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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Augen aufschlug, waren sie trüb und blicklos. Er befand sich im Delirium und wußte allem Anschein nicht, wer sie war.
    Sie brachte ihn dazu, die Pillen einzunehmen, und er schluckte gierig das Wasser hinunter, spülte sie damit hin ab. Als sie den Becher von seinen Lippen nahm, war er bereits wieder eingeschlafen.
    Er stöhnte und murmelte noch eine Weile, und dann fing er, obwohl er heftig schwitzte, zugleich zu frösteln an. Seine Zähne klapperten. Sie wünschte, sie hätten ein paar Dekken. Sie türmte mehr Holz auf das Feuer. In der Höhle war es relativ warm, aber sie dachte, daß es im Augenblick gar nicht warm genug sein konnte.
    Gegen zehn wurde Charlie wieder ruhig. Er hörte auf, den Kopf hin und her zu werfen, hörte auf zu schwitzen, schlief friedlich.
    Wenigstens redete sie sich ein, daß der Schlaf ihn hatte. Aber sie hatte Angst, es könnte das Koma sein.
    Etwas quiekte.
    Christine packte den Revolver und sprang in die Höhe, als wenn das Quieken ein Schrei gewesen wäre.
    Joey und Charlie schliefen ungestört weiter.
    Sie lauschte, und da war das Quieken wieder, diesmal mehr als nur ein kurzes Geräusch, eine Folge quiekender Geräusche, ein schrilles, wenn auch fernes Zirpen.
    Das war kein Geräusch, wie es ein Stein oder Erde oder Wasser erzeugen, kein totes Geräusch. Das war etwas anderes, etwas Lebendiges.
    Sie griff nach der Taschenlampe. Den Revolver vor sich ausgestreckt, das Herz wie wild pochend, bewegte sie sich vorsichtig auf das Geräusch zu. Es schien aus der benachbarten Kaverne zu kommen.
    So leise sie auch waren, führten die schrillen Schreie dennoch dazu, daß sich ihre Nackenhaare sträubten, weil die Laute so unheimlich, so fremdartig waren.
    Am Eingang zur Nachbarhöhle blieb sie stehen, ließ den Lichtbalken der Taschenlampe herumwandern. Sie sah die wächsern aussehenden Stalaktiten und Stalagmiten, die feuchten Felsmauern, aber nichts Ungewöhnliches. Die Ge räusche schienen jetzt aus einer dritten Kaverne oder auch einer vierten zu kommen.
    Als sie den Kopf zur Seite legte und schärfer hinhörte, begriff Christine plötzlich, was sie da hörte. Fledermäuse.
    Sehr viele Fledermäuse, den Schreien nach zu schließen. Sie mußten in einer anderen Kammer nisten, anderswo im Berg, durch eine andere Höhlenmündung ein- und ausfliegen, denn hier gab es keine Spur von ihnen, keine Fle dermauskadaver, keinen Unrat. Es machte ihr nichts aus, daß sie die Höhlen mit ihnen teilen mußte, solange sie sich nur in ihrem eigenen Areal aufhielten.
    Sie kehrte zu Charlie und Joey zurück und setzte sich zwischen sie, legte die Waffe beiseite, schaltete die Taschenlampe aus.
    Dann fragte sie sich, was passieren würde, wenn Spiveys Leute auftauchten, den Eingang zu dieser Höhle blockierten und ihnen keine andere Wahl ließen, als tiefer in den Berg einzudringen, auf der Suche nach einem anderen Weg ins Freie, einer Hintertür in die Sicherheit. Was, wenn sie und Charlie und Joey gezwungen wurden, von Höhle zu Höhle zu fliehen und sie schließlich jene Kaverne passieren mußten, in der die Fledermäuse nis teten? Wahrscheinlich war der Boden dort knietief mit Fledermausscheiße bedeckt, und Hunderte — vielleicht sogar Tausende — der Tiere würden von der Decke hängen, und einige von ihnen, vielleicht sogar alle, hatten Tollwut. Fledermäuse übertrugen Toll wut ...
    Hör auf! befahl sie sich selbst wütend.
    Sie hatte schon genügend Sorgen. Spiveys Irre. Joey.
    Charlies Wunde. Das Wetter. Die lange Reise zurück in die Zivilisation. Da durfte sie jetzt nicht auch noch Fledermäuse auf die Liste setzen. Das war verrückt. Die Wahrscheinlichkeit, daß Spiveys Leute sie fanden und sie je näher an die Fledermäuse heranmußten, betrug eins zu einer Million. Sie versuchte sich zu entspannen.
    Sie legte mehr Holz ins Feuer.
    Das Quieken verstummte.
    Stille zog wieder in den Höhlen ein, wenn man von Joeys gequältem Atem und dem Prasseln des Feuers absah.
    Sie fing an schläfrig zu werden.
    Sie setzte jeden Trick ein, den sie kannte, um wachzublei ben, aber der Schlaf bedrängte sie immer mehr.
    Sie hatte Angst einzuschlafen. Joeys Zustand könnte sich verschlechtern, während sie döste. Oder Charlie würde sie vielleicht brauchen, und sie würde es nicht merken. Außerdem sollte jemand Wache halten.
    Spiveys Leute könnten in der Nacht hereinkommen. Nein. Der Sturm. In solchen Stürmen durften Hexen nicht auf ihren Besen fliegen.
    Sie lächelte bei dem Gedanken daran, wie Charlie

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