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Todesbraut

Titel: Todesbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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beiden Jugendlichen in einem solchen Tempo. Sie haben ihre Cola nicht bezahlt, aber darauf kommt es jetzt nicht an.
    Der Dönergrill verbreitet seine Hitze im ganzen Tresenbereich. Von vorn aus der Kühlung schafft die Kälte es nur wenigeZentimeter in den Raum. Draußen ist es auch noch sommerlich warm. Der Angesprochene trägt nur ein T-Shirt aus Baumwolle, auf der Brust prangt das Logo der Imbissbude. Schweiß zeichnet auf dem Rücken ein Muster. Die Flecken waren vorhin noch nicht da, aber jetzt, wo die Bude voller Polizisten ist, breiten sie sich aus.
    Das Lied von Seal ist zu Ende, der Übergang zu den Söhnen Mannheims ist nahtlos, als gehörten die Stücke zusammen. »Geh davon aus, dass mein Herz bricht   …«
    Sein Onkel Serat hat gesagt, er kann bleiben, solange er keinen Unsinn anstellt.
    Er weiß, dies wird der letzte Tag sein, den er hier arbeitet.

4.
    »Hatten wir nicht halb vier ausgemacht, Frau Tydmers?«
    Tilda Kosian wäre vielleicht sogar hübsch – mit ihrem langen, schwarzen, glatten Haar und der makellosen Haut könnte man sie einen Schneewittchentyp nennen – wenn sie nicht so verbissen die Lippen zusammenpressen und stattdessen irgendetwas Freundliches in den Augen leuchten würde.
    So wirkte sie schlicht und ergreifend: unangenehm. Wencke hatte vom ersten Moment an eine Abneigung, ja fast eine Allergie gegen ihre offizielle Vorgesetzte entwickelt: leichter Schüttelfrost überkam sie, sobald sich die Kosian in ihrer Nähe aufhielt. Zum Glück war das selten der Fall. Anders als in einem Kommissariat arbeitete im 3.   Dezernat des LKA jeder für sich. Neben Wencke und Tilda Kosian gab es noch eine bislang namenlose Praktikantin und Boris Bellhorn, der um die dreißig und eigentlich ganz sympathisch war. Der Vierte im Bunde hieß Roland Kratz und war schon seit zwei Monaten wegeneiner Bandscheibenoperation krankgeschrieben. Es gab nur selten Besprechungen, denn alles, was man sich mitzuteilen hatte, ließ sich wunderbar via Intranet weiterleiten. Von Zimmer zu Zimmer konnte einem der Weg sehr lang werden. Der graue, schnurgerade Flur gab die passende Kulisse für die unpersönliche Atmosphäre.
    Die ermittelnden Kollegen der OFA versammelten sich im akuten Fall zwar zu intensiven, tagelangen Arbeitsgesprächen in einem recht behaglichen Zimmer – insofern hatte Karsten Völkers Spruch mit dem Sofa tatsächlich eine gewisse Berechtigung, wenngleich es keinen Kräutertee gab   –, doch da Wenckes Stelle anders gestrickt war, nahm sie nicht daran teil. Sie hatte sich den alten Fällen zu widmen, von denen im Grunde niemand mehr etwas wissen wollte. Es war bestimmt kein Zufall, dass man Wencke ein Büro ganz am Ende des Ganges zugeteilt hatte.
    Tilda Kosian hingegen nahm direkt nebenan zwei Zimmer in Anspruch.
    »Tut mir leid. Ich hatte noch einen Termin dazwischen, der länger dauerte als   …«
    »Einen Termin?« Kosian zog die Augenbrauen hoch, wie zwei Neumonde standen sie über ihrem grauen Lidschatten. »Den hatten wir auch.« Sie tippte mit einem schlanken Silberstift auf einen Kalender, der vor ihr ausgebreitet lag und einen Blick auf vollgeschriebene Zeilen gewährte. »Wohin hat es Sie denn verschlagen, nachdem die fleißige Ex-Kripo-Ermittlerin den Tatort verlassen hat?«
    Nein, Wencke wollte sich nicht verunsichern lassen, auch wenn Tilda Kosians Ironie so bissig daherkam wie ein Schwarm hungriger Piranhas. »Der Fußballtrainer von Shirin Talabanis Sohn   …« So ein Mist, was sollte sie erzählen? Der kleine Abstecher nach Seelze hatte sich tatsächlich als relativ nutzlos herausgestellt und zudem hochnotpeinlich geendet.
    »Was war denn mit diesem Fußballtrainer?«, hakte Kosian nach.
    »Ich dachte, er könnte mir etwas über die Familie Talabani erzählen«, reduzierte Wencke die Tatsachen. Es machte wenig Sinn, dieser Frau gegenüber zuzugeben, dass sie einer Intuition gefolgt war, bis nach Seelze, bis in ein Haus mit weißem Teppich, keimfreier Sauberkeit, loser Türklinke und mieser Atmosphäre.
    Zum Glück schien Tilda Kosian sich damit zu begnügen. »Frau Tydmers, eben erhielt ich eine ganze Reihe unangenehmer Anrufe«, seufzte sie, als habe Wencke einen Anteil daran. Dann blickte sie endlich von ihrer Schreibtischfläche auf und brannte mit ihren dunklen Augen ein Loch auf Wenckes Stirn.
    »Von wem?«
    »Die Polizei fragte, warum das LKA in den Mordfall eingeschaltet worden ist. Ich wusste erst gar nicht, wovon der Kollege spricht. Bis ich darauf gekommen bin,

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