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Todesbraut

Titel: Todesbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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also den Mann, der die Trauungen vollzieht. Er wird schließlich etwas über einen Bräutigam namens Rafet wissen.«
    Wencke starrte aus dem Fenster, sah die ersten Minarette zwischen den Hochhäusern, die Frachtschiffe im türkisfarbenen Meer und schließlich die Landebahn unter sich.
    Kaum waren die Anschnallzeichen erloschen, suchte Wencke nach dem neuen Handy, vielleicht warteten nach drei Stunden Flug ja wichtige Infos aus der Heimat auf sie. Die Reisetasche – nur mager bepackt und damit handgepäcktauglich – hatte insgesamt drei Fächer. In keinem leuchtete das Quietschrosa des Mobiltelefons. Wencke fluchte, schaute noch einmal auf ihren Sitzplatz und darunter. »Mein Handy ist weg!«
    Wasmuth blickte sie skeptisch an. »Gestohlen?«
    »Keine Ahnung. Sie saßen doch die ganze Zeit neben mir. Und ich habe geschlafen   …«
    »Zugegeben, einmal war ich auf der Toilette, da könnte jemand   …«
    »Pinkfarben und oval, in etwa so auffällig wie ein Ballett tanzender Elefanten!«
    Doch mehr als ein Schulterzucken war von dem sonst immer so eifrigen Wasmuth nicht zu bekommen.
    Wencke ließ sich mit dem Strom der Passagiere Richtung Ausstieg schieben und zog eine der Stewardessen zu sich heran. Die begegnete ihrem Problem mit einstudiertem Lächeln und sinnlosen Tipps. »Wenn Sie ein bisschen Zeit haben, dann warten Sie, bis die Reinigungskräfte durch die Maschine sind   …«
    »Ich habe keine Zeit!«
    »Dann geben Sie uns Ihre Hoteladresse   …«
    »Ich habe kein Hotel   …«
    Nun fiel der professionelle Gesichtsausdruck der Stewardesshilflos in sich zusammen. Wasmuth reagierte schließlich, drückte ihr eine CIF N-Broschüre in die Hand und unterstrich seine Mobilnummer mit dem Kugelschreiber. »Dann wenden Sie sich an mich, sollte der Apparat gefunden werden. Wir sind gemeinsam in Istanbul!«
    Prompt knipste die Flugbegleiterin ihre professionelle Mimik wieder an. »Aber natürlich. Und machen Sie sich keine Sorgen, gestohlen wird im Flugzeug für gewöhnlich nichts, das Gerät taucht sicher bald wieder   …«
    Wencke ging weiter. Was sollte sie ohne eigenes Handy machen? So war sie aufgeschmissen. Es konnte doch kein Zufall sein, jemand musste   … Oder entwickelte sie etwa schon wieder eine Paranoia?
    Während Wencke jeden einzelnen Fluggast am Gepäckband nach allen Regeln der Kunst zu ihrem verschwundenen Handy verhörte, telefonierte Wasmuth, um Axel, der Kosian und allen anderen von der glücklichen Landung und dem unglücklichen Verlust zu berichten. Seine Gelassenheit reizte Wencke, und sie besprachen nur das Nötigste, bis sie die Passkontrollen überstanden, in der Ausgangshalle ein paar Euro in türkische Lira getauscht und den Transfer zur Innenstadt organisiert hatten. Ein klimatisierter Bus fuhr entlang einer Uferpromenade, die auch in Italien so hätte aussehen können, bis ins Zentrum.
    Imposante Gebäude erhoben sich zwischen kastigen Zweckbauten jeden Alters.
    »Ich kenne keine Stadt, in der es so viele gut erhaltene Exemplare byzantinischer Baukunst zu sehen gibt«, schwadronierte Wasmuth. »Die Römer haben im ersten Jahrhundert im ehemals griechischen Byzanz die Herrschaft übernommen. Kaiser Konstantin machte die Stadt zum wichtigsten Zentrum des Römischen Reiches. Zweihundert Jahre später befand sich hier schon fast der Nabel der Welt. Schauen Sie nur!« Er zeigte auf ein größtenteils karmesinrot gestrichenes Monument mitgrauem Kuppeldach und goldener Spitze, das Wencke stets vor Augen hatte, wenn sie an Istanbul dachte. »Die
Hagia Sophia
diente zu römischen Zeiten als christliche Kirche, danach als Moschee, heute ist hier so etwas wie ein staatseigenes Museum. Der Wechsel der Kulturen baut in dieser Stadt immer aufeinander auf. Die Römer verwandten griechische Säulen für ihre Zisternen, in der Innenstadt gibt es eine, man nennt sie
Yerebatan Sarayı
, was so viel bedeutet wie »Versunkener Palast«
.
Die unterirdischen Säulen sind teilweise mit griechischen Gottheiten geschmückt   …« Wasmuth, der die ganze Zeit begeistert aus dem Busfenster geschaut hatte, nahm nun wieder seine Mitreisende wahr. »Hören Sie mir überhaupt zu?« Darauf konnte er nicht ernsthaft eine Antwort erwarten.
    Schließlich fanden sie sich auf einem großflächigen Platz wieder. Die Sonne, die auf die runden Rasenflächen und ein steinernes Denkmal schien, war ungnädig, die Luft flirrte. Die vielen Taxis waren gelb wie die
Yellow Cabs
in New York, und Wasmuth erklärte auch, warum

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