Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Todesbraut

Titel: Todesbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
wirklich überzeugte. »Wenn das LKA etwas über Ehrenmorde erfahren will, etwas tiefer Gehendes als das ewige Blabla über Kulturunterschiede, dann   …«
    »Das hört sich mir hier ganz nach einer Forderung an.« Kosian hatte sich nach vorn gelehnt, ihre Unterarme lagen leicht verschränkt auf dem Schreibtisch. »Möchten Sie von mir eine Erlaubnis, dass Sie in die Mordermittlungen involviert werden?«
    Da Wencke ahnte, gleich hagelte es eine Absage, die es in sich hatte, ließ sie die Frage besser unbeantwortet.
    Kosian schnaubte. »Also erstens war von vornherein klar, dass Sie sich mit Fällen beschäftigen, die schon Jahre zurückliegen und deren juristische Akten längst geschlossen sind. Zweitens ist der Fall Shirin Talabani bei Weitem nicht das einzige Verbrechen dieser Art in Norddeutschland. Ich kann Ihnen noch je einen Ehrenmord in Hildesheim und der Nähe von Osnabrück anbieten, ein bisschen mehr Fahrerei, was für Ihren Sohn Hugo natürlich schwierig wäre, aber für Ihre Arbeit sind die Fälle ansonsten genauso gut geeignet.«
    »Und drittens?«
    »Muss ich drei Gründe haben? Schon ein handfester reicht aus, um Sie aus der Sache rauszuhalten.« Man konnte Tilda Kosian nicht anmerken, ob sie die Diskussion genoss, verabscheute oder lediglich gelangweilt war. Ihre Mimik spiegelte alles und nichts wider. »Dennoch gibt es tatsächlich einen weiteren Grund, der Ihre kriminalistischen Ambitionen wohl im Sande verlaufen lässt: Der Mord an Shirin Talabani ist bereits aufgeklärt.«
    Wencke stutzte, die Uhr hinter Kosians Schreibtisch zeigtekurz vor halb fünf. Gerade mal vier Stunden nach Auffinden des Opfers sollte der Täter gefasst worden sein?
    Kosian lehnte sich zurück. »Armanc Mêrdîn wurde vor einer Stunde in der Dönerbude seines Onkels in der Nähe des Bahnhofs festgenommen. Ohne Widerstand übrigens.«
    »Armanc Mêrdîn?«
    Der lächelnde Junge?, fügte Wencke in Gedanken hinzu. Der freundliche Mann, der mehr Herzenswärme in seinem kleinen Finger hat als diese verklemmte Schraube mir gegenüber im ganzen Leib? Das konnte nicht sein und das durfte nicht sein. Ja, Shirin Talabanis Bruder hatte gesagt, dass er seine Tat vollenden, dass er für seine Familie die Schande abwenden wollte. Aber er hatte seine Schwester geliebt, das klang in jedem seiner Sätze mit. Hatte Wencke sich so täuschen können?
    »Niemals«, brachte Wencke hervor.
    Mit lässiger Geste drückte die Kosian eine Taste am Telefon, kurz darauf ertönte Boris Bellhorn via Freisprechfunktion durch das Büro. »Boris, du hast doch die Message von den Kollegen bekommen, die den Kurden heute geschnappt haben. Unsere neue Kollegin zweifelt daran, dass es sich dabei um ein recht einvernehmliches Unterfangen gehandelt hat.«
    ›Einvernehmliches Unterfangen‹, eine verdammt durchgespülte Formulierung.
    »Armanc Mêrdîn hat ein umfangreiches Geständnis abgelegt, sobald sie auf der Wache angekommen waren«, bestätigte Bellhorns Blechstimme artig. Die Kosian lächelte mit dem rechten Mundwinkel.
    »Trotzdem: niemals!« Und dabei blieb Wencke.
    Als sie das Büro ihrer Vorgesetzten verließ, hatte sie strikte Anweisung, sich ab sofort aus dem Fall Talabani herauszuhalten. Und verspürte die ebenso strikte Gewissheit, sich dieser Anweisung zu widersetzen.
    In ihrer Jackentasche fischte sie nach einer Visitenkarte, die ihr gestern mit drei kurzen Worten zugesteckt worden war. »Für alle Fälle«. Wenn sie Glück hatte, bekam sie bei der Anwältin heute noch einen Termin.
    Was hatte sie zu verlieren? Entweder den Job – oder den Glauben an ihre Intuition.

… samtverhüllte   …
    Zahhak, ein verwöhnter Prinz, der schön war und sich eitel in Samt kleidete, wurde vom Bösen verführt und begann, nachdem sein Vater bei einem Unfall ums Leben gekommen war, eine Schreckensherrschaft über das Land, das in der Wüste Persiens lag.
    Da Zahhak ein habgieriger, genusssüchtiger Mensch war, reichten ihm die Speisen seiner Heimat nicht mehr, die bis dahin aus Pflanzen bestanden hatten. Kein Tier hatte je getötet werden müssen für die Nahrung. Doch das Böse wollte dem neuen König einen wilden Charakter geben, deshalb bot es ihm in Gestalt eines Kochs gebratene Vögel, Schafe und Rinder an. Die ließ sich der einfältige Herrscher gern schmecken, bald darauf genoss er Eidotter und Fasan, Rosenwasser, Moschus und edlen Wein. Als Dank für diese Sinnesfreuden gewährte Zahhak seinem Koch, dass dieser ihm die Schultern küssen

Weitere Kostenlose Bücher