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Todesfalle Triton

Todesfalle Triton

Titel: Todesfalle Triton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Primoberst Korvac deutete auf einen Stern im Sichtfeld, unwesentlich größer als andere große Sterne, die man hier, im Außenbezirk der Republik, sehen konnte. »Das ist Sol, das ist die Sonne …!« Plötzlich hatte der Erste Offizier der LAURIN das Gefühl, entschieden zuviel zu reden. Auch merkte er, daß seine Stimme heiserer klang als sonst, und daß er wie alle anderen auch aufgestanden war.
    Keiner sagte etwas. Tausend Worte sprangen Korvac auf die Zunge, aber weil alle schwiegen, schwieg auch er. Leicht fiel es ihm nicht, weiß Gott nicht, aber die Stimmung an Bord war gespannt, die Kommandantin unberechenbar, und viel zu oft mußte Korvac an Beller denken, den jungen Navigator. Dessen gebrochener Blick verfolgte ihn bis in seine Träume. General Ferròn hatte ihn erschossen. Über wem würde sich als nächstes ihr Zorn entladen?
    »Sol …« flüsterte die Kommandantin. »Die Sonne der Menschheit … unsere Sonne …«
    Taiman Korvac wunderte sich, denn ihre Stimme zitterte und hörte sich seltsam mild an. Aus den Augenwinkeln und verstohlen blickte er nach rechts, wo Anna-Luna Ferròn eben den Kommandostand verließ, nach vorn bis zur Frontkuppel ging und die ausgebreiteten Arme dagegenstützte, als wollte sie den großen Stern umarmen.
    »Zuhause«, sagte sie leise und als wäre sie den Tränen nahe. Korvacs Verwunderung steigerte sich zur Fassungslosigkeit.
    Aber nur für wenige Sekunden, denn dann machte eine andere Stimme der andächtigen Stille ein Ende – die harte und rauhe Stimme von Leutnant Herfryd Ulama. »Aufklärung an Kommandantin«, tönte sie aus dem Bordfunk. »Omegaraumer in 17 Süd, 23 Ost, Entfernung 0,874 Millionen Kilometer. Scheint Kurs auf den Planeten Neptun zu nehmen.«
    Die Kommandantin, noch immer gegen die Frontkuppel gestützt, reagierte nicht. »In das Sichtfeld mit dem Schiff«, antwortete Waller Roschen an ihrer Stelle. Der Direktor schwebte hinter dem Kommandostand.
    »Empfehle Aktivierung des Gravitonfeldes, meine Generalin«, sagte Korvac.
    »Wir sind hier im Herz der Republik.« Roschens mißbilligender Blick traf Korvac. »Wer sollte uns hier angreifen?«
    Anna-Luna Ferròn stieß sich von der Kuppel ab und ging zurück zum Kommandostand. »Kommandantin an Waffenleitstand – Gravitonfeld aktivieren«, sagte sie, während sie an Roschen vorbei die drei Stufen hinaufstieg. Sie ließ sich in ihren Sessel fallen. Irgend etwas schien sie ungewöhnlich stark zu berühren. »Kurs auf den Omegaraumer, Primoberst Korvac.«
    Der Erste Offizier bestätigte. Mit lauter Stimme, als wollte er auch die letzten Reste von Rührung und Beklommenheit vertreiben, gab er dem Bordhirn die Zielkoordinaten durch. Er blickte nach links und rechts durch die Frontkuppel. Zu beiden Seiten wölbten sich die Triebwerkswülste hinter dem niedrigeren Rumpf der Schiffsschenkel. Sie stießen Quantenplasmastrahlen aus. Die LAURIN beschleunigte. Mit 1,2 Prozent Lichtgeschwindigkeit steuerte sie den fremden Omegaraumer an.
    »Feuerleitstand an Zentrale«, dröhnte ein Baß aus dem Bordfunk. »Gravitonfeld steht.« Oberst Louis Rombre, Erster Waffeningenieur der LAURIN, stammte von Fat Wyoming. Wie die meisten Männer dieser Kolonie war er weit über zwei Meter groß und äußerst schwergewichtig, und wie die meisten Männer von Fat Wyoming verfügte er über eine entsprechend tiefe Stimme.
    Unter der Frontkuppel flammte das Viquafeld auf. In ihm nahm das geortete Schiff Konturen an. »ISD 240, ein Frachter der Klasse I oder ein Landungsschiff«, meldete Ulama von der Aufklärung auf Ebene II der Zentrale.
    »Höchste Gefechtsbereitschaft, Rombre!« befahl Anna-Luna. Der Waffeningenieur bestätigte.
    Langsam verstrichen die Minuten, die LAURIN näherte sich dem fremden Schiff. »Entfernung 0,173 Millionen Kilometer«, meldete die Aufklärung. »Ein starkes elektromagnetisches Feld umgibt den Neptunmond. Der Omegaraumer hängt darin wie die Fliege im Spinnennetz. Wenn Sie mich fragen, ist er manövrierunfähig.«
    »Es ist kein Großfrachter«, zischte Anna-Luna. »Es ist ein Landungsschiff, und nicht irgendeines, sondern die RHEINGOLD.«
    »Wir sollten ganz sicher sein, bevor wir entern«, mahnte Roschen.
    »Entern?« Anna-Luna stieß ein verächtliches Lachen aus. »Kommandantin an Gefechtsleitstand – halten Sie sich bereit, Rombre!« Dann nach links an Korvac gewandt: »Kurskorrektur! Nicht daß uns das verdammte Störfeld auch noch erwischt!«
    Roschen schwebte an Anna-Lunas Seite und beugte sich

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