Todesengel
erstickten. Carleton beachtete die beiden nicht und stellte sich wieder hinter seine Theke, um Barton Sherwood zu bedienen, der neue Getränke bestellen wollte.
»Dr. Cantor hat recht«, sagte Sherwood so laut, daß jeder im Raum ihn verstehen konnte. »Wenn Hodges und Robertson noch mal aufeinander losgehen, dann lassen Sie die beiden doch.«
»Jetzt auch noch Sie«, seufzte Carleton, während er mit flinken Händen die Drinks für Sherwood mixte.
»Ich werde Ihnen mal etwas über Dr. Hodges erzählen«, fuhr Sherwood fort und sprach immer noch so laut, daß ihn jeder hören konnte. »Er ist nämlich alles andere als ein netter Nachbar. Durch ein dummes Versehen, das schon lange zurückliegt, gehört ihm heute ein kleines Stückchen Land, das zufällig mitten zwischen meinen beiden Grundstücken liegt. Und was tut Hodges? Er errichtet einen gigantischen Zaun.«
»Natürlich hab’ ich das Grundstück eingezäunt!« rief Hodges dazwischen; er konnte seinen Mund einfach nicht mehr halten. »Das war ja schließlich die einzige Möglichkeit, mit der ich Ihre verdammten Gäule davon abhalten konnte, mein ganzes Grundstück mit Pferdeäpfeln zu übersäen.«
»Und warum wollen Sie mir das Stück Land dann nicht verkaufen?« insistierte Sherwood und drehte sich zu Hodges um. »Für Sie ist es doch völlig nutzlos.«
»Ich kann es nicht verkaufen, weil es auf den Namen meiner Frau eingetragen ist«, antwortete Hodges. »Unsinn«, sagte Sherwood, »daß das Haus und das Grundstück auf den Namen Ihrer Frau eingetragen sind, hat doch ganz eindeutige Gründe. So wollten Sie sich schützen, falls man bei einem etwaigen Kunstfehler-Prozeß auf Ihr Eigentum zurückgreifen würde. Das haben Sie mir doch selbst erzählt.«
»Dann sollten Sie jetzt vielleicht die Wahrheit erfahren«, sagte Hodges. »Damals wollte ich nämlich diplomatisch sein. Ich verkaufe Ihnen das Stück Land nicht, weil ich Sie nicht ausstehen kann. Ist das für Ihr erbsengroßes Gehirn leichter zu erfassen?«
Sherwood drehte sich um und wandte sich an die übrigen Kneipengäste: »Sie haben es alle gehört. Dr. Hodges gibt zu, daß er mir sein Land aus purer Boshaftigkeit nicht verkaufen will. Nicht gerade eine christliche Haltung - aber bei ihm wundert einen das natürlich nicht.«
»Halten Sie bloß die Klappe«, giftete Hodges zurück. »Aus dem Munde eines Bankdirektors klingt es ganz besonders scheinheilig, wenn ausgerechnet er bei anderen Menschen die christliche Moral in Frage stellt. Immerhin haben Sie haufenweise Zwangsvollstreckungen auf dem Gewissen! Ganze Familien haben Sie aus ihren Häusern hinausgeworfen.«
»Das ist etwas völlig anderes«, sagte Sherwood. »Ich erledige schließlich nur meinen Job. Und außerdem muß ich auch an meine Geldanleger denken!«
»Blödsinn!« entgegnete Hodges mit einer abweisenden Handbewegung.
Ein plötzliches Gedränge an der Tür lenkte Hodges von Sherwood ab. Er drehte sich um und sah, wie Traynor und die übrigen Teilnehmer der Krankenhausversammlung in die Kneipe kamen. Traynors Gesichtsausdruck war deutlich abzulesen, daß er nicht gerade begeistert war, Hodges hier zu sehen. Hodges kümmerte sich nicht darum und wandte sich wieder seinem Drink zu. Doch er konnte die Tatsache, daß zufällig alle wichtigen Krankenhausoberen anwesend waren, nämlich Traynor, Sherwood und Cantor, nicht ignorieren.
Hodges schnappte sich seinen Whiskey, ließ sich von seinem Hocker gleiten und folgte Traynor, der gerade auf den Tisch von Sherwood und Ned Banks zusteuerte. Er klopfte Traynor auf die Schulter.
»Wie wär’s, wenn wir jetzt darüber reden würden?« schlug Hodges ihm vor. »Da wir doch schon mal alle hier sind.«
»Verdammt nochmal, Hodges!« platzte Traynor heraus. »Wie oft muß ich es Ihnen denn noch sagen? Ich will jetzt nicht mit Ihnen reden. Wir reden morgen miteinander!«
»Was will er denn von uns?« fragte Sherwood nun. »Er will uns irgendwas über seine ehemaligen Patienten erzählen«, erklärte Traynor. »Ich hab’ ihm gesagt, daß wir uns morgen zum Mittagessen treffen können.«
»Was ist denn hier los?« fragte Dr. Cantor und mischte sich in den Streit ein. Er hatte Blut gerochen und fühlte sich nun zu dem Tisch hingezogen wie ein Hai, der Beute wittert.
»Dr. Hodges meint, daß es an der Leitung des Krankenhauses etwas auszusetzen gibt«, sagte Traynor. »Morgen werden wir Genaueres von ihm erfahren.«
»Sicher müssen wir uns dann wieder die alte Leier anhören«, rief
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