Todesengel
Keller«, sagte David, nachdem er das letzte Fenster weggeräumt hatte. »Sie sieht viel neuer aus. Ich frage mich wirklich, ob sich hinter diesen Mauern etwas verbirgt.«
»Das verstehe ich nicht. Wieso?« fragte Nikki. David zeigte ihr die Treppe, die aus Granitstein gehauen worden war. Dann gingen sie weiter zu der mysteriösen Wand, die offensichtlich erst vor kurzem hinter der Treppe errichtet worden war. David erklärte seiner Tochter, daß sich hinter dieser Wand eigentlich ein dreieckiger Lagerraum befinden müsse. »Und was wird da gelagert?« fragte Nikki. David zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Wollen wir mal einen Blick riskieren? Vielleicht verbirgt sich hinter der Mauer ein Schatz?«
»Meinst du wirklich?« fragte Nikki gespannt. David schleppte einen Vorschlaghammer und einen Keil herbei. Als er den Hammer gerade ansetzen wollte, hörte er Angela von oben rufen; sie wollte wissen, was David und Nikki im Schilde führten. David sah Nikki an und legte verschwörerisch einen Finger über seine Lippen. Dann rief er zu Angela hinauf, daß sie so schnell wie möglich mit dem Holz nach oben kämen.
»Ich springe schnell unter die Dusche«, erwiderte Angela. »Danach können wir essen.«
»In Ordnung«, rief David zurück. Dann drehte er sich zu Nikki um und sagte etwas leiser: »Vielleicht hält deine Mutter nicht so viel davon, wenn wir hier ein Stück unseres Hauses zertrümmern.« Nikki kicherte.
Bevor David mit dem Hämmern begann, wartete er noch eine Weile, bis er ganz sicher sein konnte, daß Angela sich im zweiten Stock unter der Dusche befand. Dann klopfte er so lange auf einen Teil des oberen Mauerwerks ein, bis ein kleines Loch entstanden war.
»Lauf doch mal nach oben und hol eine Taschenlampe«, sagte David. Aus der Öffnung kam ein fauliger Geruch.
Während Nikki die Lampe holte, schlug David noch ein paarmal gegen die Mauer, um das Loch zu vergrößern. Dann holte er ein letztes Mal kräftig aus und schaffte es, einen ganzen Mauerziegel zu lösen. Als er den lockeren Stein aus dem Mauerwerk gezogen hatte, war auch Nikki mit der Lampe zurück. David wagte einen Blick hinter die Wand.
Was er dort sah, brachte sein Herz auf der Stelle zum Rasen. Er zog seinen Kopf so schnell durch die enge Öffnung zurück, daß er sich an den scharfen Kanten der Steine die Haut im Nacken aufritzte.
»Was hast du gesehen?« fragte Nikki. Der Gesichtsausdruck ihres Vaters gefiel ihr nicht.
»Es ist kein Schatz«, sagte David. »Ich glaube, du holst am besten mal ganz schnell deine Mutter.« Als Nikki gegangen war, vergrößerte David die Öffnung noch ein Stückchen. Schließlich erschien Angela im Bademantel.
»Was ist denn hier los?« wollte sie wissen. »Du hast Nikki ja ganz nervös gemacht.«
»Schau mal da rein«, erwiderte David nur. Er reichte Angela die Taschenlampe und deutete auf das Loch in der Mauer.
»Wehe, ihr wollt mir einen Streich spielen!« sagte Angela. »Nein, ganz bestimmt nicht«, versicherte David. »Oh, mein Gott!« rief Angela. Ihre Stimme hallte dumpf in dem kleinen Hohlraum wider.
»Was ist denn hinter der Mauer?« fragte Nikki nun wieder. »Ich will auch durch das Loch gucken.« Angela zog ihren Kopf aus der Öffnung und starrte David an. »Hinter der Mauer liegt eine Leiche«, sagte sie. »Und sie befindet sich dort offenbar schon eine ganze Weile.«
»Ein Mensch?« fragte Nikki ungläubig. »Darf ich ihn auch sehen?«
»Nein!« riefen David und Angela wie aus einem Munde.
Nikki protestierte zunächst, doch dann schien sie selbst nicht mehr so sicher zu sein, ob sie wirklich hinter die Mauer sehen wollte.
»Komm, laß uns nach oben gehen und das Kaminfeuer anzünden«, schlug David vor und zog seine Tochter zu dem Holzhaufen.
Während Angela die Polizei rief, versuchten David und Nikki, das Feuer in Gang zu bringen. Nikki stellte eine Frage nach der anderen, die David jedoch allesamt nicht beantworten konnte.
Eine halbe Stunde später bog ein Polizeiauto in die Einfahrt ein und hielt vor dem Haus der Wilsons. Nach Angelas Anruf hatten sich zwei Polizisten in Bewegung gesetzt.
»Mein Name ist Wayne Robertson«, stellte sich der kleinere von den beiden vor. Anstelle einer Dienstuniform trug er ein kariertes Flanellhemd und darüber eine gesteppte Weste. Auf dem Kopf hatte er eine Baseball-Mütze von den Boston Red Sox. »Ich bin der Leiter der örtlichen Polizeidienststelle, und das ist mein Stellvertreter Sherwin Morris.«
Sherwin berührte zum Gruß die
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