Todesengel
würde.«
»Du meinst, daß wir die Leiche von Dr. Hodges finden würden?« fragte David.
»Ich meine damit alles, was in den letzten Tagen passiert ist«, erwiderte Angela. »Das Wetter ist umgeschlagen, Wadley belästigt mich, Marjorie ist gestorben, Kelley macht dir das Leben zur Hölle - und jetzt finden wir auch noch eine Leiche im Keller.«
»Bei uns geht es eben effizient zur Sache«, sagte David. »Alles, was passieren konnte, ist auf einmal passiert. Dafür haben wir’s jetzt hinter uns!«
»David, ich meine es ernst, und…« begann Angela und wurde jäh unterbrochen, weil Nikki laut aufschrie. Blitzartig schossen David und Angela aus ihren Betten und rannten über den Flur in ihr Zimmer. Nikki saß im Bett und sah völlig benommen aus. Neben ihr hockte Rusty, und er schien genauso verwirrt zu sein. Sie nahmen sie mit in das große Schlafzimmer und krochen zusammen ins Ehebett. In den verbleibenden Stunden der Nacht hatte nur David zu leiden. Er war auf die äußerste Bettkante gedrängt worden, denn wenn man Nikki zu sich ins Bett einlud, mußte auch für Rusty Platz geschaffen werden.
Kapitel 14
Donnerstag, 21. Oktober
Am nächsten Morgen hatte sich das Wetter immer noch nicht gebessert. Es regnete zwar nicht mehr in Strömen, aber dafür war jetzt dicker Nebel aufgezogen; die Luft war feucht und klamm. Über ganz Vermont hing eine dichte Wolkendecke, und im Vergleich zum Vortag schien es auch noch kälter geworden zu sein.
Als Nikki gerade ihre Atemgymnastik machte, klingelte das Telefon. David nahm den Hörer ab. Da es noch sehr früh war, befürchtete er, daß es um John Tarlow ging. Doch zum Glück war es nicht das Krankenhaus, sondern am Telefon meldete sich eine Angestellte aus dem Büro der Staatsanwaltschaft; sie bat David um die Erlaubnis, eine Expertin vorbeischicken zu dürfen, die den Tatort noch einmal genauer inspizieren sollte.
»An welche Uhrzeit hatten Sie denn gedacht?« fragte David.
»Könnte unsere Mitarbeiterin vielleicht jetzt gleich bei Ihnen vorbeikommen?« fragte die Anruferin. »Sie wohnt ganz in Ihrer Nähe.«
»Von mir aus kann sie kommen«, antwortete David. »Wir sind noch etwa eine Stunde hier.«
»Gut, das wird genügen.«
Die Mitarbeiterin der Staatsanwaltschaft hielt sich an die Abmachung und klingelte bereits fünfzehn Minuten später an der Haustür. Sie war eine nette Frau mit feuerroten Haaren, die ein dunkelblaues Schneiderkostüm trug. »Bitte entschuldigen Sie die frühe Störung«, sagte sie und stellte sich als Elaine Sullivan vor.
»Das ist überhaupt kein Problem«, erwiderte David und hielt die Tür auf.
Er begleitete sie in den Keller und schaltete die Stehlampe an, um das leere Grab von Hodges anzustrahlen. Mrs. Sullivan holte zunächst einen Fotoapparat aus ihrer Tasche und machte ein paar Bilder. Danach bückte sie sich und stocherte mit ihrem Fingernagel in dem Schmutz herum, der am Boden lag. Währenddessen kam auch Angela die Treppe hinunter und schaute David über die Schulter. »Wie ich gehört habe, war die örtliche Polizei gestern abend hier«, sagte Elaine.
»Ja, die örtliche Polizei und ein Bezirks-Gerichtsmediziner«, erwiderte David.
»Ich glaube, ich werde dem Staatsanwalt nahelegen, die Angelegenheit noch einmal von der bundesstaatlichen Kriminalpolizei untersuchen zu lassen«, sagte sie. »Ich hoffe, das stört Sie nicht.«
»Eine sehr gute Idee«, pflichtete Angela ihr bei. »Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, daß die hiesige Polizei so genau weiß, wie sie mit einem Mordfall umzugehen hat.« Elaine nickte diplomatisch und sagte lieber nichts dazu. »Müssen wir jetzt warten, bis die Kriminalpolizei kommt?« fragte David.
»Nein, das ist nicht nötig«, erwiderte Elaine. »Irgendwann wird natürlich einer der Ermittler mit Ihnen sprechen wollen. Aber auch wenn Sie außer Haus sind, können die Leute von der Spurensicherung ja trotzdem schon ihre Arbeit erledigen.«
»Kommen die Leute heute?« fragte Angela. »Sie werden sich so schnell wie möglich an die Arbeit machen«, antwortete Elaine. »Wahrscheinlich kommen sie schon in ein paar Stunden.«
»Dann bitte ich Alice, gleich herüberzukommen und sie ins Haus zu lassen«, sagte Angela. David nickte. Nachdem die Assistentin des Staatsanwalts gegangen war, machten sich auch die Wilsons auf den Weg. Nach ihrem Krankenhausaufenthalt sollte Nikki heute zum erstenmal wieder in die Schule gehen. Vor Aufregung war sie schon ganz außer sich und hatte
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