Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesengel

Todesengel

Titel: Todesengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
unauffällig zu berühren«, fuhr Angela fort.
    »Außerdem wollte er mir unbedingt familiäre Angelegenheiten anvertrauen, obwohl ich das als ziemlich taktlos und unangemessen empfunden habe.«
    »Das Verhalten, das Sie da gerade beschreiben, paßt durchaus noch in den Rahmen einer freundschaftlichen Beziehung oder zu seiner Rolle als Mentor«, sagte Cantor. »Ja, da haben Sie recht«, erwiderte Angela. »Deshalb habe ich auch bislang nichts gesagt. Das Problem ist aber, daß er immer aufdringlicher wird.«
    »Sie meinen, sein Verhalten hat sich geändert?« fragte Cantor.
    »Und wie!« antwortete Angela. Sie beschrieb Wadleys Verhalten in den letzten Tagen und daß er sie plötzlich nur noch »Schätzchen« nenne.
    »Also, ich persönlich habe nichts gegen ›Schätzchen‹ einzuwenden«, sagte Cantor. »In der radiologischen Abteilung nenne ich die Mädchen alle so.« Angela starrte ihn fassungslos an. Es bestand kein Zweifel mehr daran, daß sie bei Cantor an der falschen Adresse war. Trotzdem erzählte sie Cantor auch noch von dem letzten Zwischenfall, bei dem Wadley sie auf seinen Schoß gezerrt und ihr verkündet hatte, daß sie gemeinsam nach Florida fahren würden.
    »Ich weiß nicht, was ich zu der ganzen Geschichte sagen soll«, sagte Cantor, als Angela fertig war. »Hat Dr. Wadley jemals angedeutet, daß Sie Ihren Job verlieren könnten, wenn Sie seinen sexuellen Wünschen nicht nachkommen?«
    »Nein. Dr. Wadley hat nie versucht, mich mit einer solchen Drohung einzuschüchtern. Aber ich kann seine Zudringlichkeit nicht ertragen. Er benimmt sich rücksichtslos. Und das macht eine Zusammenarbeit sehr schwierig.«
    »Vielleicht reagieren Sie ein bißchen zu empfindlich. Wadley ist ein sehr ausdrucksstarker Typ. Sie haben doch selber gesagt, daß er enthusiastisch ist.« Als Cantor Angelas Gesichtsausdruck sah, fügte er schnell hinzu: »Ist ja nur eine Möglichkeit.«
    Angela stand auf und bedankte sich - obwohl es ihr schwerfiel - bei Cantor für das Gespräch. »Keine Ursache«, erwiderte er und stand ebenfalls auf. »Halten Sie mich auf dem laufenden, junge Frau. Ich verspreche Ihnen, daß ich mit Dr. Wadley reden werde, sobald sich die Gelegenheit ergibt.«
    Angela nickte. Als sie wieder in ihrem Büro saß, beschlich sie das ungute Gefühl, daß sich die Situation nach diesem Gespräch mit Cantor bestimmt nicht verbessern würde. Wenn sich überhaupt etwas ändern würde, dann wohl eher zum Schlechteren.
    Im Laufe des Nachmittags hatte David immer wieder bei John Tarlow vorbeigeschaut. Sein Zustand war unverändert. Als David am späten Nachmittag bei seiner letzten Tagesvisite das Zimmer von John betrat, hoffte er, daß sein Patient wenigstens wieder bei klarem Bewußtsein wäre. Doch leider war das nicht der Fall. John war ebenso teilnahmslos wie am Vormittag, vielleicht hatte sich sein Zustand sogar noch verschlechtert. Wenn man ihn energisch genug bedrängte, konnte er zwar noch seinen Namen nennen, und er wußte auch, daß er sich im Krankenhaus befand, doch schon bei der Frage nach der Jahreszeit oder dem Datum mußte er passen.
    Im Schwesternzimmer vertiefte David sich ein weiteres Mal in die inzwischen verfügbaren Laborwerte; sie waren fast alle normal. Die neue Blutuntersuchung hatte ergeben, daß sich die Anzahl der weißen Blutkörperchen etwas verringert hatte, doch in Anbetracht von Johns Leukämie wußte David nicht sofort, was er von der Entwicklung halten sollte. Auch das Ergebnis der ersten Stuhluntersuchung war inzwischen eingetroffen, und es war negativ; man hatte keine Krankheitserreger gefunden.
    »Bitte rufen Sie mich sofort an, falls Mr. Tarlow Fieber bekommt oder wenn irgendeine Verschlechterung seines Zustandes eintritt«, wies David die Schwestern an, bevor er die Station verließ.
    Er hatte sich in der Eingangshalle mit Angela verabredet. Das Wetter war inzwischen noch schlechter geworden. Es regnete in Strömen, und die Temperatur war empfindlich gefallen.
    Auf der Fahrt nach Hause erzählte Angela von dem neuesten Zwischenfall mit Dr. Wadley und von Cantors Reaktion auf ihre Beschwerde.
    David schüttelte den Kopf. »Wadley habe ich schon aufgegeben. Er ist ein Schwein. Aber von Cantor hatte ich eigentlich mehr erwartet; immerhin ist er der Leiter des medizinischen Personals. Auch wenn er völlig unsensibel sein mag - man muß doch wohl davon ausgehen können, daß er die Gesetze kennt und über die Verpflichtungen des Krankenhauses gegenüber den Mitarbeitern Bescheid

Weitere Kostenlose Bücher