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Todesengel

Todesengel

Titel: Todesengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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das Problem lag: Es waren einfach zu viele Kinder, die von zu wenig Personal betreut wurden; ständig kamen neue Lehrer hinzu, und die alten gingen weg. Alle paar Monate mußte Angela in der Schule anrufen und die neuen Lehrer darauf hinweisen, daß die Atemtherapie für Nikki lebensnotwendig war. Während Nikki im Auto wartete, parkte Angela den Wagen in zweiter Reihe und huschte schnell in ein Lebensmittelgeschäft, um noch ein paar Sachen für das Abendessen einzukaufen. Als sie zurückkam, klebte ein Strafzettel an der Windschutzscheibe.
    »Ich hab’ der Politesse gesagt, daß du sofort zurückkommst«, sagte Nikki, »aber sie hat einfach nur ›ihr Pech‹ geraunzt und den Strafzettel ausgefüllt.« Angela fluchte leise vor sich hin.
    In der nächsten halben Stunde kreuzten sie durchs Viertel auf der Suche nach einem Parkplatz. Angela wollte schon aufgeben, doch dann fanden sie endlich einen. Nachdem sie die Lebensmittel im Kühlschrank verstaut hatte, half Angela ihrer Tochter bei der Atemgymnastik. Normalerweise mußten sie die Klopfmassage und die Atemtherapie nur morgens durchführen. An manchen Tagen allerdings, zum Beispiel bei starker Luftverschmutzung, mußten sie die Übungen häufiger machen.
    Sie begannen meistens damit, daß Angela ihre Tochter mit einem Stethoskop abhorchte; dann wußte sie, ob Nikki ein Bronchialmedikament benötigte. Danach benutzten sie eine Art Sitzkissen, das sie auf einem Flohmarkt erworben hatten. Nikki mußte sich in neun verschiedenen Positionen auf den mit Bohnen gefüllten Sack setzen oder legen; so ließ sich die Schwerkraft optimal für die Drainage der verschiedenen Lungenabschnitte ausnutzen. Während Nikki in einer bestimmten Stellung ausharrte, klopfte Angela mit der hohlen Hand die jeweiligen Bereiche ab. Die Behandlung jedes einzelnen Lungenabschnitts dauerte zwei oder drei Minuten, der gesamte Vorgang zog sich über zwanzig Minuten hin.
    Als sie die Physiotherapie beendet hatten, machte Nikki ihre Hausaufgaben, während Angela in der winzigen Küche, die eigentlich eher einer Kombüse glich, das Abendessen vorbereitete. Eine halbe Stunde später kam David nach Hause. Er war total erschöpft, denn er hatte in der Nacht zuvor eine ganze Reihe von Kranken versorgen müssen und deshalb keine Auge zugetan. »Was für eine Nacht!« sagte er. Er versuchte, Nikki einen Kuß auf die Wange zu drücken, doch sie wich zurück und konzentrierte sich weiter auf ihr Buch. Für ihre Hausaufgaben benutzte sie den Eßzimmertisch, denn ihr eigenes Zimmer war so klein, daß man keinen Tisch hineinstellen konnte.
    Er begrüßte Angela, öffnete umständlich den Kühlschrank - was fast unmöglich war, wenn man sich zu zweit in der winzigen Küche befand - und holte sich ein Bier heraus.
    »Heute hat uns die Notaufnahme zwei AIDS-Patienten zugewiesen, die von so ziemlich jeder bekannten Krankheit befallen sind«, sagte er. »Und dann hatten wir auch noch zwei Herzstillstände. Das Bereitschaftszimmer habe ich nicht ein einziges Mal von innen gesehen, und an ein Stündchen Schlaf war schon gar nicht zu denken.«
    »Falls du jemanden suchst, bei dem du dich ausheulen kannst, bist du bei mir an der falschen Adresse«, sagte Angela, während sie eine Soße zum Kochen brachte. »Außerdem stehst du mir im Weg.«
    »Du hast ja eine großartige Laune heute«, erwiderte David. Er verließ die winzige Küche und nahm auf einem Hocker vor der Küchentheke Platz, welche die kleine Kochnische vom Wohn- und Eßbereich trennte. »Mein Tag war mindestens so anstrengend wie deiner«, sagte Angela. »Ich mußte sogar Arbeit liegenlassen, um Nikki rechtzeitig von der Schule abzuholen. Es ist einfach ungerecht, daß das jeden Tag an mir hängenbleibt.«
    »Ist das der Grund, weshalb du so hysterisch bist?« fragte David. »Daß du Nikki abholen mußt? Ich dachte, dieses Thema hätten wir lang und breit besprochen und ein für allemal abgehakt. Schließlich hast du selbst angeboten, Nikki abzuholen, weil du einen viel geregelteren Dienstplan hast als ich.«
    »Könnt ihr euch nicht mal leiser streiten?« rief Nikki. »Ich versuche nämlich zu lesen.«
    »Ich bin überhaupt nicht hysterisch«, raunzte Angela zurück. »Ich bin einfach nur genervt. Und ich will nicht anderen Kollegen meine Arbeit aufhängen. Zur Krönung des Tages hat mir Nikki dann auch noch ein paar beunruhigende Dinge erzählt.«
    »Was denn?« fragte David. »Frag sie doch selbst«, erwiderte Angela. David glitt von seinem Barhocker

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