Todesengel
Unternehmens in der Stadt.
Helen Beaton und Barton Sherwood kamen gleichzeitig an. »Es tut mir leid, daß wir zu spät sind«, sagte Sherwood, während er höflich einen Stuhl für Helen zurechtrückte.
Beaton und Sherwood bekamen umgehend ihre Getränke, und die drei bestellten ihr Essen. Als der Kellner serviert hatte, übernahm Helen das Wort: »Es gibt ein paar gute Neuigkeiten. Ich habe mich heute morgen mit Charles Kelley von der CMV-Versicherung getroffen. Er hat nichts dagegen, daß wir für die CMV-Ärzte ein Bonus-Punkte-System ins Leben rufen. Das einzige, was ihn interessiert, ist, ob der Versicherung dadurch zusätzliche Kosten entstehen, und das ist ja nicht der Fall. Er hat mir versprochen, unseren Vorschlag den Verantwortlichen zu unterbreiten; ich gehe davon aus, daß wir damit keine weiteren Probleme mehr haben.«
»Wunderbar«, sagte Traynor.
»Am Montag wollen wir uns noch einmal treffen«, ergänzte Beaton. »Und ich fände es gut, wenn Sie beide sich die Zeit nähmen, um bei dem Gespräch dabeizusein.«
»Ich komme auf jeden Fall«, sagte Traynor. »Als erstes müssen wir jetzt also das Startkapital aufbringen«, fuhr Beaton fort. »Aus diesem Grund habe ich mich mit Barton zusammengesetzt, und ich glaube, daß auch dieses Problem bereits gelöst ist.« Beaton klopfte Sherwood anerkennend auf die Schultern. Sherwood lehnte sich nach vorne und sagte leise: »Vielleicht erinnern Sie sich noch an den kleinen Geheimfonds, den wir damals mit den Schmiergeldern eingerichtet haben, die wir für den Bau des Strahlentherapie-Komplexes bekommen haben. Ich habe das Geld auf den Bahamas angelegt. Man könnte diese Anlage nun in kleinen Teilbeträgen - je nach Bedarf - zurücküberweisen lassen. Außerdem könnten wir aus dem Fonds Urlaubsaufenthalte auf den Bahamas finanzieren. Das wäre eigentlich die einfachste Möglichkeit. Sogar die Flugtickets könnten wir auf den Bahamas bezahlen.«
Eine Kellnerin brachte das Essen. Niemand sagte ein Wort, bis sie sich wieder entfernt hatte.
»Wir haben uns überlegt, daß der Hauptgewinn unseres neuen Prämiensystems eine Reise auf die Bahamas sein könnte«, erklärte Beaton. »Wir würden damit denjenigen Arzt belohnen, der jährlich prozentual die wenigsten Patienten eingewiesen hat.«
»Das klingt ja geradezu genial«, sagte Traynor. »Je mehr ich von dieser Idee höre, desto hervorragender erscheint sie mir.«
»Am besten führen wir das System so schnell wie möglich ein«, fuhr Beaton fort. »Denn im Moment sieht es ganz danach aus, als würden die Zahlen für den Mai noch schlechter ausfallen als im April. Die Anzahl der stationären Patienten ist weiter gestiegen, und das bedeutet, daß unsere Verluste weiter wachsen werden.«
»Ich hab’ auch noch eine gute Nachricht«, sagte Sherwood. »Der Anleihetilgungsfonds des Krankenhauses ist wieder auf dem gewünschten Stand. Das haben wir der Geldspritze aus dem Vermächtnis von William Shapiro zu verdanken. Ich habe natürlich dafür gesorgt, daß von den Anleiheprüfern keiner jemals dahinterkommen kann, woher wir das Geld haben.«
»Eine Horrormeldung nach der anderen«, stöhnte Traynor. Er wollte die Lösung dieses Problems auf keinen Fall Sherwood als Verdienst anrechnen, denn dieser hatte es ja schließlich verursacht.
»Soll ich mich jetzt um die Auflage einer neuen Anleihe für das Parkhaus kümmern?« fragte Sherwood. »Nein«, erwiderte Traynor. »Die Sache ist erst mal auf Eis gelegt. Der Stadtrat will später noch einmal über das Parkhaus abstimmen. Und ohne diese Genehmigung können wir nicht mit dem Bau beginnen.« Traynor nahm den Nachbartisch ins Visier; aus seinem Blick sprach blanke Verachtung. »Unser Stadtratsvorsitzender Jeb Wiggins ist der Meinung, daß die ganze Touristensaison vermasselt werden könnte, wenn wir im Sommer mit dem Bau beginnen.«
»Das ist aber bedauerlich«, sagte Sherwood. »Ich habe aber auch eine gute Nachricht«, verkündete Traynor stolz. »Ich habe heute morgen erfahren, daß der Antrag der CMV, in Bartlet eine Abteilung für Herzchirurgie einzurichten, für dieses Jahr abgelehnt worden ist. Finden wir das nicht schade?«
»Was für eine Tragödie«, brachte Beaton lachend hervor. »Gott sei Dank!«
Nachdem die Kellnerin den Kaffee serviert hatte, erzählte Traynor Helen Beaton von Tom Baringers Anruf. »Ich habe schon mitbekommen, daß Mr. Baringer eingewiesen wurde«, sagte Beaton. »Vor ein paar Monaten habe ich eine Computerdatei mit den Namen
Weitere Kostenlose Bücher