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Todesfalle Triton

Todesfalle Triton

Titel: Todesfalle Triton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Feld hatte es vor etwa drei Stunden deaktiviert. Die einzigen Systeme, die seitdem noch funktionierten, waren der Roboter des Subgenerals und Yakus künstlicher Augapfel.
    Dennoch bewegte sich die RHEINGOLD. Mit einer Geschwindigkeit, die kein Gerät messen konnte, weil kein Gerät mehr mit Energie versorgt wurde, flog der Omegaraumer am Planeten Neptun vorbei. »Der Controgravstrahl zieht uns nicht auf den Planeten«, sagte Bergen. »Ich glaube, wir nehmen Kurs auf den Planetenmond.«
    Die Nordhalbkugel des Mondes war dunkel, an seinem Äquator und in den Regionen unterhalb davon herrschte graues Dämmerlicht. Nur der Südpol reflektierte Sonnenlicht; und das, obwohl das Zentralgestirn nicht viel größer als ein menschliches Auge erschien, so weit war es entfernt.
    »Geschafft!« rief Plutejo hinter ihnen. Jemand klatschte in die Hände, jemand seufzte, und Yaku sagte: »Dem Allmächtigen und Barmherzigen sei Dank!« Auf einmal flackerte die Notbeleuchtung auf. Merican Bergen ließ Venus' Hand los und lief zur zentralen Schnittstelle. Tigerns Tochter folgte ihm.
    Das Notlicht war nicht besonders hell, aber hell genug, um das Strahlen auf den Gesichtern Nigeryans, Plutejos und Oshiyans zu erkennen und Yakus leere Augenhöhle. »Wir konnten den Quantenkern des Bordhirns aktivieren«, sagte Heinrich mit seiner freundlichen, sanften Stimme.
    Man sah die Nanosonden nicht, die aus seiner Titanglasbrust und seinem Titanglasschädel ragten. An Plutejo vorbei führten sie in den von seiner Verblendung befreiten Sockel der Schnittstelle hinein. Heinrich hatte seinen eigenen Quantenkern, seine Energiequelle und Yakus Augapfelprothese samt ihrem Nanokammerkristall mit dem Bordhirn konfiguriert.
    »Es wacht auf«, triumphierte Plutejo vor der offenen Schnittstelle. »Sein Quantenfokus kehrt in einige Peripheriesegmente zurück.« Rasmuth stand auf und ging zu seinem Navigationsstand, Levian und Oshyan liefen hinunter auf Ebene II, um die Ortung und die Kommunikatoranlage zu testen. Nigeryan, der massige schwarze Kommandant, stieg in den Kommandostand und machte sich an seinen Instrumenten zu schaffen.
    Schnell erwies es sich, daß der Quantenfokus des Bordhirns – sein Arbeitsspeicher also – nur wenige Systeme des Landungsschiffes in Betrieb nehmen konnte. Die beiden Energiequellen waren einfach zu schwach. So blieb es unmöglich, ein Triebwerk hochzufahren oder gar das Gravitonfeld zu aktivieren.
    Doch immerhin funktionierte der Bordfunk wieder, und man konnte mit Cludwich und Goltz im Querholm des Schiffes Kontakt aufnehmen und mit einem halben Dutzend anderer Besatzungsmitglieder, die irgendwo an Bord in einer Kabine oder einem Funktionsraum eingeschlossen waren, weil die Schotts sich nicht mehr über die Sensoren öffnen ließen.
    Nigeryan informierte sie über die Situation und wies sie an, die Luken und Schotts manuell zu öffnen und in die Zentrale zu kommen. »Ein Controgravstrahl hat uns im Griff, und es sieht ganz danach aus, als wollte das Scheißding uns auf die Oberfläche des Neptunmondes Triton zerren.«
    Irgendwie schafften es Oshyan und Levian unten auf Ebene II, die Nahortung und die Infrarotortung wenigstens teilweise zu aktivieren. Einige der Visuquantenfelder funktionierten ebenfalls wieder, sogar das Hauptsichtfeld. Minutenlang dauerte es, bis es sich aufgebaut hatte, minutenlang, bis Venus ein Bild darin erkennen konnte: die südliche Hälfte von Triton. Der Himmelskörper glitzerte türkisfarben, blau und an manchen Stellen schneeweiß.
    »Wärmequellen über den ganzen Mond verteilt«, sagte Heinrich. Er hatte seinen eigenen Quantenfokus ins Aufklärungssegment eingeklinkt. »Sie konzentrieren sich im wesentlichen auf sieben Regionen, von denen jede wiederum wärmer ist als der Rest der Mondoberfläche. Wesentlich wärmer sogar, über zweihundert Grad Celsius, würde ich schätzen.«
    »Das klingt nach Biosphären«, meldete Oshyan sich aus dem Bordfunk. Yakubar, Bergen und Nigeryan nickten bestätigend.
    »In jeder dieser Regionen peilt die Infrarotortung zwanzig bis dreißig kleinere Wärmequellen an«, fuhr der blaue Kunstmensch fort. »Die Peilfelder bestätigen den Befund. Und innerhalb dieser kleineren Wärmequellen gibt es wieder viele einzelne Kleinstwärmequellen, zwischen hundert und zweihundert ungefähr. Meine These: Es sind Lebewesen.«
    »Zwanzig bis dreißig Städte oder Dörfer pro Biosphäre«, sagte Merican Bergen. »Jedenfalls Siedlungen. Ich bin Historiker, ich habe nie davon

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