieso ist dein Akku noch so voll?«, fragte Alex neidisch. Dann sprang er auf und verschwand im Innerendes Cafés, wo er eine der ältlichen Kellnerinnen ansprach und ihr das Kabel seines Handys hinhielt.
    »Er sucht eine Steckdose«, erklärte Melanie.
    »Sorry.« David stand ruckartig auf und ging ohne Erklärung weg.
    Wir saßen völlig verdattert am Tisch.
    »Aber bezahlen dürfen wir für euch, oder was?«, rief Melanie ihm hinterher. Sie kratzte so wütend an ihrem Handgelenk, dass Blut herauskam.
    »Wollen wir die nicht wegschicken?«, versuchte ich einen lahmen Scherz.
    »Zu spät.« Melanie guckte grimmig. »Alex kann manchmal ein ganz schönes Arschloch sein.«
    »Du hast den doch gar nicht nötig.« Ich betrachtete Melanie unauffällig. Ihre wilden Locken, das muntere Gesicht mit der kleinen Stupsnase. Das blauweiß gestreifte kurze Top. Ich hatte mir das gleiche gekauft, aber wir wollten schließlich nicht wie Idioten im Partnerlook herumlaufen und so hatte ich mir heute meine Röhrenjeans und mein schwarzes, schulterfreies Top angezogen. Mittlerweile bereute ich die Jeans, ich schwitzte mich bald tot. Melanie hingegen wirkte immer noch frisch, mal abgesehen von den Mückenstichen. Wo sie auftauchte, drehten sich die Männer nach ihr um.
    Alex warf ihr gerade durch die Scheiben des Cafés

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