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Todesbrut

Todesbrut

Titel: Todesbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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von ihrem Kaktus getröstet. Doch jetzt fühlte sie sich wie abgeschnitten von diesen Erfahrungen. Sie wusste nicht einmal, wo zigtausend Hühner auf diesem Gelände geblieben waren und sich versteckten.
    Dafür hatte Ubbo Jansen anscheinend einen Draht zu der Küstenseeschwalbe aufgebaut. Die zwei verstanden sich wie durch Gedankenübertragung. Wenn Ubbo Jansen den Raum verließ, folgte sie ihm. Sie lief wackelig, wie betrunken, hinter ihm her. Er sah sich ständig nach ihr um, so als sei erst alles in Ordnung, wenn er wusste, wo sie war. Ab und zu sprach er sie an und sie antwortete mit einem »Kiu«.
    Tim saß die ganze Zeit am PC. Seine Finger sausten mit schlafwandlerischer Sicherheit über das Brett.
    Fasziniert beobachtete Akki die Monitore. Er stellte auch ohne Brille fest, dass es viele verschiedene Arten von Schwarz gab. Manchmal glaubte er, eine Person in der Dunkelheit zu erkennen, wenn etwas vorbeihuschte oder das Bild zu flimmern begann. Dabei hatte er sein Handy am Ohr: »Was heißt das, du verteidigst kein Hühner-KZ? Wir kämpfen hier um das Leben von Tausenden Tieren! Ja, verdammt, und um unseres auch!«
    Ubbo Jansen versuchte, die Außenbeleuchtung einzuschalten, doch sie funktionierte nicht. Er stellte sich vor, das plötzliche Flutlicht würde die Angreifer erschrecken und verjagen. Vielleicht waren ja nur ein paar Sicherungen herausgesprungen … Er lief zum Sicherungskasten und die Küstenseeschwalbe folgte ihm aufgeregt.
    Akki stöhnte genervt auf. Alle Argumente waren ausgetauscht und jetzt wiederholte sich jeder nur noch. Dafür hatte er leider keine Zeit. Er kürzte das Gespräch mit einem Vorwurf ab: »Weißt du, was du bist? Ein Schisser bist du. Boah, wenn ich denke, was du für Sprüche abgelassen hast! Und jetzt? Von wegen, wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! War doch alles nur Gequatsche! Wir brauchen militante Aktionen. Wenn Wahlen etwas ändern würden, wären sie verboten! Alles nur Mist. Intellektuelle Gedankenwichse. In Wirklichkeit bist du genauso ein Spießer wie deine Alten. Feige und korrupt. Ja. Du mich auch!«
    In dem Moment sprang die Außenbeleuchtung an. Josy zuckte am Fenster zusammen und selbst Akki erschrak an den Monitoren. Was er eben noch für einen Baum gehalten hatte, war eine Gruppe von drei Personen. läger mit Gewehren. letzt stoben sie auseinander. Einer hielt sich schützend die Hand vors Gesicht, weil das gleißende Licht ihn blendete.
    Josy sah, dass auch draußen vor der Farm Rauch über den Boden waberte, dick kroch er über den Parkstreifen. Sie entdeckte vier, fünf Hühner in den Bäumen auf der anderen Straßenseite.
    Ein Schuss fiel. Dann ein zweiter. Ein Huhn flatterte aus dem Qualm hoch.
    »Die Spinner haben echt Angst vor den Hühnern. Die ballern auf die, weil sie Schiss vor ihnen haben«, stellte Josy, enttäuscht vom Rest der Menschheit, fest.
    Sie beugte sich aus dem gesplitterten Fenster: »Hört doch auf, ihr Penner! Unsere Hühner sind gesund! Die Todesbrut kommt nicht von hier!«, schrie sie und benutzte ihre Hände wie Schalltrichter.
    Die hat tatsächlich »unsere Hühner« gesagt, dachte Tim.
    Ubbo Jansen hob sein doppelläufiges Schrotgewehr und zielte. »Das verstehen die!«
    »Nicht …«, sagte Josy noch, aber da krachte es bereits. Der Rückstoß hob den Lauf an. Für einen Moment waren sie alle wie taub. Dann sahen sie drüben einen der Jäger, die sich rings um die Farm versammelt hatten, getroffen zusammenbrechen.
    »Ich hab einen erwischt!«, freute sich Ubbo Jansen. »Einer weniger!«
    Akki war sofort bei Ubbo Jansen und riss ihn vom Fenster weg. »Sind Sie wahnsinnig? Sie können doch nicht so einfach …«
    »Nein? Kann ich nicht? Es sind ja nicht bloß die mit den Gewehren. Die Typen davor, die Schweine, haben meine Gebäude abgefackelt! Und gegen die alle soll ich mich nicht wehren? Was ist bloß mit euch jungen Leuten los?« Er schüttelte Akki ab und brüllte nach draußen: »Ubbo Jansen, still fighting!«
    »Was mit uns los ist?«, fragte Josy. »Wir sind gegen das Töten von Tieren oder Menschen. Egal, warum. Es gibt keinen Grund, eine lebende Kreatur zu vernichten.«
    Jansen hatte Mühe, mit seinem verletzten Arm das Gewehr durchzuladen. Da erwiderten die Jäger das Feuer. Die Kugel krachte in den mittleren Monitor. Scherben vom Plastikgehäuse flogen durch die Luft und klatschten Akki in den Nacken.
    »Licht aus!«, kommandierte Tim. »Licht aus! Wir bilden eine viel zu gute Zielscheibe!«
    Schon

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