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Todesbrut

Todesbrut

Titel: Todesbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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und herausgestellt. »Ja, wo sollen wohl in einer Hühnerfarm Federn herkommen? Lass mich mal nachdenken. Ich fürchte, ich komm nicht drauf …«
    »Das sind keine Hühnerfedern, Sohnemann. Solche Hühner gibt es nicht. Hier, schau sie dir an. Die sind von einer Möwe oder …«
    »Na klar, von einer Möwe. Papa. Die ist durchs Fenster reingeflattert, hat zwei Runden um die Lampe gedreht und dann ist sie wieder abgezogen.«
    »Das ist nicht witzig, Tim. Wo kommen die Federn her?«
    »Ich weiß es nicht, Papa. Vielleicht hat einer deiner Mitarbeiter Indianer gespielt und sie ist ihm aus dem Kopfschmuck gefallen.«
    Dann gelang es Tim, das Gespräch auf seine Schwester Kira zu lenken, die noch immer in Indien festsaß, und er forderte den Vater auf, ihr dreißigtausend Dollar zu überweisen.
    Später tat es Josy leid, sich nicht doch im Schrank versteckt zu haben, denn Ubbo Jansen öffnete die Badezimmertür, war mit zwei Schritten bei der muschelartigen Toilette und öffnete seinen Hosenschlitz.
    Josy atmete nicht und auch die Küstenseeschwalbe schien den Ernst der Situation zu begreifen und bewegte sich nicht.
    Ubbo Jansen ließ einen kurzen, harten Strahl ins Becken prasseln, stöhnte und drehte sich wieder zur Tür um.
    Er hat uns nicht gesehen, dachte Josy. Es gibt doch einen Gott. Er hat uns nicht gesehen.
    Der Vogelkopf lag locker in ihrer Hand, und als das »Kiu« ertönte, drückte sie den Schnabel sofort wieder zu, aber eben eine Sekunde zu spät.
    Jetzt erkannte Ubbo Jansen den Schatten hinter den Milchglasscheiben. Er öffnete die Duschkabine und sah das Mädchen und den Vogel.
    Josy drückte sich mit dem Rücken in die Ecke, als hätte sie vor, durch die Kacheln nach draußen zu verschwinden, aber es gab keine Chance zu entkommen.
    »Eine Frau mit einer Möwe steht in meiner Dusche. Hast du mir harte Drogen in meinen Kaffee getan, Tim, oder sehe ich das hier wirklich?«, rief Ubbo Jansen.
    »Das ist keine Möwe, sondern eine Küstenseeschwalbe, Herr Jansen«, erklärte Josy.
    »Was wollen Sie hier? Warum verstecken Sie sich in meiner Dusche? Und was wollen Sie mit dem Vogel? Sind Sie die Geliebte meines Sohnes? Bin ich so ein strenger Vater, dass er sich nicht traut, mir seine Freundin vorzustellen? Wenn Sie wüssten, wie froh ich bin, dass er endlich eine hat!«
    »Ja, Papa, sie ist meine Freundin«, rief Tim von hinten. »Wir lieben uns!«
    Ubbo Jansen machte großzügig Platz und lockte Josy mit einer einladenden Geste aus ihrem Versteck. Als sie aus dem Badezimmer heraus war, stellte sie sich mit dem Vogel hinter Tim, sodass der Rollstuhl einen Schutz für sie und das Tier darstellte. Dann ging sie gleich in die Offensive.
    »Die Menschen da draußen drehen durch. Sie knallen alles ab, was Federn hat. Die Küstenseeschwalbe steht auf der Liste der bedrohten Tierarten. Sie wurde angeschossen. Bitte, helfen Sie mir, sie zu retten.«
    »Ach so«, sagte Ubbo Jansen, »Sie glauben, weil dies eine Hühnerfarm ist, wären wir dafür geradezu prädestiniert? Na, das verstehe ich zwar, aber Sie sind wirklich am falschen Ort. Wir können hier keinerlei fremdes Federvieh gebrauchen. Wer sagt uns, dass Sie keine Seuche einschleppen? Gerade in der jetzigen Situation. Wir können das Tier nicht aufnehmen oder pflegen. Es gibt nur eine einzige Möglichkeit, wie der Vogel diese Hühnerfarm wieder verlassen kann …«
    »Wie denn?«
    Oh nein, dachte Tim. Bitte sag es nicht.
    Der Vater hob die Hand und machte eine kreisende Bewegung über seinem Kopf. »Durch die Lüfte natürlich, wie es sich für Vögel gehört.«
    »Er kann nicht mehr fliegen.«
    Josy zeigte den angeschossenen rechten Flügel des Tieres.
    »Das muss er auch nicht. Ich meine nämlich …«
    »Vater!!!«, rief Tim, aber Ubbo Jansen ignorierte die Ermahnung und fuhr fort: »Wenn wir als Rauchwolke in den Himmel fahren, brauchen wir alle keine Flügel, um hoch hinaufzusteigen.«
    Josy drückte den Vogel so an sich, dass er angstvoll kreischte.
    »Sie wollen ihn verbrennen?«
    Ubbo Jansen nickte. »Wir haben hier einen großen Allesbrenner, in dem wir viel Abfall entsorgen. Entschuldigen Sie bitte das harte Wort. Ich hätte Sie gerne unter besseren Umständen kennengelernt, aber …«
    »Papa, das kannst du nicht tun!«
    »Irrtum, Sohnemann. Ich muss es sogar tun.« Dann erklärte er mit unterdrückter Wut: »Dies ist keine normale Hühnerfarm. Wir produzieren unter bestimmten Schutzbedingungen, die woanders nicht gelten. Ich muss dafür sorgen, dass

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