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Todesengel

Todesengel

Titel: Todesengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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sterbenden Patienten ein irrsinnig teures, biotechnologisch hergestelltes Medikament verordnet haben. Von einer heroischen Tat kann man da wohl nicht gerade reden! Der Mann lag im Sterben. Das bestätigen auch die anderen Ärzte. Er litt seit Jahren an Leukämie. Verstehen Sie, was ich meine? Was Sie da getan haben, war die übelste Verschwendung von Geld und Ressourcen.«
    Kelley war jetzt so richtig zu seiner Hochform aufgelaufen. Sein Gesicht war knallrot. Doch dann hielt er auf einmal inne und seufzte. Bevor er weiterredete, schüttelte er den Kopf, als ob er nicht recht wisse, was er als nächstes tun solle. »Helen Beaton hat sich auch darüber beschwert, daß Sie eine Autopsie beantragt haben«, sagte er mit müder Stimme. »Dabei habe ich Ihnen doch gerade erst mitgeteilt, daß Autopsien in dem Vertrag zwischen der CMV und dem Krankenhaus Bartlet nicht vorgesehen sind. Sie müssen einfach vernünftig werden, David! Und Sie müssen mir schon ein wenig entgegenkommen, oder…« Kelley hörte plötzlich auf zu reden und ließ den Satz unbeendet in der Luft hängen.
    »Oder was?« fragte David. Er wußte genau, was Kelley meinte, aber er wollte, daß er seine Drohung offen aussprach.
    »Ich mag Sie wirklich sehr, David«, erwiderte Kelley. »Aber ich brauche Ihre Hilfe. Auch ich habe meine Vorgesetzten, denen gegenüber ich Rechenschaft ablegen muß. Ich hoffe, Sie haben mich verstanden.« Als David in seine Praxis zurückging, fühlte er sich deprimierter denn je. Einerseits irritierte es ihn, daß Kelley sich dermaßen in seine Angelegenheiten einmischte, andererseits war ihm aber auch klar, daß der CMV-Mann nicht ganz unrecht hatte. Natürlich sollten finanzielle Mittel und Ressourcen sinnvoll eingesetzt und nicht für Patienten verschwendet werden, für die es sowieso keine Rettung mehr gab. Aber war das bei Tarlow tatsächlich der Fall gewesen?
    Als David die Eingangstür zu seiner Praxis öffnete, war er völlig verwirrt und niedergeschlagen. Er stand vor einem Wartezimmer voller unzufriedener Patienten, die wütend auf ihre Uhren schauten und genervt Zeitschriften durchblätterten.
     
    Das Abendessen verlief in einer gespannten Atmosphäre. Niemand sagte ein Wort, jeder war mit sich selbst beschäftigt. Es war beinahe so, als wäre nicht nur das gute Wetter verschwunden, sondern als hätte sie auch das Glück verlassen.
    Selbst Nikki hatte einen schlechten Tag gehabt, denn sie hatte sich über Mr. Hart, ihren neuen Lehrer, ärgern müssen. Die anderen Kinder hatten ihm bereits den Spitznamen Mr. Hate verpaßt. Als David und Angela an diesem Abend nach Hause gekommen waren, hatte Nikki ihnen sofort berichtet, daß der neue Lehrer ein strenger, alter Knochen sei. Angela rügte ihre Tochter wegen ihrer Wortwahl, doch Nikki erwiderte nur achselzuckend, daß diese Worte von Arni stammten.
    Am meisten ärgerte sich Nikki darüber, daß der neue Lehrer sie nicht selbst hatte entscheiden lassen, wie viele atemtherapeutische Übungen sie für angemessen hielt. Außerdem hatte Mr. Hart ihr verboten, ihre Klopf-Drainage-Übungen durchzuführen. Da die beiden keine vernünftige Unterhaltung zustande gebracht hatten, waren sie dann so heftig aneinandergeraten, daß Nikki immer noch beleidigt war.
    Nach dem Abendessen bemühte sich David, die Stimmung im Haus etwas aufzubessern; er zündete ein gemütliches Kaminfeuer an und sprach voller Begeisterung davon, was sie im kommenden Winter alles machen würden. Sie würden oft Ski und Schlittschuh laufen, sie würden Schlitten fahren und Schneeballschlachten machen. Als er Angela und Nikki gerade ein bißchen in Stimmung gebracht hatte, wurde die Wand im Wohnzimmer plötzlich von einem grellen Scheinwerferlicht gestreift. David ging zum Fenster.
    »Da draußen steht ein Polizeiwagen«, sagte er. »Was wollen die denn um diese Zeit von uns?«
    »Ach, das habe ich total vergessen«, erwiderte Angela und stand auf. »Als ich heute morgen mit den Leuten von der Spurensicherung gesprochen habe, wollten sie wissen, ob sie noch einmal bei Dunkelheit zurückkommen dürften, um unser Haus nach verborgenen Blutflecken abzusuchen.«
    »Blutflecken? Hodges ist doch schon vor acht Monaten ermordet worden.«
    »Sie meinten, daß es trotzdem einen Versuch wert sei«, erwiderte Angela.
    Da die Experten von der Spurensicherung ihre Arbeit schnell erledigen und nach Hause fahren wollten, gingen David und Angela ihnen aus dem Weg. Quillan und seine Leute begannen in dem Vorraum neben der

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