Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesengel

Todesengel

Titel: Todesengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
und setzte sich neben seine Tochter auf einen Eßzimmerstuhl. Bereitwillig erzählte ihm Nikki, was in der Schule passiert war. Währenddessen deckte Angela den Tisch und bemühte sich dabei, die Teller geschickt um Nikkis Bücher herum zu plazieren.
    »Bist du immer noch der Meinung, daß es eine gute Idee war, Nikki auf eine staatliche Schule zu schicken, wenn du diese Geschichte über Gewehre und Drogen hörst, mit denen schon Sechstklässler hantieren?« fragte Angela. »Die staatlichen Schulen müssen unterstützt werden«, erwiderte David. »Schließlich bin ich auch auf einer staatlichen Schule gewesen.«
    »Die Zeiten haben sich nun mal geändert«, sagte Angela. »Wenn Leute wie wir ihre Kinder nicht mehr dorthin schicken«, erklärte David, »dann hat das öffentliche Schulwesen überhaupt keine Chance mehr.«
    »Mir ist die Sicherheit meiner Tochter wichtiger als irgendwelche Ideale«, fauchte Angela. Als das Essen fertig war, stopften sie schweigend ihre Salate und Spaghetti marinara in sich hinein; die Stimmung war gereizt. Nach dem Essen legte Nikki ihr Buch wieder auf den Tisch und beachtete ihre Eltern nicht mehr. Angela seufzte ein paarmal laut und strich sich nervös mit den Fingern durchs Haar. Sie war kurz davor, in Tränen auszubrechen. David kochte innerlich. Nachdem er in den vergangenen sechsunddreißig Stunden hart gearbeitet hatte, war er der Meinung, daß ihm jetzt eigentlich eine bessere Behandlung zustand.
    Plötzlich schob Angela mit lautem Quietschen ihren Stuhl zurück; dann nahm sie ihr Gedeck und warf es in die Spüle. Krachend zerbrachen ein Teller und ein Schälchen. David und Nikki fuhren zusammen. »Angela«, sagte David und bemühte sich, seine Stimme unter Kontrolle zu halten. »Reg dich doch nicht so auf! Wir können ja nochmal darüber reden, wer Nikki abholt. Vielleicht gibt es doch eine andere Lösung.« Angela drehte sich langsam um und fixierte David. »Weißt du«, begann sie, »unser eigentliches Problem besteht darin, daß wir uns die ganze Zeit um die Entscheidung herumdrücken, was wir am ersten Juli tun werden.«
    »Ich glaube kaum, daß dies jetzt ein günstiger Zeitpunkt ist, darüber zu diskutieren, wie wir den Rest unseres Lebens verbringen wollen«, erwiderte David. »Dazu sind wir zu erschöpft.«
    »Das ist doch Quatsch!« fauchte Angela aufgebracht und setzte sich wieder an den Tisch. »Für dich ist der Zeitpunkt nie richtig. Das Problem ist aber, daß uns die Zeit davonläuft. Indem wir keine Entscheidung treffen, entscheiden wir uns in Wahrheit ja doch in gewisser Weise. Bis zum ersten Juli sind es nur noch eineinhalb Monate!«
    »Ist ja schon gut«, erwiderte David resigniert. »Ich hole meinen Terminkalender.« Angela hielt ihn zurück, als er aufstehen wollte.
    »Deine Termine müssen wir dafür gar nicht wissen«, stellte sie fest. »Wir können zwischen drei Alternativen wählen. Wir wollten noch die Antwort aus New York abwarten, und die haben wir vor drei Tagen bekommen. Kurz zusammengefaßt haben wir jetzt also die folgenden Alternativen: Entweder wir gehen nach New York, ich mit einem Stipendium für eine Weiterbildung in der Gerichtsmedizin und du in der Pneumologie; oder wir bleiben in Boston, wo ich in der gerichtsmedizinischen Abteilung bleibe und du die Havard School of Public Health besuchst; oder aber wir ziehen nach Bartlet und wagen den Start ins richtige Berufsleben.«
    David versuchte nachzudenken, wobei er seine Zunge im Mund hin und her wandern ließ. Er war vor lauter Müdigkeit ganz benommen. Außerdem wollte er unbedingt seinen Terminkalender haben, doch Angela hielt ihn immer noch fest.
    »Es ist mir etwas unheimlich, die akademische Laufbahn zu verlassen«, sagte David schließlich. »Das geht mir genauso«, gab Angela zu. »Wir haben jetzt schon so lange, studiert und geforscht, daß man sich ein anderes Leben kaum mehr vorstellen kann.«
    »In den vergangenen vier Jahren haben wir allerdings verdammt wenig Freizeit gehabt«, bemerkte David. »Und irgendwann sollten wir vielleicht auch mal einen höheren Lebensstandard ansteuern«, fügte Angela hinzu. »Wenn wir in Boston bleiben, müssen wir wahrscheinlich weiter in diesem winzigen Apartment leben. Für eine andere Wohnung ist unser Schuldenberg einfach zu groß.«
    »Aber wenn wir nach New York gingen, würden wir wohl genauso wohnen wie hier«, sagte David. »Es sei denn, wir würden eine Unterstützung von meinen Eltern akzeptieren«, erwiderte Angela. »Aber wir haben

Weitere Kostenlose Bücher