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Todesengel

Todesengel

Titel: Todesengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Nachricht. Die Dienstreise ist genehmigt worden. Ich habe uns sogar schon Tickets besorgt. Im November fahren wir zusammen auf den Pathologen-Kongreß nach Miami.«
    Angela öffnete die Augen. »Ist ja toll«, erwiderte sie so sarkastisch wie möglich. »Nun lassen Sie mich endlich los!« Als Wadley seinen Griff lockerte, sprang Angela sofort von seinem Schoß. Doch er griff schnell nach ihrem Handgelenk. »Es wird phantastisch werden«, sagte er. »Der November ist in Miami der beste Monat des Jahres. Ich habe Zimmer im Fontainbleau reserviert. Das Hotel liegt direkt am Strand.«
    »Lassen Sie mich los!« schrie Angela mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Was ist denn los?« fragte Wadley. Er beugte sich etwas nach vorne, um Angela besser ins Gesicht sehen zu können. »Sind Sie wütend? Es tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe. Ich wollte Sie doch nur überraschen.« Dann ließ er ihre Hand los.
    Angela war außer sich vor Wut. Gedemütigt und verletzt stürmte sie in ihr Büro und knallte laut die Verbindungstür hinter sich zu. Als sie sich nach ein paar Minuten etwas beruhigt hatte und wieder normal atmen konnte, nahm sie ihren Mantel und verließ zornig das Labor. Wenigstens hatten Wadleys neuerliche, flegelhafte Annäherungsversuche sie jetzt angespornt, etwas gegen ihren Chef zu unternehmen.
    Im Laufschritt eilte sie hinüber zum Radiologie-Institut. Als sie den Dachvorsprung des Gebäudekomplexes erreicht hatte, verlangsamte sie ihren Schritt. Drinnen steuerte sie auf direktem Wege das Vorzimmer von Dr. Delbert Cantors Büro an.
    Da Angela sich vorher nicht angemeldet hatte, mußte sie fast eine halbe Stunde warten, bis Dr. Cantor Zeit für sie hatte. Als sie im Wartezimmer saß, fühlte sie sich schon viel ruhiger. Doch gleichzeitig überlegte sie auch schon wieder, ob sie nicht vielleicht doch, zumindest teilweise, für das Verhalten von Dr. Wadley mitverantwortlich war.
    »Bitte, kommen Sie herein«, sagte Cantor freundlich, als er endlich Zeit für Angela hatte. Er war von seinem unaufgeräumten Schreibtisch zur Tür geeilt, um seine Besucherin zu begrüßen. Damit Angela sich hinsetzen konnte, mußte er zunächst einen Stapel radiologischer Fachzeitschriften von einem Stuhl räumen. Dann fragte er Angela, ob sie etwas trinken wolle, doch sie lehnte höflich ab. Als auch er schließlich Platz genommen, seine Arme verschränkt und die Beine übereinandergeschlagen hatte, wollte er wissen, was er für sie tun könne. Doch jetzt, da Angela dem Leiter des medizinischen Personals persönlich gegenübersaß, war sie sich gar nicht mehr so sicher, ob sie sich diesem Mann wirklich anvertrauen sollte. All ihre Bedenken, die sie anläßlich seines Verhaltens gegenüber Frauen hegte, schossen ihr auf einmal wieder durch den Kopf. Zu allem Überfluß grinste er sie jetzt auch noch süffisant an; sein Gesichtsausdruck vermittelte ihr den Eindruck, daß für ihn ohnehin schon feststand, daß das, was ihr weibliches Gemüt bedrücken mochte, wohl von ziemlich geringer Bedeutung für ihn sein würde.
    »Es fällt mir nicht leicht, darüber zu reden«, begann Angela. »Ich bitte deshalb um Nachsicht. Ich habe lange überlegt, ob ich wirklich zu Ihnen kommen sollte, aber ich weiß nicht, was ich sonst tun sollte.«
    Cantor ermutigte Angela, mit ihrer Geschichte fortzufahren.
    »Ich bin gekommen, um Ihnen mitzuteilen, daß ich von Dr. Wadley sexuell belästigt werde.« Cantor rutschte ein Stück nach vorne und stellte beide Füße auf den Boden. Zunächst fühlte Angela sich durch Cantors Reaktion ermutigt; immerhin schien ihn die Sache zu interessieren. Doch dann sah sie, daß er immer noch so süffisant grinste. »Wann hat das begonnen?«
    »Wahrscheinlich schon an dem Tag, an dem ich in diesem Krankenhaus zu arbeiten angefangen habe«, erwiderte Angela. Eigentlich hätte sie den Satz noch näher erläutern wollen, doch Cantor gab ihr keine Gelegenheit dazu. »Wahrscheinlich?« fragte er und zog die Augenbrauen hoch. »Wollen Sie damit sagen, daß Sie sich nicht sicher sind?«
    »Am Anfang war es nicht so eindeutig«, erklärte Angela. »In der ersten Zeit habe ich geglaubt, daß er sich wie ein begeisterter Mentor verhält; er hat einen richtig väterlichen Eindruck auf mich gemacht.« Dann beschrieb sie ihm der Reihe nach, was alles vorgefallen war und in welchen Situationen Wadley die Grenze allmählich überschritten hatte. »Er hat jede Gelegenheit genutzt, mir möglichst nahe zu sein oder mich scheinbar

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