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Todesbrut

Todesbrut

Titel: Todesbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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hindern, die Tür aufzubrechen.
    Doch Tim flüchtete nicht. Er erwartete die Angreifer in scheinbar entspannter Körperhaltung. Er brauchte keine fiktive Pumpgun. Er besaß eine gefährlichere Waffe und er hatte sie bereits vor Stunden abgefeuert.
    Niklas Gärtner stürmte zuerst in den Büroraum. Hinter ihm Corinna und sein Sohn. Josy drängte sich mit blutender Nase an Corinna vorbei in den Raum. Tim lächelte sie breit an, dann zog er seinen Trumpf aus dem Ärmel.
    »Es ist alles vorbei, Herr Gärtner. Sie können nichts mehr tun.« Er zeigte auf den Computerbildschirm hinter sich.
    Die Art, wie Tim in seinem Kassenrollstuhl saß, hatte etwas Entwaffnendes an sich. Niklas Gärtner senkte den Lauf des Gewehrs.
    »Es ist alles längst im Netz. Zweihundertfünfunddreißigtausend Anklicker seit heute Mittag. Das kann man nicht rückgängig machen und auch nicht aus dem Netz herausholen. Jeder muss ab jetzt leben mit dem, was er getan hat.«
    Niklas Gärtner trat nah an den Computer und sah sich den Film auf dem Bildschirm genau an. Das da war sein Sohn und er warf eine brennende Fackel auf das Gebäude.
    In Niklas Gärtner zerbrach etwas. Es kam ihm vor, als müsste es jeder hören. Damit waren sie endgültig erledigt. Es gab kein Entrinnen mehr.
    Corinna erlebte, wie der Mann, von dem sie sich vorhin noch am liebsten hätte adoptieren lassen, zu einem jammernden Häufchen Elend wurde.
    »W … warum tun Sie uns das an?«, fragte er mit Tränen in den Augen und zitternder Unterlippe.
    »Was tue ich Ihnen an?«, fragte Tim Jansen verständnislos zurück.
    Josy nahm Niklas Gärtner das Gewehr ab. Er schien es nicht einmal zu bemerken.
    »Na, das!« Niklas Gärtner machte eine schlaffe Handbewegung in Richtung Bildschirm. Nicht einmal dazu reichte seine Kraft aus.
    »Das da hat Ihr Sohn uns angetan, nicht wir ihm.«
    »Und was jetzt, Papa?«, wollte Thorsten wissen.
    Niemand sagte etwas.
    Aber draußen fiel wieder ein Schuss. Dann ein zweiter. Erneut zersplitterte eine Fensterscheibe.
    Über ein Megafon wurde Ubbo Jansen aufgefordert, sofort mit all seinen Leuten das Gebäude zu verlassen. Das diene nur zu ihrem eigenen Schutz.
    »Wenn Sie drin bleiben, werden Sie alle sterben! Die gesamte Hühnerfarm wird jetzt niedergebrannt, um die Viren komplett zu vernichten. In Amerika, Frankreich, Holland … ach, in ganz Europa handeln entschlossene Bürger ebenso. Das Überleben der Zivilisation steht auf dem Spiel. Bitte seien Sie vernünftig!«
    »Gehören die Hektiker da zu euch?«, fragte Josy.
    Thorsten Gärtner antwortete: »Nein. Mit denen haben wir nichts zu tun. Die sind erst gekommen, als hier schon alles brannte. Die haben Gewehre und schießen auf alles, was fliegt.«
    »Tja«, sagte Tim, »dann müsst ihr euch jetzt wohl entscheiden, ob ihr zu denen gehören wollt oder zu uns.«
    Josy spielte mit dem Gewehr.
    Eine merkwürdige Energie ging davon aus. Sie wurde immer aggressiver.
    »Du willst diese Pfeifen doch jetzt nicht so einfach gehen lassen, Tim?!«
    »Was hast du vor? Sie fesseln und knebeln?«
    Josy nickte und auch Ubbo Jansen hielt das für eine gute Idee.
    Tim aber schimpfte laut: »Und wenn es den Propheten der Apokalypse da draußen wirklich gelingt, hier alles niederzubrennen, was von dieser Bande«, er zeigte auf Thorsten und seine Leute, »übrig gelassen wurde, dann haben wir diese jämmerlichen Gestalten hier auf dem Gewissen, oder was?«
    Er trat in Richtung Thorsten Gärtner. Es war eine unwillkürliche Bewegung, die anderen hatten sie offenbar nicht mitbekommen, aber er wunderte sich, dass sein Bein sie machte. Er hätte noch vor wenigen Stunden geschworen, dazu gar nicht in der Lage zu sein.
    Die Küstenseeschwalbe traute sich nicht an den vielen Menschen vorbei ins Büro zu Ubbo Jansen. Sie machte im Treppenhaus »Kiu! Kiu!«. Ubbo Jansen musste sich beherrschen, nicht zu ihr zu gehen.
    Als sei sein Denken verlangsamt und der Satz würde erst jetzt in sein Bewusstsein einsickern, wiederholte Niklas Gärtner Tims Worte: »Jeder muss ab jetzt leben mit dem, was er getan hat.«
    Thorsten hatte plötzlich den Geschmack von Lakritz im Mund und seine Stimme klang wie die eines Menschen, der weiß, dass sich jetzt sein Schicksal entscheidet.
    »Wir verteidigen mit euch diese Farm.«
    »Hä?«, fragte Corinna. »Bist du jetzt voll plemplem?«
    »Aber ich denk, die sind an allem schuld!«, kreischte Eddy heiser.
    Sein kleiner Bruder wendete leise ein: »Die haben einen von uns angeschossen.«
    »Willst

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