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Todesfessel - Franken-Krimi

Todesfessel - Franken-Krimi

Titel: Todesfessel - Franken-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Backert
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und an den Fingern. Ihr Lodenmantel verströmte leichtes Mottenkugelaroma. Trägt sicher auch gern Hut … Er zwang sich wieder zurück ins Gespräch.
    »Ich bin Kommissar Herrmann, ich leite die Ermittlungen in diesem Fall, Frau …?«
    »Gröger, Dorothee Gröger.« Sie knetete nervös ihre kurzen, breiten Hände. Zwei Eheringe saßen tief und fest übereinander auf ihren gut gepolsterten Fingern. »Ich wohne in der Theatergasse, über dem ehemaligen Warenhaus Montag.«
    »Ah ja – dort habe ich mir meinen ersten Teppichboden gekauft, irgendwann Anfang der Achtziger!« Verspannung lösen, locker machen …
    Sie rang sich ein höfliches Lächeln ab und schwieg.
    »Jaa, Frau Gröger, wie war das denn Freitagnacht, was haben Sie da genau gesehen? Standen Sie am Fenster?«
    »Nein, ich war draußen, meine Molly musste noch mal dringend raus, bei Vollmond spielt die immer verrückt.«
    »So, Sie haben also Ihre Molly noch mal Gassi geführt … wann und wo genau sind Sie da mit ihr entlang, Frau Gröger?«
    »Das war so kurz vor halb zwei. Wenn’s so spät nachts ist, gehen wir immer nur kurz gradaus, vor dem Theatereingang über den Schlossplatz und drehen dann an der Schwarzen Allee wieder um.«
    »Am Palais Edinburgh, bei der IHK ?«
    »Genau, Herr Kommissar. Und grad als wir umgedreht sind, seh ich seitlich am Theater eine Tür aufgehen, diesen Nebeneingang oder Künstlereingang da.«
    »Interessant!« Charly formte mit den Fingerspitzen ein Dach. »Bitte, Frau Gröger, ich bin ganz Ohr!«
    »Ja, und aus der Tür kam diese Gestalt raus … sie … oder er …« Sie brach ab.
    »Sie … oder er?«, wiederholte Charly fragend.
    »Ja, das Mondlicht war ja sehr hell, aber wir waren bestimmt zwanzig Meter entfernt … eine große Gestalt, so komisch unförmig, eher wie ein dicker Mann, aber mit langen Locken wie eine Frau …« Sie schüttelte sich und redete dann immer schneller. »Und das Allerschlimmste, dann dreht sich diese … diese Gestalt zu uns herum – und ein schneeweißes, ein wirklich schneeweißes Gesicht glotzt uns an, wie ein Gespenst«, sie verfiel in breiten Dialekt, »mir löfft ja jetzt noch die Gänshaud nauf und nundä!« Wieder schüttelte sie sich. »Mei Molly und ich, wir waren ja wie angewurzelt, stocksteif standen wir da! Gott sei Dank ist der … ist die … ist diese Gestalt dann schnell ins Auto gestiegen und weggefahren!« Sie schnaufte tief durch und war sichtlich mitgenommen.
    »Sehr gut, Frau Gröger, das ist sehr gut!« Charlys Kugelschreiber flog über das Papier. »Welches Auto war das? Haben Sie das Kennzeichen gesehen?«
    »Na, Coburg halt! CO ! Und das Auto war so ein kleines weißes. Aber mehr dürfen Sie mich da nicht fragen, da kenne ich mich überhaupt nicht aus!«
    »Ein kleines weißes … Wunderbar, Frau Gröger, ganz wunderbar … hat dieser Mann … oder diese Gestalt … irgendwas bei sich gehabt, eine Tüte, eine Tasche oder einen Rucksack?«
    »Nein, das wär mir ganz bestimmt aufgefallen!«
    »Da stimmt doch was nicht, Charly.« KOK Michael Pfaff alias Schnauzer hatte sein Spezialkämmchen herausgeholt und bearbeitete mit äußerster Sorgfalt seinen buschigen schwarzen Schnurrbart. »Wenn der Typ nicht nur ein Hirngespinst von dieser Gröger ist, dann kann’s um diese Uhrzeit nur der Täter gewesen sein.« Er säuberte das Kämmchen mit einer geübten Bewegung zwischen Daumen und Zeigefinger, richtete es dann direkt auf Charly. »Aber der Täter kann doch nicht mit leeren Händen herausmarschiert sein, er muss Kims Kleidung mitgenommen haben!«
    »Weiß schon, wir stellen das ganze Landestheater seit Samstag auf den Kopf und haben noch nix gefunden«, sagte Charly. »Keine Tatwaffen und keine Spur von ihrer Kleidung.«
    Sein Blick wanderte wieder über die Fotowand.
    Der nackte weiße Körper der Tänzerin … blutverschmiert, verschnürt und an den schwarzen Stuhl gebunden …
    Er fingerte nach dem Päckchen Wrigley’s in seiner Brusttasche, schob langsam einen stanniolverpackten Kaugummistreifen aus seiner Papierhülle. Er stutzte. Schob den Streifen wieder zurück. Wieder heraus. Nahm dann sein Gegenüber ins Visier.
    »Es gibt noch eine Möglichkeit, Schnauzer«, sagte er mit heiserer Stimme.
    Ein ratloser Blick. »Wie denn?«
    »Er hat ihre Sachen selbst angezogen. Unter seinen eigenen. Hat Kims Kleidung auf seinem eigenen Körper rausgetragen.«

Montag
    14:05 Uhr – SOKO Franken
    »… und damit darf ich Sie noch mal herzlich bei uns begrüßen, der SOKO

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