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Todesfalle Triton

Todesfalle Triton

Titel: Todesfalle Triton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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und die Gier der Echse zu verlassen.
    Rotman schleuderte das Seil hinüber in Castors Baum. Schon beim ersten Versuch erwischte er einen starken Ast etwa sieben Meter über dem Gegner. Er zerrte das Seil fest, wickelte es um Handgelenk, Ellenbogen und Knöchel, klemmte es zwischen die Schenkel und stieß sich ab. Durch die Feuerwand hindurch schwang er sich in die Krone des Nachbarbaumes hinüber. Viel zu spät feuerte Castor seine siebte Kaskade ab, um das Seil in Flammen zu schießen – Rotman kletterte längst seiner Deckung entgegen, als es brennend aus der Krone in die Feuerwand zwischen die Bäume fiel.
    »Bleib, wo du bist, Roter!« Castor zielte mit dem Fauststrahler auf Rotman.
    »Schieß doch, Rugov!« Unerbittlich kletterte Rotman nach oben. »Erschieß mich, dann ist das SPIEL entschieden!« Er erreichte den Ast, auf dem Castor Rugov stand. »Los, schieß doch!« Er riß die Machete aus der Rückenscheide und begann den Ast damit zu bearbeiten. Castor blickte sich nach der Bestie um – brüllend und fauchend tänzelte sie jenseits der Feuerwand hin und her. »Irgendwann wird das Gras heruntergebrannt sein!« rief Rotman. »Dann kommt das Biest zu uns …!« Seine Klinge fuhr tief in Castors Ast. »… zu dir!«
    Castor sprang, bevor der Ast brach. Ein paar Meter unter Rotman fiel er ins dichte Geäst und konnte sich festhalten. Der Rotschopf zog seinen Fauststrahler und warf ihn ins Feuer zwischen den Bäumen. Der Verzicht auf den Strahler brachte nach den Regeln dieser Spielrunde eine Waffe nach Wunsch ein.
    Rotmann kletterte nach unten, hieb die Klinge ins Geäst und zwang seinen Gegner, immer tiefer zu springen. Auf dem untersten Ast, knapp über dem Gras, ließ er sich fallen und riß Castor mit sich vom Baum. Er kam auf ihm zu liegen, schlug ihm die Faust ins Gesicht, warf ihn auf den Bauch und drückte sein Gesicht in den feuchten Boden. Flammen versengten ihre Kleider und Haare, hinter den Flammen brüllte die Bestie.
    Rotman öffnete seine linke Faust – etwa ein Dutzend akustische Mikroempfänger lagen darin. Während er Rugov mit den Knien und der flachen Machete bearbeitete, setzte er ihm die Module in die Haare und den Stoff seiner Weste. Irgendwann gab er der Gegenwehr des Blonden nach, rollte sich ab und richtete Castors eigenen Strahler auf ihn. Der bückte sich nach Rotmans Klinge und suchte das Weite. Einen Atemzug später war er schon im hohen Gras verschwunden.
    Rotman aber zog seinen Musikkristall aus dem rechten Ohr. Er berührte den Sensor an dessen Oberfläche, und im nächsten Moment erfüllten feine Klangfetzen atonaler Musik die Luft. Die Bestie knurrte, fauchte und spähte ins Grasland hinein. Mit weiten Sprüngen setzte sie Castor nach. Die dissonante Musik machte sie verrückt. Rotman kletterte zurück in den Baum.
    Bald drangen Entsetzensrufe aus dem Publikum in sein Bewußtsein. Es fiel ihm schwer, sie zu ignorieren. Aus etwa fünfundzwanzig Metern Höhe verfolgte er die Szene, die Castors Anhänger quälte: den Kampf zwischen ihm und der Bestie. Er währte nur kurz. Castor schaffte es noch, der Echse die Machete in den weichen Bauch zu stoßen, bevor sie ihn erschlug. Doch statt ihn zu fressen, riß sie seine Leiche in tausend Stücke, um die schräge Musik zum Verstummen zu bringen. Sie raste vor Schmerz und Wut. Bald sank sie erschöpft ins Gras und versuchte sich die Klinge aus dem Bauch zu ziehen.
    Rotman kletterte vom Baum. Noch immer hörte er Tonfolgen, Melodiefetzen, schräge Klänge und vollkommen arhythmische Akkordreihen. Manchmal schlug die Echse um sich, als wollte sie auch die letzte Quelle dieser quälenden Töne auslöschen. Rotman schlich sich von hinten heran und tötete sie mit den drei letzten Ladungen aus Castors Strahler.
    Das Licht in der Arena flammte auf, die Visuquantenfelder erloschen. Tosender Applaus erhob sich, aber auch Pfiffe wurden laut. Die beiden Spieler streiften die ISK-Kappen ab, stemmten sich aus ihren Sesseln und wankten in die Bühnenmitte, wo der Erste Moderator auf sie wartete, um den Sieger des zweiten Durchgangs zu verkünden.
    Castor bedachte Rotman mit haßerfüllten Blicken. Seine gebeugte Haltung und sein schleppender Gang verrieten, was seine Gesichtszüge zu verbergen suchten: Sein Selbstbewußtsein und seine Siegeszuversicht waren gebrochen. Mehr konnte Rotman nicht erwarten.
    Was dann folgte, ließ ihn kalt, denn er hatte damit gerechnet: Der Erste Moderator gab Einsprüchen aus dem Kreis seiner Moderatoren und einiger

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