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Todesfalle Triton

Todesfalle Triton

Titel: Todesfalle Triton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Ehrengäste statt – Musik als Waffe zu benutzen sei regelwidrig, außerdem verletze Rotmans Strategie die Grenze des Tabus, strenggenommen habe er seinen Gegner nämlich mit der Musik getötet.
    Gegen diesen Unsinn wiederum erhob sich begreiflicherweise eine Menge Einspruch aus der Anhängerschaft Rotmans. Er nahm an, daß sein Vater dahintersteckte. Jedoch machte er selbst der hitzigen Debatte ein Ende, indem er die Einsprüche der Moderatoren anerkannte und sich mit der Annullierung seiner Punkte aus der zweiten Runde einverstanden erklärte. Alle verstummten erstaunt, und Castor fiel die Kinnlade auf die Brust. Genau so hatte Rotman sich das vorgestellt.
    Die dritte Runde begann. Zurück unter die ISK-Kappen, zurück in die Sessel und in eine virtuelle Wirklichkeit, die den Spielern noch unvertrauter war als die Tropen des Planeten Berlin: Jeder fand sich im Kommandostand eines schweren Kreuzers wieder, jeder hatte einen Kampfverband zu befehligen, und jeder mußte die Flotte des anderen vernichten.
    Genausowenig wie sie je einen der sonnennahen Planeten gesehen hatten, waren sie je in einem Omegaraumer geflogen, geschweige denn, daß sie einen kommandiert oder gar eine Raumschlacht befehligt hätten. Möglicherweise war Rotman hier im Vorteil, denn sein Vater hatte all das getan. Auf ein derartiges Gefecht war er also vorbereitet. Castor jedoch auch, wie es schien, denn in weniger als einer Stunde löschten sie sich gegenseitig aus, und die Runde endete unentschieden.
    Weil Castor mit einem geringfügigen Vorsprung in die Schlußrunde des SPIELS gegangen war, entschied der Erste Moderator auf Gleichstand. Das brachte ihm Protest von der Fraktion um Rotmans Vater ein, doch Rotman selbst nahm die Entscheidung an. Und so kam es, daß er vier Stunden und neunzehn Minuten nach Beginn des Finales einem verunsicherten Gegner gegenüberstand. Der Kampf Mann gegen Mann sollte die Entscheidung bringen.
    Selbstverständlich versuchte Castor seine Unsicherheit und sein angeschlagenes Selbstvertrauen hinter übertriebener Aggressivität zu verbergen. Genau das hatte der Jüngere erwartet. Er tänzelte um seinen Gegner herum, wich seinen Angriffen aus, führte selber nur Scheinangriffe durch. Jedesmal, wenn er ihn berührte, zuckte Castor zurück und rümpfte die Nase. Der Gestank des alten Fischöls quälte ihn.
    So verstrichen Minuten – Scheinangriffe, ausweichen, wieder angreifen, wieder ausweichen. Die Anfeuerungsrufe von den Rängen schienen zu einer anderen Welt zu gehören. Castor gab ihnen schließlich als erster nach: Etwa zehn Minuten nach Eröffnung des Kampfes warf er sich auf Rotman. Der wich blitzschnell zur Seite, verstärkte noch Castors Bewegungsenergie, indem er ihn in die Richtung seines Angriffs stieß, und trat ihm gleichzeitig sein Sprungbein weg. Der Blonde schlug bäuchlings auf der Bühne auf. Die Menge tobte.
    Rotman aber hechtete auf seinen Gegner, drückte ihm den linken Unterarm in den Nacken, packte seine Stirn mit der Rechten und riß sie nach oben.
    Es knackte sehr häßlich.
    Castors Körper erschlaffte, sein Schädel knallte auf den Bühnenboden, und plötzlich herrschte Totenstille in der Arena. Sekundenlang, bis auch der letzte Anhänger Rotmans begriff. Grenzenloser Jubel folgte.
    Nach der Siegerehrung stand er in der Spielerkabine unter der Dusche. Er dachte bereits an den nächsten Kampf, denn nur wenige Wochen noch, und sie würden ihn holen. Seine Brüder und Eddyseven kamen in die Kabine. Sie hatten eine Botschaft seines Vaters. Der Kugler, dem der Alte sie diktiert hatte, spulte sie ab: »Klug und gut gekämpft, mein Sohn, ich bin stolz auf dich. Eine Krankheit hat mich überfallen, du mußt die Führung übernehmen. Mache dich mit deinen Brüdern und unseren Eidmännern auf den Weg nach Mississippi . Vor fünf Tagen ist dort der Omegaraumer des erwarteten Höchstgeehrten gelandet. Erweise ihm die Ehre, damit er hier in Tiborcohen die Herrschaft unserer Sippe protegiert, und rette gemeinsam mit ihm aus seinem Schiff, was du retten kannst, bevor sie kommen und die üblichen Beschlagnahmungen durchführen. Und hüte dich vor der Baldura. Wenn du all das getan hast, sammle, die uns lieben und die zu uns gehören. Kommt zur RUBICON, denn meine Zeit neigt sich dem Ende zu. Ich will Abschied nehmen …«
     
    *
     
    »Wir sind da!« Beiläufig registrierte Taiman Korvac, daß alle von ihren Sesseln aufstanden, sogar die Kommandantin, Anna-Luna Ferròn. »Wir sind im Sol-System!«

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