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Todesengel (Gesamtausgabe)

Todesengel (Gesamtausgabe)

Titel: Todesengel (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.L. WEEN
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Jäger die Hurenrolle abnehmen würden, hatten dann lange geübt und sogar den Prostituierten in der Oranienburger Straße bei ihrem Treiben zugeschaut und jetzt warteten sie in glitzernden Hotpants, Plateauschuhen mit irrwitzig hohen Absätzen und durchsichtigen Blusen auf die Männer, die sich nach den Informationen ihrer Auftraggeberin heute Mittag wieder auf die Pirsch begeben würden.
    Sie waren nach einer Stunde vergeblichen Ausharrens kurz davor, zu resignieren und die Aktion ergebnislos abzubrechen, als endlich der Geländewagen am Horizont auftauchte, Antje verabredungsgemäß in die Hocke ging und sich ihr mit einem Feldstein aufgeschlagenes Knie hielt, während Fatima sich mitten auf die vor Hitze glühende Straße stellte und wie eine Verrückte winkte. Einen Augenblick sah es so aus, als ob der Jeep trotzdem an ihnen vorbeirasen würde, doch dann wurde er vom Fahrer doch noch abgebremst und kam mit quietschenden Reifen neben der Deutsch-Türkin zu stehen.
    „Was habt Ihr denn hier verloren?“, wollte der Beifahrer wissen und die Orientalin lächelte so bezaubernd, wie nur eine Prinzessin aus tausendundeiner Nacht es vermag, verließ sich im Übrigen auf die Wirkung ihres Parfüms und hauchte:
    „Wir haben uns verirrt und außerdem ist meine Freundin hingefallen! Sehen Sie nur, wie sie blutet!“ Die Insassen musterten die Frauen jetzt mit unverhohlener Neugier, dachten wohl, dass ein wenig Abwechslung in der Einsamkeit des Waldes nicht schaden könne und luden sie ein, sie zur Jagdhütte zu begleiten. Fatima und Antje sahen sich kurz an und nickten zustimmend, krabbelten, als der Beifahrer ihnen Platz gemacht hatte, kichernd in den Fond des Wagens und sparten unterwegs nicht mit Komplimenten für den herben Charme ihrer Freier.
    Am Ziel angekommen, verarztete der Bürgermeister von Neuwiese Antjes verletztes Knie, während sein Freund eine Flasche Sekt und Gläser herbeiholte und bald stießen die Jäger mit den Frauen auf ihr Wohl an. Fatima schlug den Männern vor, das Geschehen ins Freie zu verlagern, beschrieb das Arrangement, das ihr vorschwebte, so bildhaft, dass die Freier am liebsten gleich zur Tat geschritten wären und so es dauerte nicht lange, bis sich die vier über die Höhe des Liebeslohns geeinigt hatten.
    Draußen vor der Jagdhütte suchten sie in den folgenden Minuten ein für ihre Zwecke geeignetes Plätzchen, fanden schließlich eine Stelle mit viel Moos und dann begannen die vermeintlichen Huren, ihre Begleiter zu entkleiden, baten sie, als sie entblößt vor ihnen standen, sich auf den Rücken zu legen und verbanden ihnen zum Abschluss die Augen mit duftenden Seidentüchern.
    Beim Vorspiel, das sie den Jägern vorher besonders ans Herz gelegt hatten, achteten die Frauen darauf, dass sie die Männer nur mit ihren Lackhandschuhen berührten, spielten lange an den Brustwarzen der Freier herum und näherten sich gerade den primären Geschlechtsorganen, als Fatima plötzlich aufschreckte, vor einem nahenden Hornissenschwarm warnte und dann wild um sich schlug, ohne verhindern zu können, dass die Neuwiesener Honoratioren Sekunden später vor Schmerz schreien und sich die Einstichstellen an Brust und Hals hielten.
    Antje brüllte noch: „Au! Tut das weh!“, schlug mit der flachen Hand nach den vermeintlichen Plagegeistern und nahm dann zusammen mit ihrer Freundin reiß aus. Auf der Flucht durch den Kiefernwald drehten sich die Frauen immer wieder um, weil sie sich vergewissern wollten, dass die Kerle ihnen nicht folgten, aber von denen war weit und breit nichts zu sehen und so blieben sie nach einigen hundert Metern erschöpft stehen, versteckten sich eine Weile hinter dicken Baumstämmen und machten sich dann auf den Rückweg.
    Trotz der Gewissheit, ihre Opfer hinreichend betäubt zu haben, blieben sie weiter vorsichtig, doch war ihnen, als sie die Kerle in der Nähe der Jagdhütte wieder sahen, sofort klar, dass von ihnen keine Gefahr mehr ausging...

31.
    Zwei Tage vergingen, ohne dass die Jäger von ihrer Hütte zurückkehrten und langsam begannen sich die Bürger von Neuwiese um sie zu sorgen. Alle wussten, wem sie den bescheidenen Wohlstand in der Gemeinde zu verdanken hatten und die Vorstellung, künftig ohne Stockmann und Kohn auskommen zu müssen, bereitete nicht nur den Mitarbeitern im Rathaus und den Beschäftigten der Planungs- und Sanierungsgesellschaft mbH Kopfschmerzen.
    Letztlich war es aber erst Renate, Kohns zweite Ehefrau, die mit ihrer Vermisstenanzeige die

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