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Todesengel (Gesamtausgabe)

Todesengel (Gesamtausgabe)

Titel: Todesengel (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.L. WEEN
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im Freien aufgewacht zu sein. Becker fragte Annette, wie spät es sei, bekam einen Heidenschreck, weil die Lagebesprechung der Sonderkommission in weniger als einer Stunde beginnen sollte und bat seine Älteste, das Frühstück zuzubereiten und Juliane zur Schule zu bringen, was Annette mit einem strahlenden Lächeln und dem zarten Hinweis quittierte, dass sie von ihrem Vater eine erheblich höhere Beteiligung an den Kosten des Laptops erwarte als bisher von ihm zugesagt.
    Diese Aussage ging zwar an der Sache vorbei, weil Becker überhaupt noch nichts versprochen hatte, aber er nickte dennoch als Zeichen des Einverständnisses, weil er in der nächsten Zeit häufig auf den guten Willen der geschäftstüchtigen Tochter angewiesen sein würde. Kurz nach 9 Uhr eröffnete der Hauptkommissar die Sitzung, in der es anfangs um einen beim bizarren Rollenspiel auf ungeklärte Weise zu Tode gekommenen Freier ging, danach um einen Busengrabscher, der seit Beginn des Jahres sein Unwesen trieb und schließlich um die Psychologin vom BKA, auf die es sich einzustimmen galt. Becker spürte, dass einige Kollegen immer noch Vorbehalte gegen die Hinzuziehung der Frau hatten, versuchte im Sinne Frankensteins, die Ressentiments zu entkräften und wunderte sich, dass Mirjam wie schon auf Rügen die meisten Einwände vorbrachte.
    Wieder überlegte er, was die Oberkommissarin dazu bringen mochte, gegen ihre eigenen Überzeugungen zu argumentierten und ihm fielen die aberwitzigsten Beweggründe für ihr Handeln ein, von denen ihm Eifersucht als Motiv am nächsten liegend vorkam. Kurz nach 12 Uhr wollte er die Lagebesprechung für eine Stunde unterbrechen und die anderen fragen, ob sie mit seinem Vorschlag einverstanden seien, als hinter ihm die Tür aufging und die ihm gegenüber sitzenden Beamten plötzlich mit offenem Mund zum Eingang starrten. Becker drehte sich nach anfänglichem Zögern um und hielt im nächsten Augenblick ebenso maulaffenfeil wie seine Kollegen, weil er der Frau, die den Raum betreten hatte, auf ihren Wunsch zeitlebens zu Füßen liegen würde.
    „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er die zierliche Person, als er sich nach einigen Sekunden wieder gefasst hatte und die Fremde nickte huldvoll: „Wenn Sie Hauptkommissar Becker sind, können Sie mir Ihr Team vorstellen!“
    Jetzt war der Beamte völlig perplex, weil er mit allem Möglichen gerechnet hatte, aber nicht damit, dass die Psychologin schon heute ankommen würde. Er brauchte einen Moment, um sich zu sammeln, erhob sich dann und ging freudestrahlend auf Gundas Schulfreundin zu. Mit zitternden Knien reichte er ihr die Hand, hieß sie herzlich willkommen und bot ihr den leeren Stuhl neben sich an, nicht ohne zu erwähnen, dass dieser eigentlich für Frankenstein reserviert sei.
    „Ich weiß, ich weiß!“, behauptete die Psychologin und Becker beeilte sich, der Wiesbadenerin endlich seine Mitstreiter zu präsentieren, sparte dabei nicht mit lobenden Worten für ihre Talente und hob insbesondere Mirjam heraus, die er mit seinem Kompliment ein wenig zu besänftigen hoffte.
    Die Kollegen waren zu Beckers Verwunderung plötzlich wie ausgewechselt, strahlten die Psychologin an, als sei sie eine Heilsbringerin, hingen an ihren Lippen, als sie sich für die freundliche Begrüßung bedankte und staunten genauso wie der Hauptkommissar über die Energie, mit der sie anschließend ihre Wünsche an die Sonderkommission skizzierte. Die Beamten schrieben brav auf, was ihnen die BKA-Spezialistin als Aufgabe mit auf den Weg gab und sogar Mirjam schien ihre feindselige Haltung langsam abzulegen.
    Nach fünfzehn Minuten war schon alles gesagt und Becker schlug der Psychologin als nächsten Termin den kommenden Mittwoch vor. Die Wiesbadenerin schaute kurz in ihr Notizbuch, stimmte dann zu und bat den Hauptkommissar eher beiläufig, ihr bis zur Abreise Frankensteins Dienstzimmer zu überlassen. Becker war über ihre Anmaßung so überrascht, dass er sofort zustimmte und in für ihn ungewohnter Bescheidenheit fragte, ob er sonst noch etwas für sie tun könne.
    „Aber gewiss doch“, flötete sie, „ich würde mich mit Ihnen beim Mittagessen gern über einige Details der Mordserie unterhalten und natürlich auch darüber, was Sie mit mir heute Abend vorhaben! Gunda hat mir wahre Wunderdinge über Sie erzählt…“
    Der Strohwitwer starrte sie an wie ein Fabelwesen, wusste nicht, was er entgegnen sollte und seine Verunsicherung wuchs noch, als Mirjam auf dem Weg nach draußen an ihm

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