Todesengel
Sherwood dazwischen. »Keine spezielle VIP-Behandlung für seine ehemaligen Patienten und so weiter.«
»Dabei sollte er froh sein!« sagte Cantor und schnitt Hodges, der gerade antworten wollte, das Wort ab. »Wir reißen uns ein Bein aus für das Krankenhaus und sorgen dafür, daß alles reibungslos läuft. Und was ist der Dank dafür? Nichts als Kritik.«
»Zum Teufel mit Ihnen! Von wegen Dank!« brauste Hodges auf. »Ich laß mich doch nicht für dumm verkaufen. Ich weiß ganz genau, daß keiner von Ihnen aus Nächstenliebe im Krankenhaus arbeitet. Sie, Traynor, mißbrauchen Ihre Stellung, um Ihre neuerdings zutage getretenen Machtgelüste so richtig auszukosten. Und Ihr Interesse an unserem Krankenhaus, Sherwood, ist noch viel banaler. Sie denken ausschließlich ans Geld, denn immerhin ist die Klinik ja der größte Kunde Ihrer Bank. Und bei Ihnen, Cantor, ist der Fall noch einfacher gelagert. Sie denken doch nur an das Radiologie-Institut und an Ihre geschäftlichen Interessen in diesem Joint-venture-Unternehmen. Die Zustimmung dafür habe ich Ihnen damals gegeben, als ich für einen Moment etwas geistesabwesend war. Von allen Entscheidungen, die ich als Leiter der Krankenhausverwaltung getroffen haben, war dies diejenige, die ich am meisten bereue.«
»Damals haben Sie aber noch ganz anders darüber gedacht«, erwiderte Dr. Cantor.
»Aber nur, weil ich damals noch geglaubt habe, daß dies der einzige Weg sei, die krankenhauseigene Anlage für Computertomographie auf einen neueren Stand zu bringen«, erwiderte Hodges. »Ich wußte ja nicht, daß sich das Gerät in weniger als einem Jahr amortisieren würde. Immerhin habe ich dadurch begriffen, daß Sie und Ihr sauberer Kollege das Krankenhaus bestohlen haben. Denn die Einnahmen aus dem Radiologie-Institut hätten eigentlich dem Krankenhaus zugestanden.«
»Ich habe keine Lust, diese alte Geschichte wieder aufzuwärmen«, sagte Cantor.
»Ich auch nicht«, pflichtete Hodges ihm bei. »Aber ich will damit klarstellen, daß Sie alle nicht im geringsten an das Wohl der Menschen denken. Was Sie an der Arbeit in der Klinik interessiert, sind die finanziellen Gewinne, die Sie dort erzielen können. Das Wohl Ihrer Patienten oder das Wohl der Gemeinschaft interessiert Sie einen feuchten Kehricht!«
»Mit Ihnen kann man einfach nicht reden«, fuhr Traynor dazwischen. »Sie haben das Krankenhaus geleitet, als wären Sie persönlich der Lehnsherr und die anderen Ihre Vasallen gewesen. Aber jetzt erzählen Sie uns doch lieber mal, wer sich in den vergangenen Jahren um Ihr eigenes Haus gekümmert hat!«
»Was wollen Sie damit sagen?« stammelte Hodges; seine Blicke schossen blitzschnell zwischen den Männern hin und her, die vor ihm standen.
»Die Frage ist doch nicht so schwer zu verstehen«, sagte Traynor. Seine Wut auf Hodges wurde immer größer. Er hatte ihn ins offene Messer laufen lassen, und jetzt wollte er seine Attacke auch zu Ende bringen. »Ich weiß nicht, warum Sie jetzt mein Haus ins Spiel bringen«, brachte Hodges hervor.
Traynor stellte sich auf die Zehenspitzen, damit er den Raum besser überblicken konnte. »Wo ist van Slyke?« fragte er. »Er muß hier irgendwo sein.«
»Der sitzt am Kamin«, sagte Sherwood und zeigte auf van Slyke. Sherwood mußte sich stark zusammenreißen, um ein zufriedenes Grinsen zu unterdrücken. Die Sache mit Hodges’ Haus hatte ihn schon länger gewurmt. Er hatte das Thema nur deshalb noch nie angesprochen, weil Traynor es ihm ausdrücklich verboten hatte. Traynor rief nach van Slyke, doch der schien von der ganzen Geschichte nichts mitzukriegen. Traynor rief noch einmal van Slykes Namen, diesmal so laut, daß jeder in der Kneipe aufsah. Niemand unterhielt sich mehr. Außer der Musik, die aus der Jukebox dröhnte, war für einen Augenblick nichts zu hören.
Van Slyke kam langsam durch den Raum. Er haßte es, im Rampenlicht zu stehen, und jetzt spürte er, daß alle Blicke auf ihn gerichtet waren. Doch die meisten Gäste verloren schnell das Interesse und setzten ihre Unterhaltungen fort.
»Meine Güte, Werner«, sagte Traynor. »Du schlurfst ja vielleicht schwerfällig daher. Man könnte fast glauben, du bist achtzig und nicht erst dreißig Jahre alt.«
»Tut mir leid«, sagte van Slyke; sein Gesichtsausdruck blieb unverändert, höflich und ausdruckslos.
»Ich möchte dir eine Frage stellen«, fuhr Traynor fort.
»Wer hat sich um das Haus und um das Grundstück von Dr. Hodges gekümmert?«
Van Slyke sah
Weitere Kostenlose Bücher