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Todesengel (Gesamtausgabe)

Todesengel (Gesamtausgabe)

Titel: Todesengel (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.L. WEEN
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natürlich nicht in der Wohnung versauern! Und weil du, wie ich gehört habe, schon häufiger mit Gästen des LKA ins Berliner Nachtleben eingetaucht bist, dachte ich mir, dass du der ideale Begleiter für sie sein könntest!“
    Becker brauchte einige Zeit, um zu reagieren und fragte dann ungläubig: „Ich soll mit deiner Freundin allein durch die Stadt tingeln? Was soll ich denn meiner Frau erzählen?“ Die Staatsanwältin lachte und meinte dann: „Du kannst sie ja mitnehmen! Deine Kinder kommen doch hoffentlich schon allein zurecht! Ich glaube aber nicht, dass deine Gattin einen Grund zur Eifersucht haben wird…“
    „Bin ich schon so alt, dass sich jüngere Frauen nichts mehr aus mir machen?“, fragte Becker scherzhaft und die Staatsanwältin lächelte süffisant, als sie ihm antwortete: „Keineswegs, deine Affäre mit Mirjam ist der beste Beweis dafür, dass du den jungen Hühnern noch den Kopf verdrehen kannst! Ich wette aber trotzdem mit dir, dass du bei meiner Schulfreundin nicht zum Zuge kommst!“
    „Was macht dich so sicher?“, wollte er von Mohr wissen, doch die hüllte sich in Schweigen und ließ den Hauptkommissar, als sie sich von ihm in Berlin verabschiedete, einigermaßen ratlos zurück.

26.
    Zwei Tage nach seiner Rückkehr von der Ostsee erlitt Beckers Schwiegermutter einen neuen Rückschlag und seine Gattin ließ sich, um vor den Verwandten nicht wie eine Rabentochter dazu stehen, von ihrem Chef beurlauben, packte ihre sieben Sachen und reiste am Sonntag mit der Bahn ins Münsterland, voller Sorge, ihre nach dem zweiten Schlaganfall weitgehend gelähmte Mutter bis zum bitteren Ende pflegen zu müssen. Der Hauptkommissar stand nicht zum ersten Mal vor der Situation, allein mit Kindern, Haus und Garten fertig werden zu müssen, rechnete fest damit, dass Annette ihm wieder zur Hand gehen würde und schmiedete deshalb auf dem Rückweg vom Bahnhof Zoo eifrig Pläne für sein Strohwitwerdasein, während sich die Töchter auf der Rückbank darum zankten, wer von ihnen in Mutters Bett schlafen durfte.
    „Wollt Ihr wohl endlich Ruhe geben!“, brüllte er schließlich und erreichte damit, dass die Gören für eine Weile den Mund hielten und er sich ungestört ausmalen konnte, wie er mit der am Dienstagmorgen im LKA erwarteten Psychologin um die Häuser zog. Nicht, dass er es darauf anlegte, mit ihr anzubändeln, die Affäre mit Mirjam hatte für genug Komplikationen in seiner Ehe gesorgt, aber es reizte ihn ungemein, zu erfahren, wie unnahbar die Profilerin wirklich war. Er überlegte hin und her, welche Nachtfalterrouten für Mohrs Schulfreundin geeignet sein könnten, wählte schließlich für den ersten Abend die Gegend um den Kollwitzplatz aus, für den zweiten den Berliner Westen zwischen Kurfürstendamm und Savignyplatz und für den dritten das Eldorado der Berliner Schwulen rund um den Nollendorfplatz. Als er dann zuhause ankam, hatte er das Sightseeingprogramm weitgehend im Kopf und wenn es ihm jetzt noch gelang, Plätze in seinen Lieblingsrestaurants zu reservieren, waren die Vorbereitungen für die Abende mit der Wiesbadenerin so gut wie abgeschlossen.
    „Papa, spielst du mit uns Fußball?“, krähte Juliane, als sie von der Toilette zurückkam und auch Annette bedrängte ihn, sodass ihm nichts andere übrig blieb, als die Anrufe in den Lokalen fürs erste zurückzustellen und auch auf die Siesta zu verzichten, die er im Liegestuhl mit der Lektüre des Groschenromans Der Zombie von Berlin verbringen wollte.
    „Papa, du bist der Goalkeeper!“, schrie die über ihre Englischkenntnisse stolze Juliane mit vor Begeisterung glühenden Wangen und Becker nickte ergeben, schlurfte in den Garten hinaus und stellte sich zwischen zwei Apfelbäume, die beim Kicken mit den Töchtern üblicherweise die Pfosten des imaginären Tores markierten. In der nächsten Stunde hechtete er von einer Ecke in die andere, fischte sogar einige unhaltbar erscheinende Bälle heraus, doch dann machte sich wieder sein rechtes Knie bemerkbar, das längst hätte operiert werden müssen und ihm fiel siedend heiß ein, dass er noch Frankenstein anrufen und ihm für seine Operation Glück wünschen wollte.
    „Konzentrier dich, Papa!“, rief ihm Annette zu, als sie den Ball zwischen seine Beine hindurch ins Tor befördert hatte, worauf er sein ganzes schauspielerisches Talent in die Waagschale warf, mit schmerzverzerrtem Gesicht auf sein Knie deutete, um eine Auszeit bat und mühsamer, als es nötig gewesen wäre, ins

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