Todesbraeute
es nötig ist.« Er begann zu husten, und sie hielt ihm ein Glas Wasser an die Lippen.
»Langsam«, befahl sie. »Nur kleine Schlucke.« »Ja, Ma'am.« Er lehnte sich zurück und sah ihr in die Augen. »Du bleibst bei mir.« Sie grinste. »Ja, Sir.«
Er senkte den Blick nicht. »Ich habe das gestern ernst gemeint.«
Sie sah ebenfalls nicht weg. »Ich auch.« Er stieß erleichtert den Atem aus. »Gut.« Sie küsste ihn auf die Stirn. »Da du jetzt weißt, was du wissen musst, schlaf endlich. Ich komme später wieder.«
Atlanta, Samstag, 3. Februar, 12.30 Uhr
»Bailey.«
Ihre Lider flatterten beim Klang der vertrauten Stimme, und ihre gute Hoffnung sank. Sie war noch immer dort. Die Flucht war nur ein Traum gewesen. Doch dann spürte sie das weiche Bett unter sich und wusste, dass der Alptraum vorbei war. Dieser jedenfalls. Der Alptraum Entzug stand ihr noch bevor. »Bailey.«
Sie brachte sich dazu, die Augen zu öffnen, und ihr Herzschlag geriet aus dem Takt. »Beardsley.« Er saß in einem Rollstuhl neben ihrem Bett. Sauber. Mit zerschlagenem, zerschrammten Gesicht, aber sauber. Sein Haar war sandfarben und militärisch kurz geschnitten. Er hatte kräftige Wangenknochen und ein eckiges Kinn. Seine Augen waren so warm und braun, wie sie sie in Erinnerung hatte. Seine Lippen waren gesprungen, aber fest mit klaren Linien. Alles an ihm war fest mit klaren Linien. »Ich dachte, du wärst tot«, flüsterte sie.
Er lächelte. »So schnell bin ich nicht unterzukriegen.« Das glaubte sie ihm auf der Stelle. »Ich habe mit Alex gesprochen.«
»Ich auch. Sie besucht einen nach dem anderen. Sie ist stark, genau wie ihre Stiefschwester.« Das Kompliment freute sie. »Du hast mir das Leben gerettet. Wie kann ich dir dafür danken?«
Er zog die Brauen hoch. »Das überlegen wir uns später. Wie fühlst du dich?«
»Als wäre ich eine Woche lang eine Gefangene gewesen.« Wieder lächelte er. »Du hast dich unglaublich gut gehalten, Bailey. Du solltest stolz auf dich sein.« »Und du weißt nicht, was du sagst. Du weißt nicht, was ich getan habe.«
»Aber ich weiß, was ich gesehen habe.« Sie schluckte. »Aber vorher ...«
»Hast du Drogen genommen, ich weiß.« »Und anderes getan.« Ein trauriges Lächeln erschien auf ihren Lippen. »Ich bin nicht das Mädchen, das man seiner Mutter vorstellt.« »Weil du dich prostituiert hast?«
Sie riss verblüfft die Augen auf. »Das wusstest du?« »Ja. Wade hat mir einiges erzählt, bevor er starb. Er war sehr stolz auf dich, dass du das Steuer herumgerissen hattest.« »Danke.«
»Bailey, du scheinst mich nicht zu verstehen. Ich weiß es. Ich wusste es vorher. Aber es kümmert mich nicht.« Nervös begegnete sie seinem Blick. »Was willst du von mir?«
»Das weiß ich noch nicht. Aber ich will es herausfinden. Wir haben uns nicht grundlos in einer solchen Situation kennengelernt, und ich werde mich nicht einfach umdrehen und gehen, nun, da diese Phase vorbei ist.« Sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. »Ich muss wieder in die Klinik.«
Zorn machte seine Züge hart. »Und dafür würde ich ihn gern noch einmal umbringen.«
»Beardsley, er ...« Die Worte blieben ihr in der Kehle stecken.
Er presste die Kiefer zusammen, aber als er sprach, war seine Stimme sanft. »Auch das weiß ich. Bailey, du bist entkommen. Aus eigener Kraft. Schau nicht zurück.« Sie schloss die Augen, und die Tränen begannen zu laufen. »Ich kenne nicht einmal deinen Vornamen.« Er legte seine Hand auf ihre. »Ryan. Captain Ryan Beardsley, U.S. Army, Ma'am.«
Ihre Lippen zitterten, als sie lächelte. »Schön, Sie kennenzulernen, Captain Ryan Beardsley. Ist das jetzt der Moment, in dem man sagt, dies sei der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?«
Er erwiderte das Lächeln. »Gibt es einen besseren Beginn?« Er beugte sich vor und küsste sie auf die Wange. »Und jetzt schlaf. Und mach dir keine Sorgen. Sobald du bereit bist, bringen wir dir Hope. Ich würde sie auch gerne kennenlernen, wenn du es mir erlaubst.«
Atlanta, Samstag, 3. Februar, 14.45 Uhr
»Wie geht's dem Mädchen?«
Susannah musste nicht aufblicken, um zu wissen, dass Luke Papadopoulos hinter ihr stand. »Sie ist eben kurz aufgewacht, hat aber wieder das Bewusstsein verloren. Ich nehme an, dass sie auf diese Weise den Schrecken und die Schmerzen noch eine Weile verdrängen kann.«
Luke betrat das kleine Zimmer auf der Intensivstation und zog sich einen Stuhl heran. »Hat sie etwas
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