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Todesbrut

Todesbrut

Titel: Todesbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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…«, sagte Josef Flow und Margits Stimme kam wie aus einer fernen Welt, mit einem süßlichen Singsang: »Und wir eine Ferienwohnung.«
    Josef Flows Atem beruhigte sich langsam. Er begann zu frieren und sah sich nach einer Decke um, fand aber keine.
    »Was ist mit dem Jungen?«, fragte er und deutete auf Dennis.
    »Er hat sich den Fuß gebrochen«, antwortete Benjo.
    Dennis hustete.
    »Er ist richtig krank, stimmt’s?«, fragte Josef Flow. Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
    Niemand antwortete. Das reichte Josef Flow aus. Er hechtete ins Wasser und schwamm in Richtung Ostfriesland III zurück.

 
    56 Chris war immer noch durcheinander und innerlich flatterig. Sie konnte sich die Ereignisse nicht erklären. Was war los mit der Welt? Der Fähre? Benjo? Diesem Polizisten? Befand sie sich in einem Albtraum? Würde sie gleich wach werden?
    Sie hielt es allein im Zimmer kaum aus. Sie musste runter auf die Straße. Sie wollte zwischen Menschen sein. Gleichzeitig hatte sie nicht die geringste Lust, sich mit irgendwem zu unterhalten oder Kontakt zu haben. Sie wollte nur nicht allein sein.
    Sie fühlte sich plötzlich nicht mehr wohl in ihrer Kleidung. Sie wollte sich umziehen und dann raus auf die Straße. Sie warf einen Blick auf ihr Handy und schloss es schnell an den Strom an. Ihr Akku wies auf dem Display nur noch einen Balken auf.
    Chris öffnete den Kleiderschrank und fragte sich, warum sie so viele Klamotten mitgenommen hatte, die sie sich in der Zeit ihrer wildesten Verliebtheit in Mario gekauft hatte. Sie war doch nicht mehr mit ihm zusammen, sondern mit Benjo, dem besten Typen, den man sich vorstellen konnte.
    Warum hab ich dieses Zeug ausgerechnet jetzt mitgenommen? Es durchfuhr sie wie ein Blitz. Natürlich. In der Zeit davor musste sie immer sexy-hexy sein und andere Frauen ausstechen, weil Mario sich ständig nach anderen umsah, und sie hatte alles getan, um ihn zu halten, und sich die schärfsten Sachen gekauft. Sie musste damals unter einer Geschmacksverirrung gelitten haben, fand sie jetzt. Wie konnte sie nur auf die Idee kommen, damit könnte sie Benjo in ihrem Liebesurlaub betören?
    Keines dieser Kleidungsstücke passte wirklich zu ihr. Sie hatte sich die Sachen nicht für sich gekauft, sondern eben für Mario, und die Klamotten waren auch wie er: hässlich, ordinär, machten auf teuer und sahen doch billig aus. Alles war viel zu marktschreierisch, zu bunt. Am liebsten hätte sie jetzt sofort das ganze Zeug weggeworfen.
    Ihr Handy vibrierte und klingelte. »We are the champions« erklang. Sie riss das Telefon so schnell an ihr Ohr, dass die Stromverkabelung unterbrochen wurde. Es rauschte mächtig. Sie hörte Wind und Wellen. Im Hintergrund schimpften Menschen und Benjo sprach ganz leise. Doch in seiner Stimme lag diese Gewissheit, die sie so sehr an ihm liebte. Die Gewissheit, dass alles gut ausgehen würde, was auch immer geschah. Er hielt die Welt für verrückt – und in der schlimmen Zeit, als Mario randaliert hatte und fast zum Stalker geworden war, weil er, der ständige Fremdgeher, es nicht aushielt, dass sie einen anderen hatte und nicht mehr mit ihm zusammen sein wollte … da hatte Benjo zu ihr gesagt: »Wenn die ganze Welt durchdreht, müssen wir es ja nicht auch tun.«
    In diesem Augenblick war dieser Satz viel wichtiger für sie als damals, denn damals drehte nur Mario durch, doch nun beschlich sie das beklemmende Gefühl, dass die halbe Menschheit verrückt wurde und die andere Hälfte sich in den Wohnungen einschloss und aus Angst nicht rauskam.
    »Bitte, Chris, das darfst du jetzt keinem sagen, das ist top secret. Wir haben ein Rettungsboot losgemacht und wir bewegen uns auf Borkum zu. Bald bin ich bei dir. Es kann nicht mehr lange dauern. Ich schätze, in ein, zwei Stunden haben wir es geschafft. Ich werde versuchen, an einer einsamen Stelle am Strand zu landen.«
    »Das ist ja Wahnsinn! Ich freu mich so auf dich! Super! Soll ich dich irgendwo abholen oder kommst du einfach zum Hotel ›Kachelot‹?«
    »Ich glaube, wir müssen vorher noch etwas erledigen. Ich brauche erst einmal dringend einen Arzt für die beiden Kinder. Der Junge, Dennis Rose, hat sich den Fuß gebrochen. Ich vermute, mehrfach. Seine Schwester hat es noch schlimmer getroffen. Ich glaube, sie hat schwere innere Verletzungen. Irgendetwas stimmt mit ihrer Lunge nicht. Ein Mann hat ihr einen Fausthieb verpasst, dass sie gegen die Wand geflogen ist.«
    »Oh mein Gott!«
    »Chris, ich glaube, die müssen

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