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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Mädchen nachdenklich die Stirn in Falten.
    »Ich hatte nichts gegen ihn.«
    »Nicht einmal, als du herausgefunden hattest, dass er ein Dieb war?«
    Das Mädchen schniefte. »Ich wusste, dass er etwas Unrechtes getan hatte. Ich habe meiner Mutter gesagt, dass er die Eier gestohlen hat.«
    »Hat er es zugegeben?«
    »Ich habe ihn mit den Eiern entdeckt. Er konnte es nicht abstreiten.«
    »Warum sollte er Eier aus der Küche stehlen?«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Er hat bei deiner Familie gelebt und wurde auch von ihr verpflegt. Wozu brauchte er Eier?«
    Faife zuckte mit den Schultern. Sie hielt das wohl nicht für wichtig oder es interessierte sie nicht.
    »Ich kann nicht für ihn antworten.«
    »Warum bist du so sicher, dass er die Eier gestohlen hat?«
    »Das hab ich doch schon gesagt, oder?« Ein angriffslustiger Unterton schlich sich in ihre Stimme.
    »Aber woher wusstest du es?«, drängte Fidelma.
    »Weil ich ihn mit den Eiern entdeckt habe.«
    »Wie war das genau?«
    Das Mädchen zögerte einen Moment.
    »Enda teilte sich mit meinem Bruder und den beiden Lehrlingen ein Zimmer. Dahin bin ich gegangen.«
    »Warum?«, unterbrach Fidelma sie.
    Diesmal zögerte das Mädchen nicht.
    |410| »Ich wollte Enda zum Schreibunterricht holen, den Mutter uns täglich gibt.«
    »Und?«
    »Er saß mit den Eiern auf seinem Bett. Es ist meine Aufgabe, jeden Morgen ins Hühnerhaus zu gehen und die Eier einzusammeln. Das hatte ich auch an diesem Morgen getan und die Eier in die Küche gebracht. Von da hat er sie geklaut.«
    »Hast du ihn gefragt, woher er die Eier hatte?«
    Das Mädchen kicherte.
    »Er hat behauptet, er hätte sie unter seinem Bett gefunden. Natürlich hat ihm niemand geglaubt. Jedenfalls sagte ich ihm, ich würde die Eier zurückbringen.«
    »Und hast du das getan?«
    »Ich war gerade auf dem Weg in die Küche, als meine Mutter kam. Enda war schon abgehauen. Meine Mutter fragte mich, was ich mit den Eiern tat. Da musste ich ihr die Wahrheit sagen, denn das ist wichtig, oder?«
    Fidelma betrachtete das ernsthafte Gesicht des Mädchens und seufzte.
    »Was hat deine Mutter gesagt?«
    »Mama sagte, Enda würde eine ordentliche Tracht Prügel bekommen, wenn Papa heimkäme.«
    »Und bekam er die?«
    Faife zog missbilligend einen Schmollmund.
    »Papa sagte, er dürfe Enda kein Haar krümmen. Wir kriegen Prügel, wenn wir etwas ausgefressen haben. Warum galt das nicht für Enda?«
    »Wie werdet ihr geschlagen?«
    »Für gewöhnlich haut uns Mama mit einer Rute auf die Unterschenkel.«
    »Geh zu deinem Platz zurück, Faife«, sagte Fidelma leise. So wie sie das Gesetz verstand, war körperliche Züchtigung |411| nicht nur bei Ziehkindern verboten, sondern generell bei allen Kindern. Ein Klaps mit der flachen Hand war das Einzige, was erlaubt war. Sie überlegte, ob sie darauf hinweisen sollte, und beschloss dann, bis zur Urteilsverkündung damit zu warten.
    »Ist der Nachbar, dessen Honig gestohlen wurde, hier?«, fragte Fidelma nun laut.
    »Mein Honig wurde gestohlen.« Ein dünner, blass aussehender Mann erhob sich von seinem Platz. Er trug wollene Hosen mit Lederflicken, eine Jacke mit kurzen Ärmeln und Stiefel. »Ich heiße Mel, Lady. Ich bin ein Nachbar von Colla und Dublemna.«
    »Und du hast Bienen?«
    »Keine Sorge.« Der Mann grinste. »Ich weiß alles über das
Bechbretha
, das Gesetz über Bienenzucht, und kann dir versichern, dass ich meinen vier Nachbarn gegenüber die erforderlichen Zugeständnisse mache. Sie haben die Erlaubnis, Schwärme aus meinen Bienenstöcken zu behalten. Dafür bin ich vor Klagen wegen unbefugten Eindringens auf fremdes Gebiet geschützt. Da Colla aber keine Bienen haben will, bekommt er stattdessen Honigwaben von mir. Ich kenne also das Gesetz und halte mich daran.«
    Fidelma blickte den Bauern ernst an.
    »Das ist gut. Uns wurde berichtet, aus deinen Bienenstöcken seien Honigwaben entwendet worden?«
    »Ja, das stimmt. Ich bemerkte vor einigen Wochen, dass Waben fehlten, und ging bei meinen Nachbarn vorbei, um sie zu warnen, dass ein Dieb in der Gegend sein könnte. Es verschwand jedoch immer nur eine Wabe, und auch das geschah selten. Es schien mir so belanglos. Erst nachdem der Junge im Teich ertrunken war, erzählte Dublemna mir, sie hätten die Überreste einer Honigwabe bei seinen Sachen gefunden. Natürlich |412| würde ich meinen Nachbarn nicht für das verklagen, was der Junge getan hat, auch wenn Colla sein Ziehvater war.«
    Fidelma seufzte innerlich tief auf, als sie den

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